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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Heranwachsender miteinander rangen. Ich sah, dass selbst Temerson sich neugierig aufgerichtet hatte. Wahrscheinlich erstaunte es ihn, dass er sich gerade besser betrug als die Männer, die ihn sonst immer in den Schatten stellten. Tiersia hatte staunend die Augenbrauen hochgezogen, und London grinste über das Durcheinander, das er angezettelt hatte – zumindest bis er die Entschlossenheit in meinem Blick sah.
    Ich ging weiter auf meinen Leibwächter zu, und er seufzte, weil er wohl einsah, dass er mir nicht länger ausweichen konnte. In diesem Augenblick verpasste Steldor Galen mit einem durchtriebenen Glitzern im Blick einen mächtigen Stoß, der ihn gegen Tadark prallen ließ, der wiederum hilflos hintenüber und in den Brunnen stürzte.
    Das stürmische Gelächter, das daraufhin ausbrach, erregte die Aufmerksamkeit aller übrigen Gäste, die herbeieilten, um zu sehen, was passiert war. Kurz glaubte ich, Steldor und Galen würden ebenfalls ins Wasser taumeln, aber es gelang ihnen, sich auf den Beinen zu halten. Der arme Tadark spuckte und schimpfte und versuchte mit schamrotem Gesicht, aus dem Becken zu klettern. Er wollte diese peinliche Vorstellung so rasch als möglich beenden und rutschte vor lauter Eifer mehrmals ab und fiel wieder zurück ins Becken. Niemand kam ihm zu Hilfe, bis Steldor schließlich wieder bei Atem war und ihm seine Hand hinstreckte. Damit zog er den tropfenden Gardisten mit der gedrungenen Statur gerade in dem Moment heraus, als Cannan auf der Bildfläche erschien.
    »Ihr seid für heute entlassen, Leutnant«, sagte er gleichmütig. »Begebt Euch in Euer Quartier.«
    »Jawohl, Sir, danke, Sir«, quäkte Tadark kläglich und warf seinem Hauptmann einen dankbaren Blick zu, bevor er zurück zum Palast tappte. Seine Würde war dabei ebenso von Wasser durchtränkt wie seine Uniform und seine Stiefel.
    Cannan sah Steldor und Galen missbilligend an, die beide wieder zu lachen begonnen hatten. Er schien zu wissen, dass die beiden dafür verantwortlich waren. Irgendetwas an seiner Haltung verriet jedoch, dass auch er sich amüsierte. Steldor reagierte mit einem verlegenen, aber nicht sehr reumütigen Grinsen.
    Kopfschüttelnd machte Cannan sich auf den Weg, den anderen Gästen zu versichern, dass alles in Ordnung sei. Außerdem begann die Gruppe sich ohnehin aufzulösen. Galen schlug Steldor ein letztes Mal auf die Schulter, dann bot er Tiersia seinen Arm an. Als sie ihn annahm, schlugen die beiden einen der Gartenwege ein und entwischten ohne Anstandsdame. Miranna entschied offenbar, ihrem Beispiel zu folgen, und sprang erwartungsvoll zu Temerson hinüber. Dabei lächelte sie ihn mit rosigen Wangen überaus gewinnend an. Temersons Miene hellte sich auf, und er nahm sie bei der Hand, um dieselbe Richtung wie Galen und Tiersia einzuschlagen. Halias folgte ihnen in angemessenem Abstand. Kurz bevor sie außer Sichtweite waren, zog Temerson eine kleine Schachtel aus der Tasche seiner Weste, und ich fragte mich, welches Geschenk er wohl für sie haben mochte.
    Semari, Dahnath und Shaselle begaben sich zu ihren Müttern, wobei Dahnath ihre Schwester am Ärmel regelrecht von ihrem inzwischen königlichen Cousin fortziehen musste, denn offensichtlich hatte das junge Mädchen viel mehr Interesse an Steldor als am Geplauder der älteren Damen. London war mir erneut entwischt, indem er sich aus meinem Blickfeld gestohlen hatte. So blieb ich allein mit dem König zurück, der nur wenige Schritte von mir entfernt stand. Ich überlegte kurz, Semari und den beiden Schwestern zu folgen, aber inzwischen war schon zu viel Zeit vergangen, als dass es ungezwungen gewirkt hätte. Weil ich Steldors Blicke auf mir spürte, trat ich unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und fragte mich, was er so eingehend musterte.
    »Hört auf, mich so anzustarren«, beschwerte ich mich und schaffte es, eher verwirrt als verlegen zu klingen.
    Er kam immer näher, ohne mich aus den Augen zu lassen, und mein Herz begann zu rasen. »Ich kann nicht«, sagte er sanft und streckte eine Hand aus, um mit einer meiner Locken zu spielen. »Dein Anblick raubt mir den Atem.«
    Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, ließ er nur noch einmal seine perfekten weißen Zähne aufblitzen und folgte dann seinem Vater und seinem Onkel. Für mich sah es so aus, als würde das einer der irritierendsten Abende meines Lebens werden.
    Als Steldor beschloss, das Fest zu beenden, winkten er und ich unseren Gästen noch einmal zum Abschied zu, dann zogen wir

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