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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Hohepriesterin musterte. Ich wusste, dass er ihr nicht traute.
    »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte Nantilam und hielt Cannans Blick stand. »Die Männer meines Bruders werden entsprechende Order bekommen haben, falls wir nicht rechtzeitig zurückkehren. Ihr könnt Euch sicher sein, dass Euer Volk dadurch in Gefahr schwebt.«
    Ihren Worten zum Trotz reagierte er nicht. Stattdessen schien er sorgsam unsere Optionen abzuwägen.
    »Habt Ihr mich verstanden, Hauptmann?«, fragte sie eindringlich, als wäre Cannan der Kommandant ihrer Armee und nicht unserer.
    »Alera, wir können jetzt aufbrechen und versuchen, London auf unsere Weise zu helfen«, sagte Cannan endlich und schien die Hohepriesterin vollkommen zu ignorieren. »Denn wenn wir mit ihr in die Stadt zurückkehren, lässt man uns vielleicht nicht mehr von dort fort.«
    »Ihr werdet in Sicherheit sein, solange Ihr in meiner Nähe bleibt«, erwiderte die Hohepriesterin und berührte Narians Stirn. »Dieser Junge muss leben, und ich würde auch London retten. Helft mir, und ich gebe Euch mein Wort, Euch freien Abzug zu gewähren.«
    Cannan sagte zwar nichts dazu, drehte sich jedoch um und winkte Halias, London zu uns zu bringen. Dann verschwand er zwischen den Bäumen, um unsere Pferde zu holen. Ich konnte sehen, wie schwer das dem Hauptmann fiel, denn es widerstrebte ihm zutiefst, einer Person cokyrischer Abstammung zu trauen. In der jahrhundertelangen Auseinandersetzung hatte der Feind uns allzu oft getäuscht, und daher konnte ich ihm sein mangelndes Zutrauen in die gegnerische Herrscherin nicht verübeln. Mir fiel es dagegen leichter, ihr zu glauben. Denn immerhin hatte sie mir einen Weg eröffnet, meinen Untertanen ihre Freiheit zurückzugeben, und außerdem hatte sie die Tyrannei des Overlord beendet.
    Cannan war bald mit unseren Pferden zurück und sprach kurz mit Halias, um ihm seine Befehle zu erteilen. Dann hoben er und Halias Narian auf das Pferd, das die Hohepriesterin bereits bestiegen hatte. Sie hielt ihn vor sich fest. Anschließend saßen Cannan und ich auf, und Halias half London vor dem Hauptmann aufs Pferd. Der Hauptmannstellvertreter würde uns nicht begleiten, sondern zurück zu unserem Unterschlupf reiten, um die anderen über die Ereignisse zu informieren.
    Als wir uns auf den Weg in Richtung Stadt machten, trafen wir, kaum dass wir den Wald verlassen hatten, auf cokyrische Truppen, die uns sogleich umringten. Der Anblick der schwarz gekleideten feindlichen Soldaten in solcher Menge und Nähe ängstigte mich. Ich hoffte, keinen Fehler begangen zu haben, indem ich der Hohepriesterin vertraut hatte. Auf ihren Befehl hin formierten sich die Reiter links und rechts sowie hinter uns zu einer Eskorte. So galoppierten wir auf die geborstenen Mauern zu, die einst mein Volk beschützt hatten. Als wir die Hauptstraße hinaufritten, tat mir beim Anblick der Zerstörung, die ich links und rechts erblickte, das Herz weh. Mir graute bereits davor, in welchem Zustand wir den Palast vorfinden würden. Als er schließlich in Sichtweite kam, sah er aus wie eine schlechte Nachbildung. So wie die Stadtmauern waren auch die Mauern rund um die Höfe stellenweise zerstört. Cokyrische Soldaten trampelten unbeschwert in den einst so prachtvollen Gärten herum.
    Wir ritten bis unmittelbar vor die Palasttore, zwischen den zertrampelten Fliederhecken hindurch. Der weiße Steinweg, den früher nie ein Pferd betreten hatte, war dreck- und blutverschmiert. Die Hufe unserer Pferde hätten also ohnehin keinen weiteren Schaden anrichten können. Als die Soldaten auf dem Hof ihre Herrscherin erkannten, hielten sie in ihren Verrichtungen inne und verneigten sich vor ihr. Ihr Auftauchen schien sie regelrecht einzuschüchtern. Schweigend wurden jede Menge Blicke getauscht, als sie uns und das Fehlen des Overlord bemerkten.
    Der Palast zeigte deutliche Spuren der cokyrischen Siegesfeiern: Die Holzbretter, die wir vor die Fenster genagelt hatten, waren nachlässig heruntergerissen worden, viele Fensterscheiben zerbrochen. Die Große Halle und das Parterre wirkten sehr ramponiert, was aber auch an der großen Zahl unserer Untertanen liegen mochte, die hier Zuflucht gesucht hatten. Man hatte Tapisserien von den Wänden gerissen, überall lagen zerbrochene Möbel herum. Die Böden waren voller Blutflecken. Ich schloss die Augen und wollte mir gar nicht vorstellen, wie erst einzelne Räume und vor allem der Thronsaal aussehen mochten.
    Rasch führte ich die Männer, die

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