Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
zu beginnen, und hoffte, zuversichtlicher zu klingen, als ich mich fühlte.
    »Es tut mir leid, dass ich dir nichts von meinen Gefühlen für Narian erzählt habe. Es war falsch von mir, diese vor dir zu verbergen.«
    Ich zögerte, ausgerechnet auf dieses Thema näher einzugehen, obwohl mir klar war, dass es vermutlich das Wichtigste war, aber Steldor ging gar nicht darauf ein. Er schien vollauf damit zufrieden, mir zuzuhören. Also nahm ich meinen Mut zusammen und fuhr fort.
    »Es tut mir leid, dass ich den Palast verlassen habe, ohne jemand davon in Kenntnis zu setzen und ohne Wachen mitzunehmen. Es tut mir auch leid, dass ich so unvernünftig war und mich geweigert habe, mit dir zurückzukommen, und …« Ich verzog schmerzlich das Gesicht, als die Reue mich wie ein Stich traf. »Es tut mir leid, dass ich dich gebissen habe.«
    Steldor schwieg immer noch, allerdings empfand ich das inzwischen nicht mehr als Ermutigung, sondern als Verunsicherung. Dennoch sprach ich weiter.
    »Und es tut mir schrecklich leid, dass du wegen meiner Halsstarrigkeit …« Ich stockte, weil ich nicht geradeheraus sagen wollte, dass der Hauptmann ihn gemaßregelt hatte, deshalb blieb ich letztlich eher vage: »Dass du und dein Vater eine Meinungsverschiedenheit hattet.«
    Wieder erntete ich nur Schweigen und fragte mich schon, ob er vielleicht eingeschlafen war. Seufzend erhob ich mich, um mein Schlafgemach aufzusuchen, als seine gedämpfte Stimme mich innehalten ließ.
    »Ich verzeihe dir«, sagte er und wiederholte damit die Worte, die er zuvor bereits geäußert hatte, nur dass sie diesmal ernst gemeint klangen.
    Ich lächelte schwach und setzte den Weg in mein Zimmer fort. So naiv war ich nicht, dass ich im Gegenzug auch eine Entschuldigung von ihm erwartet hätte.
    »Alera«, sagte er da und hielt mich zurück. Ich drehte mich um und sah, dass er sich aufgesetzt hatte. Seine braunen Augen wirkten verblüffend ehrlich. »Würdest du mir in Zukunft, bevor du fortgehst, Bescheid sagen …«
    Er machte eine verlegene Pause, und ich überlegte, dass er es im Umgang mit Frauen wohl nur gewohnt war, diese zu bezaubern, zu beherrschen oder zu ignorieren. Ich bezweifelte, dass er je einen so respektvollen Ton angeschlagen hatte, um eine Frau um etwas zu bitten. Meines Wissens nach hatte Steldor sogar noch nie in seinem Leben so zögernd gesprochen. Etwas an dieser unerwarteten Verletzlichkeit brachte mein Herz zum Schmelzen. Und ohne die typische hochmütige Miene wirkten seine jugendlichen Züge doppelt reizvoll.
    »Ich verspreche es«, sagte ich sanft und nötigte ihn dadurch nicht, seinen Satz zu beenden. Da ließ er sich wieder auf das Sofa zurückfallen, und ich betrat endlich mein Schlafzimmer. Zum ersten Mal empfand ich so etwas wie liebevolle Zuneigung zu meinem Ehemann.
    Es waren noch drei Wochen, bis wir Mirannas Geburtstagsfest ausrichten würden, und in dieser Zeit entwickelten wir einen gewissen Lebensrhythmus. Nach dem Aufwachen pflegte ich in meinen Gemächern zu frühstücken, danach begab ich mich zum Morgengebet in die Kapelle, später traf ich die Bediensteten in meinem Salon. Falls nötig traf ich mich auch mit den Palastschreibern, um Briefe, Einladungen oder Bekanntmachungen schreiben und versenden zu lassen. An den Nachmittagen empfing ich Besucher oder gab kleine Gesellschaften im Palast, etwa zum Tee, abgesehen davon konnte ich tun, was mir beliebte – Einkaufen gehen, durch den Garten flanieren, lesen, sticken oder Zeit mit meiner Schwester und meiner Mutter verbringen. Das Abendessen pflegte ich mit meiner Familie einzunehmen. Und selbst mein Vater konnte sich irgendwann so weit überwinden, sich wieder an einen Tisch mit mir zu setzen. Allerdings blieb Steldor weiterhin zu beschäftigt, um uns dabei Gesellschaft zu leisten, was meine Eltern irritierte. Offenbar war mein Vater während seiner Regentschaft niemals derart okkupiert gewesen. Ich war mir nicht sicher, ob Steldor das nur als Ausrede vorbrachte, um mir aus dem Weg zu gehen, oder ob mein korpulenter Vater einfach schon immer eine größere Leidenschaft fürs Essen besessen hatte. Jedenfalls zog ich mich abends früh zurück, um am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang mit dem Tagesablauf von vorn zu beginnen.
    Von Steldors alltäglichen Pflichten wusste ich wenig, außer dass er ihnen zu äußerst unterschiedlichen Zeiten nachging. Manchmal kam er abends in unsere Gemächer, um sich noch einmal umzuziehen und ohne ein Wort wieder zu verschwinden. Niemals

Weitere Kostenlose Bücher