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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Sohn über den Nacken und die nackte Brust. Es war viel kälter als das Wasser zuvor, aber es schmolz sofort, was genug über Steldors Körpertemperatur verriet. Es dauerte nicht lange, da war der Eimer leer, und London machte sich auf, ihn erneut zu füllen. Im Gehen warf er Cannan noch eine Bemerkung zu.
    »Ich schicke Galen rein.«
    Der Haushofmeister hatte die ganze Zeit über Wache gehalten, und an den Mienen der beiden Männer konnte ich ablesen, dass sie sich um ihn sorgten. Auch wenn der junge Offizier anscheinend in Ruhe gelassen werden wollte, war das sicher nicht gut für ihn, außerdem würde er inzwischen auch wieder Schlaf brauchen. Wenn ich diesen Gedanken weiterdachte, musste ich mich zwangsläufig fragen, wann Cannan und London sich selbst etwas Ruhe gönnen, wann sie aufhören würden, unser Wohl über das ihre zu stellen.
    Galen nahm Londons Platz ein. Mit dem gefüllten Eimer in der Hand ließ er sich seinem Ersatzvater Cannan gegenüber auf die Knie fallen und sah seinen besten Freund besorgt an. Cannan bediente sich sogleich von dem Schnee und schien davon auszugehen, dass London Galen bereits über Steldors Zustand informiert hatte.
    »Was kann ich tun?«, fragte der junge Offizier vor Erschöpfung und Kummer zitternd. Aber immerhin hoffte er offenbar noch, dass Cannan daran glaubte, es gäbe überhaupt etwas zu tun.
    »Leg dich hin«, erwiderte Cannan barsch und sah nicht einmal auf.
    Die Antwort kam postwendend. »Ich kann nicht.«
    »Du musst. Du musst auf dich selbst achten, bevor du dich um andere kümmerst.«
    Galen sah Cannan verzweifelt an. Er wollte nicht untätig bleiben, während wenige Schritte von ihm entfernt das Leben seines Freundes auf dem Spiel stand.
    »Vielleicht solltest du deinen eigenen Rat beherzigen«, antwortete er.
    »Lass es, Galen. Tu einfach, was ich sage.«
    Die Selbstbeherrschung des Hauptmannes hing an einem seidenen Faden. Seine Haltung war starr, und er warf immer noch keinen Blick in die Richtung des Jüngeren. Er war so kurz davor, die Fassung zu verlieren, dass der Augenkontakt vielleicht schon zu viel sein konnte. Wir alle spielten dieses heikle Spiel und vermieden Kleinigkeiten, die unvermeidlich zum Zusammenbruch geführt hätten, während wir versuchten, mit den größeren Problemen zurechtzukommen.
    Galen gab sich wenig Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen, doch immerhin stand er langsam auf, kehrte dem stöhnenden und sich qualvoll windenden Steldor den Rücken zu und begab sich zu seinem Lager aus Fellen und Decken. Nach ein paar weiteren Minuten setzte ich mich wieder ans Feuer, obwohl ich wusste, dass auch ich vernünftigerweise lieber hätte schlafen sollen. Aber ich wollte nicht und fühlte mich außerdem irgendwie verpflichtet, Cannan beizustehen. Irgendwann erkannte ich, welches Gefühl mich quälte – Schuld. Weil ich keine so gute Ehefrau war wie Cannan ein guter Vater.

25. ZEIT DER VERGELTUNG
    Irgendwann musste ich gegen meinen Willen eingeschlafen sein. Vielleicht hatte ich meine schweren Lider für einen Augenblick geschlossen, weil meine Augen so brannten, und dann war es mir wohl nicht gelungen, sie wieder zu öffnen. Doch egal, wie es passierte, jedenfalls wachte ich unbequem zusammengekauert an der inzwischen erloschenen Feuerstelle auf, als das Licht der Vormittagssonne schon durch die Spalten in der Decke der Höhle fiel. Jemand musste eine Decke über mich geworfen haben, aber als ich mich bibbernd aufrichtete, wurde mir nur zu klar, um wie viel behaglicher es mit einem brennenden Feuer war.
    Cannan schlief vor der gegenüberliegenden Wand, London war nirgends zu sehen. Entweder hatte er die ganze Nacht hindurch Wache gehalten, oder er war für einige Stunden zum Ruhen da gewesen, während ich geschlafen hatte. Mein Blick ging zu Steldor, der nach dieser langen Zeit immer noch vom Fieber geplagt schien und sich wieder unruhig hin und her warf. Immerhin murmelte er dabei nicht mehr, was ich als gutes Zeichen deuten wollte. Bei ihm saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt Galen und hatte den Kopf auf seine angezogenen Knie gelegt. Neben ihm stand der leere Eimer – hatten sie die Behandlung also aufgegeben?
    Während ich die beiden jungen Männer beobachtete, holte Steldor scharf Luft und schlug seine dunklen Augen auf. Erschrocken blickte er um sich. Galen riss den Kopf hoch und ließ dann eine beruhigende Hand auf die Schulter seines Freundes fallen. Er schien sich nicht ganz sicher, ob der Kranke tatsächlich bei sich

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