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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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bleibt, um mir die Stirn zu bieten.«
    Obwohl ich wusste, dass ich besser auf Cannan hören sollte, blieb ich an Ort und Stelle. Ich zitterte am ganzen Körper vor Angst, doch mein Herz loderte vor Zorn. Ich musste an Baelic denken, an Destari und an all unsere gefallenen Soldaten. Ich dachte an Miranna und meine Mutter und deren Wunden an Körper und Seele. Ich schaute Narian in die Augen und wusste, dass trotz der Versuche des Overlords, ihn zu missbrauchen, eine gute Seele in ihm wohnte. Dann erinnerte ich mich noch an Londons Mut, als er diesem Bösewicht in Menschengestalt gegenübergestanden hatte. Daraufhin richtete ich mich kerzengerade auf und stellte mich dem Blick des Overlord, denn ich war des Fliehens und Versteckens müde.
    »Ihr habt mir viel Kummer bereitet«, sagte er mit leiser, gefährlicher Stimme. »Mit allen anderen hatte ich meinen Spaß, denn ich habe sie alle bestraft … Eure Armee ist zerstört. Den Bruder Eures Hauptmannes habe ich gefoltert. Der Gardist, der Euch heute hierherbegleitet hat, hat unter meinen Händen mehr erlitten, als er je preisgeben wird. Dem Jungen, der sich bei Euch versteckt, habe ich den Vater genommen. Und London hat Schmerzen über sich ergehen lassen müssen, die hundertmal schlimmer sind als alles, was Ihr Euch vorstellt. Doch Ihr … Ihr seid mir entkommen, bis jetzt.«
    »Ich habe den Schmerz jedes einzelnen meiner Untertanen gefühlt«, erwiderte ich und verbarg meine Angst hinter meinem unbändigen Zorn.
    »Dann müsst Ihr schier unerträglich leiden«, sagte er und lächelte höhnisch. »Und der Tod wird Euch eine willkommene Erlösung sein.«
    Ich sah noch den Schrecken in Narians Gesicht, bevor ein infernalisches Feuer mich durchfuhr. Es versengte mich, doch es war unter meiner Haut, sodass ich es nicht sehen, berühren oder löschen konnte. Mir wurde schwarz vor Augen, und ich spürte nur noch, wie es brannte, unerträglich brannte … Schreie waren vergeblich, aber dennoch vermochte ich sie nicht zurückzuhalten. Zugleich erschienen sie mir stumm, weit weg, als kämen sie von einer anderen Person als mir. Ich glaubte, die Erde hätte sich aufgetan und ich sei in die Hölle hinabgestürzt.
    Dann ließ der schreckliche Schmerz unvermittelt nach, und ich blieb zitternd und schwach zurück. Ich lag auf der kalten Erde, Cannan kniete schwankend neben mir, und ich begriff, dass er den gleichen Schmerz verspürt haben musste, als er versucht hatte, mich abzuschirmen. Ich setzte mich mühsam auf und hielt nach unserem Feind Ausschau, um zu verstehen, warum er mich nicht getötet hatte, oder, falls er das noch vorhätte, meine Exekution noch ein wenig aufschob. Doch es war nicht der Overlord, der meine Aufmerksamkeit fesselte, sondern Narian. Er stand zwischen seinem Gebieter und mir und wehrte so dessen Angriff ab.
    Der Overlord ließ seine Hand sinken, denn offenbar wollte er dem jungen Mann, der gerade mein Leben gerettet hatte, nichts tun. Narian hielt sich aufrecht, war immerhin nicht zu Boden gegangen. Er richtete sich hoch auf und forderte den Kriegsherrn heraus, auf dessen Gesicht ich Unglauben und noch größeren Zorn entdeckte.
    »Zur Seite!«, befahl er.
    Narian schüttelte den Kopf und ballte die Fäuste. Wutschnaubend stapfte der Overlord auf ihn zu und stieß ihn mit einem furchterregenden Knurren beiseite. Narian stürzte zu Boden und Cannan schützte mich mit seinem Körper, denn unser Feind machte Anstalten, mich erneut zum Schreien zu bringen.
    Es war jedoch nicht ich, die aufschrie, sondern der Overlord, nachdem Narian die Macht benutzt hatte, die man ihn gelehrt hatte. Er richtete also den Zauber seines Meisters gegen diesen selbst. Die Wirkung hielt allerdings nicht lange an, denn der Overlord wischte diese Magie so mühelos beiseite, wie er meinen Beschützer zuvor weggestoßen hatte. Dabei schrie er wohl weniger vor Schmerz, sondern eher vor Erstaunen auf. Aber dennoch, der junge Mann, der einst versprochen hatte, mir niemals wehzutun, war erfolgreich, denn die drohende Miene seines Herrn und Meisters war nicht mehr auf mich fixiert.
    Narian hatte ihn gegen sich aufgebracht – das war offensichtlich, denn jetzt bediente der Overlord sich nicht mehr seiner Magie, sondern seiner eigenen brutalen Körperkraft. Er ging auf Narian los, packte ihn am Hemd und zerrte ihn wieder auf die Füße. Drohend blickte er auf den jungen Mann hinunter, den er selbst ausgebildet hatte. Dann schlug er ihm mit dem Handrücken aufs Gemeinste ins Gesicht, sodass

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