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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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versuchen.«
    »Nein«, murmelte er, »müssen Sie nicht.«
    »Seien Sie vorsichtig«, warnte sie ihn. »Der Untergrund kann rutschig sein.«
    »Ich wünschte, Sie wären vorhin da gewesen, um mir das mitzuteilen«, erwiderte er wütend.
    »Das war ich«, sagte sie.
    Er sah sie überrascht an.
    »Sie haben es nur nicht mitbekommen.«
    Sie grinste ihn an, was die Bemerkung für ihn wie eine Beleidigung aussehen ließ. »Wenn wir unser Ziel erreicht haben«, sagte er, »gewähren Sie mir vielleicht ein paar Stunden Unterricht im Nichtstürzen.«
    Sie kamen nur langsam voran. Das Gelände war steil, und einige Male weigerte sich Galen weiterzugehen. Michael tätschelte den Hals des Pferdes, um es zu beruhigen, aber das Tier schien zu spüren, was sein Reiter gerade empfand - die Hilflosigkeit, die man in Gefangenschaft verspürte.

    Endlich erreichten sie den Gipfel. Michael sah nach unten ins Tal. Er kannte die Aussicht zwar schon, aber er war noch nie zu dieser Jahreszeit hier oben gewesen, wenn die Bäume noch nicht belaubt waren. Ein völlig neues Bild bot sich ihm. Er sah die andere Hälfte des Sees, wo er sich zu dem Fluss verjüngte, aus dem er sich vermutlich speiste. Die Masten mit den Relaisstationen, die über die Baumwipfel emporragten, schienen völlig anders angeordnet zu sein. Die älteren bestanden aus blankem Metall - schwärzliche, hässliche Denkmäler des anfänglichen Siegeszugs des Fortschritts. Andere waren als Tannen verkleidet, um das Auge der BMW- und Porsche-Fahrer nicht zu beleidigen, die einstmals unter ihren Schatten hinweggerast waren, auf dem Weg zu irgendwelchen furchtbar wichtigen Meetings.
    Er lauschte. Wieder nur Vögel und das Rauschen des Windes - keine Autos, keine Laster, keine Musik oder Stimmen aus Lautsprecherboxen, nur die leisen Geräusche der Natur. Selbst in seiner verzweifelten Lage konnte er die Ruhe genießen. Seine Kidnapperin wandte nichts gegen die kurze Pause ein, und er nahm an, dass sie sich ebenfalls nach diesem Frieden sehnte, mochte er auch nur von kurzer Dauer sein.
    Schließlich sagte sie: »Los, wir müssen weiter.«
    Sie begannen mit dem Abstieg. Nach einer kurzen Wegstrecke sagte die Frau: »Da vorne gabelt sich der Pfad. Halten Sie sich links.«
    »In Ordnung«, sagte er. Er erzählte ihr nicht, dass er die Gabelung kannte; diese Abzweigung hätte er auch nehmen müssen, um zu dem kontaminierten Gebiet zu gelangen, wo sie damals die verdächtigen aktiven Bakterien gesammelt hatten, die ihn jetzt wieder hierher gebracht hatten. Er hielt es für das Beste, den Grund seines Ausflugs so lange für sich zu behalten, bis er nicht mehr darum herumkam, davon zu berichten.
    Er drehte sich, so weit es der sperrige Schutzanzug erlaubte, um. »Wie heißen Sie eigentlich?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort.

    »Lorraine«, sagte sie schließlich. »Abgekürzt Lany.«
    »Lany«, wiederholte er. »Und Ihr Nachname?«
    Erneutes Schweigen. Dann: »Dunbar.«
    »Normalerweise würde ich sagen: ›Freut mich, Sie kennenzulernen, Lany‹, aber unter diesen Umständen wäre das gelogen. Aber wie dem auch sei, ich heiße Michael Rosow.«
    Sie sagte nichts.
    »Meine Frau heißt Caroline.«
    Wieder sagte sie nichts.
    »Und wir haben eine Tochter, Sarah Jane. Ein süßer kleiner Rotschopf …«
    »Genug geplaudert«, sagte sie. »Reiten Sie weiter.«
    Du musst ihr Interesse für dich wecken, dachte er. Sie muss dich als Menschen betrachten.
    »Ach, und gerade dachte ich, dass wir …«
    Er hörte ein metallisches Klicken. »Ich sagte, genug. Vielleicht sollten Sie Ihren Helm absetzen, damit Sie mich besser hören können.«
    Sie weiß tatsächlich, was sie tut, dachte er.
    Die nächste Stunde waren sie mit dem mühseligen Abstieg beschäftigt. Manchmal fiel der Pfad nur sanft ab, dann wieder war er so steil, dass Michael wusste, Lany Dunbar musste zu Boden sehen, um das Gleichgewicht zu halten, und das waren die Momente, in denen er an Flucht dachte. Wenn er davongaloppierte, würde sie auf ihn schießen? Er wusste es nicht. Was wollte sie von ihm? War sie eine allein lebende Frau, die einen Mann brauchte? Wenn dem so war, wollte sie ihn zu ihrem Sklaven machen? Wie wollte sie ihn gefangen halten, wenn er für sie arbeiten sollte - mit Fußketten?
    All diese Fragen und noch mehr wirbelten ihm durch den Kopf. Aber letztlich wusste er, sein wichtigstes Ziel war, am Leben zu bleiben, sodass er zu Frau und Kind zurückkehren konnte. Und das ließ sich am ehesten erreichen, wenn er

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