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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Alejandro wurde schwer ums Herz. Er hatte gehofft, dass die Zeit, in der das
Raubrittertum Angst und Schrecken verbreitete, inzwischen ein Ende gefunden hatte, aber das war offensichtlich nicht der Fall. Nachdem so viele französische Lehnsherren bei Poitiers und in den nachfolgenden Schlachten gefallen waren, sahen sich Hunderte von Rittern ihres Lebensunterhalts beraubt. Deshalb hatten sie sich zusammengeschlossen - zu Banden, die keinem Herrn verpflichtet waren. Sie wurden zum Schrecken aller ehrbaren Reisenden; und diese Bande war offenbar so verzweifelt, dass sie sich entschlossen hatte, selbst Reisende zu überfallen, die unter dem Schutz des Papstes standen.
    Während vier der Soldaten den Beschuss durch die Räuber mit ihren Pfeilen erwiderten, stellten sich zwei andere schützend vor de Chauliac. Weitere zwei - einer davon war Philomène - kümmerten sich um ihren verwundeten Kameraden.
    All das nahm Alejandro im Bruchteil einer Sekunde wahr. Er drehte sich um und fasste Guillaume an den Schultern. »Bist du verletzt?«
    Die Stimme des Kindes zitterte vor Angst. »Nein, Grand-père …«
    »Dann halte dich dicht bei diesem Felsen, während ich nach dem Mann dort auf dem Boden sehe. Geh nicht weg, damit dir nichts passiert. Hast du verstanden?«
    Der Knabe nickte ängstlich, und Alejandro drückte ihn kurz an sich, um ihm Mut zu machen. Dann wandte er sich dem Verwundeten zu, der mit zuckenden Gliedmaßen auf dem Rücken lag. Er drängte sich zwischen Philomène und ihren verwirrten Kameraden. Seitlich aus dem Hals des Mannes ragte der Schaft eines Pfeils, ohne dass die Spitze auf der anderen Seite zu sehen gewesen wäre.
    »Er steckt fest; eine solche Wunde habe ich schon einmal gesehen«, sagte er in der Hoffnung, damit herunterzuspielen, was zu tun er im Begriff war. »Wir müssen den Pfeil langsam herausziehen und ein Tuch an seinen Hals drücken, um die Blutung zu stillen.«

    »Nein«, hörte er zu seiner Überraschung neben sich jemanden sagen. Es war Philomène. Mit gesenkter Stimme fuhr sie fort: »Zuerst müssen wir ihn drehen, damit das Zittern aufhört. Wenn wir das nicht tun, könnte der Strang, der den Körper mit dem Hals verbindet, durchtrennt werden. Wir müssen darauf achten, dass wir ihm keinen Schaden zufügen, wenn wir ihm zu helfen versuchen.«
    Vor Schädigung bewahren. Diese Worte waren Teil des Eids, den er nach Beendigung seiner Studien in Montpellier abgelegt hatte.
    Er rückte zur Seite und überließ Philomène das Feld. Er warf einen Blick zu de Chauliac, der den verkleideten Soldaten über die Schulter seiner Leibwache hinweg aufmerksam beobachtete. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Franzosen war Alejandro vertraut, viele Male hatte er ihm selbst gegolten: kritisch, anerkennend, skeptisch und gleichzeitig stolz. In diesem Moment begriff Alejandro, dass er nicht der einzige Schüler in dieser Reisegesellschaft war.

8
    »Was tragen Sie unter diesem Anzug?«, fragte die Frau Michael.
    »Unterwäsche«, sagte er.
    »Dann sollten Sie ihn wohl besser anbehalten.« Sie ritt zu seinem Pferd; Galen protestierte nicht, als sie sich den Sattel vornahm und die Satteltaschen durchsuchte. Einen Moment lang musterte sie die Zahnbürstendosen mit den Wattestäbchen, dann legte sie sie wieder zurück. Die zusätzliche Munition ließ sie in eine ihrer Taschen gleiten. Nachdem sie sich versichert hatte, dass er keine weiteren Waffen dabeihatte, beugte sie sich nach vorne, die Augen immer noch auf Michael geheftet, und zog den Revolver unter dem Gurt vor. Sie musterte ihn kurz, dann steckte sie ihn in die andere Tasche.

    Als sie seine bestürzte Miene sah, sagte sie: »Keine Sorge, er bekommt ein gutes neues Zuhause.«
    »Ach, da bin ich aber froh«, erwiderte Michael mit bitterer Stimme.
    »Sie sind Brite«, sagte sie.
    »Wie schön, dass Sie das bemerken. Und Sie sind ein Yankee.«
    »Und stolz darauf«, sagte sie. »Sie dürfen jetzt wieder auf Ihr Pferd steigen.«
    Michael tat, wie ihm geheißen, wenn es in dem Anzug auch nicht ganz einfach war. Sie unternahm keine Anstalten, ihm zu helfen, sondern deutete nur mit der Hand zur Bergspitze: »Dort geht’s lang.«
    »Wohin bringen Sie mich?«, fragte Michael.
    Statt ihm zu antworten, sagte sie nur: »Bleiben Sie auf dem Weg - er ist bis zum Gipfel frei passierbar, besser als die Straße jedenfalls. Ich bin direkt hinter Ihnen. Da Sie Polizist sind, muss ich Ihnen vermutlich nicht sagen, was geschieht, wenn Sie irgendwelche Dummheiten

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