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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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etwas von mir, Mylord?«, sagte ich schließlich und zwang mich zu einem Lächeln, das sich wie eine Grimasse anfühlte.
    »Ich wollte nur meine wunderschöne Frau sehen«, sagte er immer noch süffisant grinsend. Allerdings war der Blick seiner Augen weicher, und so nahm ich an, dass sein Kompliment ehrlich gemeint war. »Das Fest deiner Schwester ist in drei Tagen, und da habe ich mir erlaubt, zu diesem Anlass ein Kleid für dich anfertigen zu lassen. Du wirst es mit deinem Gold-und-Perlen-Diadem tragen und mit offenem Haar, denn wie du weißt, gefällt mir das am besten. Die Schneiderin bringt es am Abend zur letzten Anprobe. Also solltest du dann zugegen sein.«
    Wie vor den Kopf geschlagen starrte ich ihn an. Da hatte er also eine Robe für mich in Auftrag gegeben, ohne mich auch nur ein einziges Mal zu konsultieren. Hatte er sich gar nicht überlegt, dass ich vielleicht plante, etwas anderes zu tragen? Nein. Hatte er meine Meinung zu Schnitt oder Material dieses Kleides eingeholt? Nein. Ich spürte, wie der Zorn in mir aufwallte, doch bevor ich ihn noch zur Rede stellen konnte, war er ohne Zögern an mir vorbei und den Flur hinunter verschwunden.
    Als am Abend die Schneiderin in mein Schlafgemach kam, trug sie ein Kleid bei sich, wie ich noch nie eines gesehen hatte. Ich hatte zwar schon immer die edelsten Stoffe und aufwendigsten Schnitte getragen, die es für Geld zu kaufen gab, doch nie zuvor hatte ich mich so reich und schön gefühlt wie in diesem Gewand, das mein Ehemann speziell für mich hatte anfertigen lassen.
    Daraus, wie nervös die Frau mit den Fingerspitzen trommelte, leitete ich ab, dass Steldor die Entstehung dieses Entwurfs höchstpersönlich überwacht hatte. Ein untrüglicher Beweis für seinen außergewöhnlichen Geschmack. Vermutlich hatte er die elfenbeinfarbene Seide für Rock und Mieder ausgewählt, ebenso die Goldbordüren. Auch die Ärmel, die bis zu meinen Ellbogen eng waren und dann glockenförmig bis über meine Hände fielen, waren wohl nach seinem Wunsch geschnitten. Der Stoff bedeckte nur knapp meine Schultern und ließ ein atemberaubend tiefes Dekolleté sehen. Es wirkte allerdings nicht unanständig, sondern vielmehr gewagt, neu und durchaus elegant. Der Schnitt war ideal, denn er betonte die Kurven meines Körpers und fiel dann üppig bis zum Boden. Das Einzige, was mir dazu noch fehlte, war der passende Halsschmuck. Als ich das Sahdienne gegenüber äußerte, eilte sie in den Salon und kam mit einer Schachtel zurück, in der sich eine besondere Goldkette befand. Sie verlief genau über dem Grübchen unter meiner Kehle. Von der Kette hingen in gleichmäßigen Abständen zahlreiche kurze Perlenschnüre.
    »Seine Hoheit hat das für Euch dagelassen, Mylady«, erklärte Sahdienne und ihre Augen glitzerten vor Bewunderung für meinen Ehemann. Ich begab mich an meine Frisierkommode, damit sie mir auch noch mein Diadem aus Gold und Perlen aufsetzen konnte.
    »Eure Majestät …«, seufzte Sahdienne und war ganz bezaubert von meiner Erscheinung. »Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch kein schöneres Kleid gesehen. Der König ist wirklich ein außergewöhnlicher Mann.«
    Sofort begann sie, die Dinge auf meiner Frisierkommode zu ordnen und zurechtzurücken. Offenbar war ihr die vorlaute Bemerkung selbst peinlich.
    »Ja, das ist er«, stimmte ich ihr zu, allerdings mit einer gewissen Bitterkeit, die ich nicht verhehlen konnte.
    Dann durchquerte ich mit der Schneiderin den Salon und verabschiedete sie mit aufrichtigem Dank und Lob für ihre außerordentliche Arbeit. Anschließend kehrte ich in mein Schlafgemach zurück.
    »Es tut mir schrecklich leid, dass ich Euch bekümmert habe, Mylady«, bekannte meine Zofe mit hochrotem Kopf, denn offenbar machte sie sich für meine Niedergeschlagenheit verantwortlich. »Das war zu vertraulich von mir.«
    »Ach nein, du kannst nichts für meine schlechte Stimmung. Die hat der König zu verantworten. Und jetzt hilf mir bitte aus diesem Kleid.«
    Sahdienne gehorchte unter weiteren gemurmelten Entschuldigungen. Dann ließ sie mich mit dem Prachtkleid allein, das auf mein Bett gebreitet dalag. Ich würde es nicht tragen. Ich konnte es nicht tragen. Plötzlich erinnerte ich mich an das Collier um meinen Hals. Nicht sehr behutsam nahm ich es ab. Ich konnte ja nicht leugnen, dass dies herrliche Geschenke waren, aber sie hatten ihren Preis. Das war also Steldors Art und Weise, die Herrschaft über mich zu gewinnen. Wenn ich zustimmte, dieses

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