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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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schlieft. Er wollte Euch nicht stören, bat mich aber, Euch auszurichten, dass er all Eure Verabredungen am Vormittag abgesagt hätte.«
    »Ich danke dir«, sagte ich und wunderte mich, dass ausgerechnet der insbesondere angesichts des Kriegszustands meistbeschäftigte Mann des Reiches Zeit gefunden hatte, sich über den Zeitplan der Königin Gedanken zu machen. Es rührte mich sehr, dass er daran gedacht hatte, und wieder einmal fiel mir der Gegensatz zu seinem sonstigen Auftreten auf. Der starke, intelligente und entschlossene militärische Oberbefehlshaber wurde von jedermann respektiert und von den meisten sogar gefürchtet, doch mir gegenüber hatte er sich nun schon mehrmals sensibler und fürsorglicher gezeigt als mein eigener Vater oder irgendein anderer Mann in meinem Leben. Es kam mir jetzt geradezu seltsam vor, dass ich früher einmal Angst vor ihm gehabt hatte.
    Für den Tag gerüstet stieg ich die Wendeltreppe zum Parterre hinunter, wandte mich dann nach rechts, um den Flur hinunterzugehen. Dabei war ich viel zu sehr in Gedanken, um die bunten Steinfliesen am Boden oder die aufwendigen Tapisserien, die die Wände schmückten, zu beachten. Ich betrat den Teesalon und setzte mich an den Tisch nahe am Erkerfenster, wo mich der Sonnenschein von draußen wärmte. Danach musste ich nicht lange warten, bis auch schon eine Dienerin mit einem gefüllten Teller erschien. Der köstliche Duft brachte meinen leeren Magen erneut in Aufruhr, und es kostete mich große Selbstbeherrschung, zu warten, bis das Mädchen wieder gegangen war, bevor ich mich auf die Fleischpastete stürzte, die sie mir serviert hatte. Es waren nur noch wenige Bissen übrig, als die Tür erneut aufging und ich neugierig den Kopf hob, um zu sehen, wer da meine Gesellschaft suchte. Als ich meinen Vater erblickte, erstarrte ich kurz und legte dann das Besteck nieder. Es kam mir mit einem Mal so vor, als hätte ich die sprichwörtliche Henkersmahlzeit zu mir genommen.
    Er blieb mit hinter dem Rücken verschränkten Händen neben der Tür stehen. Seinen Augen fehlte der übliche fröhliche Glanz. Es war, als sei ein eisiger Windhauch mit ihm hereingeweht, und die Sonne, die mir immer noch in den Nacken schien, schien ihre Wärme verloren zu haben. Ich hatte mein Versprechen, ihn an diesem Morgen aufzusuchen, vergessen. Das allein hätte mir wohl schon seine Missbilligung eingebracht, doch im Lichte meiner übrigen Missetaten wurde diese Verfehlung nebensächlich. Ich machte mir keinerlei Hoffnung, dass er vielleicht nichts von meinem Abenteuer am Vortag wüsste, denn eine Szene wie die am vergangenen Abend in der Großen Halle musste den Klatsch im Palast und die Gerüchteküche nur so angeheizt haben. Ich stand auf und trat um den Tisch herum, dabei versuchte ich noch, mich gegen den bevorstehenden Angriff zu wappnen.
    »Alera«, sagte mein Vater, und seine Stimme war voller Enttäuschung, »du hast große Schande über mich gebracht.«
    Ich trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und vermochte ihm nicht in die Augen zu sehen. Es war ihm anzumerken, dass er mich für diese Kränkung geschlagen hätte, wäre ich noch jünger und unverheiratet gewesen.
    »Ich hatte ohnehin vor, mit dir über dein Verhältnis zu Koranis’ Sohn zu sprechen, doch es scheint ja noch weitere Ungeheuerlichkeiten zu geben, die es aufzuarbeiten gilt.«
    Er begann an der Stirnseite des Raumes auf und ab zu gehen, und die Finger seiner linken Hand wanderten automatisch zum Mittelfinger seiner rechten, um den Königsring zu drehen, der dort jahrelang gesessen hatte, inzwischen allerdings Steldor gehörte.
    »Du hast mir einmal versichert, dass deine Zuneigung zu Narian rein freundschaftlicher Natur sei, doch nun sehe ich, dass du mich belogen hast. Deine Unehrlichkeit verletzt mich, Alera, und dein kindisches Benehmen beschädigt das Königreich. Steldor hat jedes Recht, zornig auf dich zu sein, insbesondere nach deinen gestrigen Eskapaden. Ich hatte ja befürchtet, dass du als Königin deinen Gatten von seinen Pflichten ablenken würdest, wie du es bereits einige Male getan hast. Doch nun hast du ihn getäuscht und blamiert. So wie du auch mich getäuscht und blamiert hast.«
    Seine Worte trafen mich sehr, und ich versuchte sogleich, mich zu entschuldigen.
    »Ich weiß nicht, was ich –«
    »Als Erstes tätest du gut daran, mir nicht ins Wort zu fallen«, sagte er in scharfem Ton, drehte sich zu mir um und hob abwehrend die Hand. »Ich habe keine Geduld mehr für

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