Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Chauliac.
Als Kate nach dem langen und enttäuschenden Jagdausflug in die Frauengemächer zurückkehrte, hielt die Nurse eine Botschaft für sie bereit. »Master Chaucer wartet auf Euch, Lady«, flüsterte sie ihr verstohlen zu. »Es scheint ihm in der Tat sehr daran gelegen, mit Euch zu sprechen. Er hat bereits eine Furche in die Steine Eures Balkons getreten!«
Kate löste die Bänder an ihrem Umhang und warf ihn auf dem Weg zur Balkontür achtlos auf eine Bank. Als Chaucer sie kommen hörte, drehte er sich um, und ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Sie schritt zielstrebig auf ihn zu und warf sich in seine Arme, gerade als der jüngere der beiden Wächter an der Tür anlangte. Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie, dass die Nurse den Arm ausstreckte und den Mann aufhielt, der sie daraufhin erstaunt ansah.
»Lasst die beiden in Ruhe«, hörte sie die Nurse sagen. Die Stimme der alten Frau klang scharf und gebieterisch. »Stellt euch vor, wie es ist, wenn man seiner Liebsten unter den Augen von jemandem wie euch den Hof machen muss! Und was meint ihr, wohin sie verschwinden könnten, die Schlossmauer hinunter?«
Der Mann trat verlegen zurück, als hätte ihn die eigene Mutter gescholten.
Gott segne Euch, liebe Nurse, dachte Kate, während sie ihren
Komplizen umarmte. Mit einem Auge behielt sie die Wachen im Auge, um sicherzugehen, dass sie zu ihnen hersahen. Nachdem sie sich von Chaucer gelöst hatte, setzte sie sich auf eine Bank und zog ihn neben sich.
»Einen Kuss«, sagte sie. Sie rückte näher zu ihm und schloss die Augen.
Chaucer sah sie unverwandt an, neigte sich jedoch nicht zu ihr, um sie zu küssen. Nach ein paar Sekunden öffnete Kate die Augen.
Erst dann küsste er sie, und ihre Lippen lagen länger aufeinander, als es nötig gewesen wäre.
»Eure Augen sind von einem solch wunderbaren Blau«, sagte er, als er sich von ihr löste.
Sie wurde rot, wie bei ihrem ersten Kuss, und sie spürte die Hitze in ihren Wangen. »Wir haben ihnen ein überzeugendes Schauspiel geboten«, sagte sie. »Bald wird der König anfangen, Fragen zu stellen. Was werdet Ihr ihm sagen?«
»Dass ich Euch bezaubernd finde, anbetungswürdig.«
»Dann müssen wir meine Flucht vorbereiten, bevor er Euch verbietet, mit mir zusammenzutreffen, was er wohl tun wird, und zwar bald, falls er durch unsere ›Liebelei‹ seine Absichten gefährdet sieht.« Sie rutschte ein kleines Stück von ihm weg. »Diesen ganzen schrecklichen Tag lang habe ich kaum etwas anderes getan, als darüber nachzudenken, wie ich von hier fortkommen könnte. Mir fällt nur eine Möglichkeit ein, wie ich meinen Wächtern entkommen kann. Es gibt einen Durchlass, den ich einmal als kleines Mädchen benutzt habe.«
Er sah sie erstaunt an. »Gütiger Himmel, Lady, warum habt Ihr das bisher noch nicht versucht?«
»Weil ich zum einen nicht weiß, ob es ihn noch gibt. Es war ein Riss in der Schlossmauer, und es kann gut sein, dass er in der Zwischenzeit geschlossen wurde. Und zum anderen, weil ich schon damals kaum hindurchpasste, als ich noch ein Kind war. Mittlerweile bin ich um einiges größer. Aber es gibt noch einen Grund«, fuhr sie fort. »Mein Sohn. Sie drohen damit,
sich an ihn zu halten, wenn ich fliehe.« Sie ergriff seine Hände und drückte sie. »Aber ich kann es nicht länger ertragen, hier eingesperrt zu sein! Ich gehe zugrunde, wenn ich hierbleiben muss - erst recht, wenn ich diesen abscheulichen Benoît heiraten muss!«
»Ihr habt ihn gesehen?«
»Ja, und aus geringerer Entfernung, als mir lieb war«, sagte sie mit einem Schaudern. »Zuerst war ich mir nicht sicher, aber im Laufe der Jagd bemerkte ich, dass zwischen ihm und seinem Vetter de Coucy des Öfteren die Worte hin und her gingen. Selbst de Coucy muss verwandtschaftliche Bande dieser Art armselig finden! Ich würde es nicht zugeben, mit ihm verwandt zu sein, selbst wenn er mein Bruder wäre. Mein Gott, er ist so widerwärtig! So wahr Gott mein Zeuge ist, Chaucer, ich schneide ihm die Lippen mit einer Scherbe aus dem Gesicht, wenn er jemals versuchen sollte, mich mit ihnen zu berühren.« Einen kurzen Moment lang schien Kate von dieser Schreckensvorstellung gefangen, und Chaucer wartete, bis sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte.
»Teure Lady, es gibt etwas, das ich Euch sagen muss. Und ausnahmsweise sind es Neuigkeiten, die Euch gefallen werden.«
Sie sah ihn rasch an. »Gute Neuigkeiten sind fürwahr etwas Seltenes«, sagte sie. »Ich bitte
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