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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Halias auf Londons Antwort wartete, doch die Augen meines alten Leibwächters zuckten kurz in meine Richtung, bevor er fortfuhr.
    »Da hier so viele beschützt werden müssen und man außerdem Wache halten muss, und zudem die Hohepriesterin nicht entkommen darf, kann ich keinen von Euch Männern mitnehmen. Ihr braucht hier jeden einzelnen.«
    »Dann wirst du zu deiner eigenen Hinrichtung gehen.«
    »Nur, wenn er bereit ist, die wahre Herrscherin über sein Königreich zu opfern. Ohne Nantilam wird Cokyri in Chaos versinken und ihre klare Gewaltenteilung wäre dahin. Er ist die Waffe der Cokyrier, sie ihre Herrscherin. Er braucht sie. Ich glaube also nicht, mich in Gefahr zu begeben – und auch nicht Alera – sofern sie sich entschließt mitzukommen.«
    Der Wasserkrug, den ich gerade in der Hand gehalten hatte, fiel polternd zu Boden, während ich vor Schreck ins Wanken geriet.
    »Du musst natürlich nicht. Aber es wäre besser, dich dabeizuhaben, um ihm unsere ernsten Absichten zu demonstrieren und zu beweisen, dass wir noch einen Herrscher haben. Für ihn spielt es sicher keine Rolle, dass du die Königin und nicht der König bist.«
    Ich saß stumm vor Staunen da und dachte über Londons Idee nach. Mein erster Impuls war Angst. Könnte ich dieser Person gegenübertreten, diesem Monster, das so viel Schreckliches verbrochen hatte? Er hatte die Verschleppung meiner Schwester befohlen, den Mann, den ich liebte, gezwungen, meine Heimat zu zerstören, die Soldaten getötet, die so hart gekämpft hatten, um uns zu verteidigen, Casimir und wahrscheinlich auch Destari zu Tode gefoltert. Konnte ich da hoch erhobenen Hauptes vor ihn hintreten? Nachdem ich jetzt die Chance hätte, diesen Kriegsherrn, den ich so leidenschaftlich und bedingungslos hasste, mit eigenen Augen zu sehen, konnte ich doch keinen Rückzieher machen.
    »Alera?«, hakte London nach und erinnerte mich daran, dass ich ihm noch nicht geantwortet hatte.
    »Ich werde mitkommen«, sagte ich und stand auf, während Vorstellungen davon, wie der Overlord aussehen, wie er reden und was geschehen würde, mir durch den Kopf gingen.
    »Es ist nicht zwingend notwendig«, wiederholte London, der meinen abwesenden Gesichtsausdruck bemerkt hatte.
    »Ich habe keine Angst.« Meine Stimme klang heftiger, als ich beabsichtigt hatte, aber ich merkte, dass die aufsteigende Wut und Erregung mein Selbstvertrauen wachsen ließen. »Ich will, dass er das merkt.«
    Ein Keuchen von der anderen Seite der Höhle unterbrach uns, und wir wandten die Köpfe in Steldors Richtung, von wo wir Cannan rufen hörten.
    »Steldor, ganz ruhig! Steldor!«
    Das Keuchen war nicht aus der Kehle des Königs gekommen, sondern aus der der Hohepriesterin. Steldors Finger hatten sich fest um ihren Hals gekrallt. Sie hielt sein Handgelenk umklammert und wehrte sich vergeblich gegen sein Würgen. Doch erst als Cannan eingriff und ihm die Finger aufbog, ließ Steldor sie schließlich los.
    »Hör auf, Steldor, sie tut dir nichts zuleide«, wiederholte der Hauptmann.
    London, Halias und ich kamen ungläubig näher und waren erstaunt, aber erleichtert, Steldor wach zu sehen. Cannan hob die Hand, um uns auf Abstand zu halten, während die Hohepriesterin hustete und sich den Hals rieb. Sie starrte unseren König ungläubig an, der sie trotz seiner geschwächten Konstitution und seines umnebelten Geistes als Feindin erkannt hatte. Ich verspürte sogar einen gewissen Stolz in mir, während Cannan weiterhin versuchte, seinen Sohn zu beruhigen. Es war, als hätte Steldor mehrere Tage unter Wasser verbracht und würde soeben zum Luftholen auftauchen – er wirkte noch verloren und verstört, ob all der Sinneseindrücke, die auf einmal auf ihn einstürmten. Ich vermochte mir nicht vorzustellen, wie es sein musste, sich mit dem eigenen Tod bereits abgefunden zu haben und dann doch wieder in dieser Welt zu erwachen.
    Es dauerte nicht lange, bis Steldor erneut das Bewusstsein verlor, doch Cannan und London tauschten einen verschwörerischen, triumphierenden Blick.
    London grinste schief. »Er erholt sich wieder.«
    Es war Halias, der den Cokyriern die Nachricht überbrachte. London hatte sie verfasst und sie seinem Kameraden anvertraut, nachdem die anderen Männer und auch ich sie gelesen und ihrem Inhalt zugestimmt hatten. Die Hohepriesterin hatte sarkastisch angeboten, sie ebenfalls gutzuheißen, doch London hatte sie nur kalt angefunkelt.
    Ich machte mir natürlich Sorgen, dass irgendetwas schiefgehen könnte, doch

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