Alera 02 - Zeit der Rache
ausgehst.«
Obwohl ich seinen herablassenden Ton hasste, erinnerte ich mich dadurch zum ersten Mal daran, dass ich in der Tat versprochen hatte, ihn über meinen Verbleib in Kenntnis zu setzen, sobald ich den Palast verließe.
»Ich hatte beabsichtigt, bei einer Palastwache Nachricht zu hinterlassen«, log ich, weil ich meine Verfehlung nicht zugeben wollte und sein Handeln ohnehin viel kränkender fand als meines.
»Und hast du das getan?«
»Das spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle!«, fauchte ich und stampfte mit dem Fuß auf. »Hier geht es um den Respekt, der mir als Königin gebührt!«
Mit einer skeptischen Neigung seines Kopfes wandte er sich wieder den Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu, als wäre unsere Unterredung damit beendet, was mich zusätzlich kränkte.
»Ihr habt kein Recht, meine Autorität derart zu untergraben!«, rief ich mit gesteigerter Lautstärke. »Habt Ihr eine Ahnung davon, wie sehr Ihr mich damit gedemütigt habt? Was wird als Nächstes kommen – wollt Ihr dem gesamten Königreich befehlen, die Anordnungen der Königin zu ignorieren?«
»Natürlich nicht«, sagte er unschuldig und klang eine Spur gelangweilt, jetzt wo unser Schlagabtausch praktisch beendet war. »Ich werde sofort eine Wache in den Marstall schicken, die dem Stallmeister ausrichten soll, Euch zu geben, was immer Ihr verlangt.«
Seine Antwort setzte mich matt, und ich starrte ihn nur an, weil ich mit einer scharfen, arroganten Erwiderung gerechnet hatte.
»Wünschst du sonst noch etwas, meine Liebe?«
»Nein«, murmelte ich und obwohl mir nicht klar war, warum ich ihm eigentlich Dankbarkeit schulden sollte, fügte ich im Gehen auch noch ein »Danke« hinzu.
Steldor hielt Wort, und eine gute Stunde später traf ich in Begleitung des üblichen Kontingents an Wachen vor Baelics Stadthaus ein. Ich schickte einen der Männer, meine Ankunft zu vermelden, während ein anderer mir aus der Kutsche half.
Baelic kam sogleich aus seinem großen zweistöckigen Haus und bot mir, nachdem er sich höflich verbeugt hatte, seinen Arm an, um mich zum Haupteingang zu geleiten. Den erreichte man über eine Veranda. Darüber befand sich eine Galerie für Musiker. Ich vermutete, dass man von dieser in einen Festsaal für Bankette und andere Feierlichkeiten kam. Das massive Steinhaus bestand aus zwei Flügeln, die vom Mitteltrakt abgingen, und einem Holzdach. Die Dächer der Seitenflügel standen rechtwinkelig zu dem des Haupttrakts.
Lania wartete neben dem Eingang und sank in einen tiefen Knicks, als ihr Gatte und ich näher kamen. Ihr glattes, hellbraunes Haar war mit einem Band zu einem tiefen Zopf gebunden. Die sommerliche weiße Bluse und der grüne Rock waren schlicht, aber adrett. Einige der Palastwachen, die mich eskortiert hatten, bezogen links und rechts vom Eingang Posten, andere begaben sich auf die Rückseite des Hauses. Stallburschen versorgten die Reittiere der Wachen. Mein Kutscher kümmerte sich um die schwarzen Friesenpferde und die königliche Kutsche. Er würde warten, bis er Nachricht bekäme, dass ich den Rückweg antreten wolle.
»Eure Hoheit«, sagte Lania respektvoll. »Bitte kommt doch herein. Der Tee wird gleich im Salon serviert.«
»Zuerst wollte ich ihr aber die Pferde zeigen«, sagte Baelic und hielt Lania auf, die mich soeben hineinführen wollte.
Ich war von diesem Vorschlag angetan, Lania offenbar weniger. Sie wandte sich mit einem ärgerlichen Seufzer an ihren Mann und reagierte verstimmt, wenn auch nicht überrascht.
»Du kannst die Königin doch nicht in unsere Scheune führen, Baelic.«
»Wenn dir das lieber wäre, könnte ich die Pferde auch ins Haus bringen«, erwiderte er und zwinkerte mir dabei zu.
»Das wirst du nicht tun!«
Lania schien ernstlich erschrocken, als würde sie ihrem Mann dergleichen tatsächlich zutrauen, aber ich konnte ihren weichen, haselnussbraunen Augen ansehen, dass sie sich trotzdem amüsierte.
»Ehrlich gesagt würde ich die Pferde wirklich gerne sehen«, schaltete ich mich ein, obwohl ich ihren Schlagabtausch unterhaltsam fand.
»Na, was habe ich dir gesagt? Ich wusste, dass sie Lust darauf haben würde«, sagte Baelic und bot mir erneut seinen Arm, um mich zum Stall zu führen. Ich willigte ein, als Lania uns noch einmal zurückhielt.
»Baelic … vergiss nicht, dass es bald Zeit zum Abendessen ist.«
»Keine Sorge – ich werde mich nicht mehr schmutzig machen.«
Kopfschüttelnd verschwand Lania im Haus.
Baelics Scheune war groß genug für
Weitere Kostenlose Bücher