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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Kätzchen ›Kätzchen‹ zu nennen?«, fragte ich vom Boden aus, wo ich gerade mit dem kleinen Fellknäuel spielte.
    »Es ist ein Kater, das ist es«, ließ Steldor mich wissen, setzte sich aufs Sofa und legte seine Füße mitsamt den Stiefeln übergeschlagen auf den niedrigen Tisch. »Der Kater braucht einen Namen, damit er kein verwöhntes Milchgesicht wird.«
    »Ich glaube nicht, dass Kätzchen sich etwas daraus macht, verwöhnt zu werden«, bemerkte ich und setzte das Tierchen auf meinen Schoß. »Warum bekümmert dich das denn so?«
    »Es bekümmert mich nicht!«, fauchte Steldor und fuhr sich mit einer Hand durch seinen dunklen Schopf. Er schloss die Augen und holte langsam tief Luft, um sich zu beruhigen. Dann stand er auf und holte sich seine Waffen, obwohl er unsere Gemächer doch gerade erst betreten hatte.
    »Ich muss gehen«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Ich brauche frische Luft.«
    Ich nickte, und er ging zur Tür, doch als er sie öffnete und auf dem Gang den wartenden Casimir entdeckte, knurrte er vor Wut und knallte sie wieder zu. Stattdessen zog er sich in sein Schlafgemach zurück, dessen Tür er mit der gleichen Heftigkeit schloss.
    »Der König ist aber sehr dünnhäutig«, murmelte ich halblaut, konnte aber gleichzeitig Steldors Verfassung gut nachvollziehen, denn die schwerwiegenden Ereignisse, um die er sich zu kümmern hatte, machten ihm zweifellos großen Kummer.
    Zwei Nächte später schlief ich unruhig und gequält von den eigenartigen Träumen, die mich inzwischen allnächtlich heimsuchten, bis ich von einem leisen, aber wiederholten Klopfen geweckt wurde. Ich erhob mich vom Bett, schlüpfte in meinen Morgenmantel und öffnete die Tür. Dort entdeckte ich Steldor in erregtem Gespräch mit einem Gardisten. Sein nackter Oberkörper ließ mich vermuten, dass auch er aus dem Schlaf gerissen worden war. Der Wachmann ging, Steldor wandte sich um und entdeckte mich.
    »Destari und Galen sind zurück«, sagte er unumwunden, ging in sein Zimmer und kam schon nach wenigen Augenblicken voll bekleidet wieder heraus.
    »Haben sie London bei sich?«, fragte ich mit hämmerndem Herzen.
    »Ja, aber ich weiß nicht, in welchem Zustand er ist.«
    »Aber er lebt, oder?«
    Steldor nickte, legte seinen Waffengürtel um und augenblicklich erfüllte mich unbeschreibliche Erleichterung.
    »Wo ist er? Kann ich ihn sehen?«, rief ich mit vor Aufregung schriller Stimme.
    »Man hat ihn in eines der Gästezimmer im zweiten Stock gebracht, aber Alera …« Er verstummte und sah mich bekümmert an. »Es geht ihm nicht gut, Alera. Du musst das verstehen – die Tatsache, dass man ihn nach Hause gebracht hat, bedeutet nicht, dass der Tod ihm nichts anhaben könnte.«
    Ich nickte und wiederholte entschlossen meine Frage: »Kann ich ihn sehen?«
    Steldor musterte mich zögernd. Ich hatte keine Vorstellung davon, was mich erwartete, wenn ich London sehen würde, wie schrecklich seine Verwundung sein mochte oder wie ich seinen Zustand aufnehmen würde. Aber ich wusste, dass ich zu ihm musste.
    »Ich rate dir davon ab, aber ich werde es dir nicht verbieten«, sagte Steldor schließlich.
    Ich dankte ihm, bevor er auf den Flur hinaustrat, dann begab ich mich zurück in mein Schlafgemach, um mein Nachthemd und meinen Schlafrock auszuziehen. Sobald ich mich angekleidet hatte, eilte ich gefolgt von meinen beiden Leibwächtern über die Wendeltreppe, die der königlichen Familie vorbehalten war, in den zweiten Stock hinauf. Oben angekommen hörte ich bereits Stimmen und sah schwaches Licht aus der offenen Tür eines der Gästezimmer auf der Rückseite des Palasts dringen. Die Gemächer meiner Eltern lagen am anderen Ende des Ganges. Ich lief schnell näher und trat ein ohne anzuklopfen.
    Cannan, Galen, Steldor und Destari unterhielten sich ein paar Schritte von dem verletzten Elitegardisten entfernt und versperrten mir so die Sicht auf den im Bett Liegenden. Angesichts der Schwere seiner Verletzungen war das vielleicht sogar gut. Steldor hatte mich kommen hören, drehte sich um und führte mich sogleich zu einem Sessel neben dem brennenden Kaminfeuer auf der anderen Seite des Raumes. Von dort sah ich, dass Bhadran, der langjährige königliche Leibarzt, sich über das Bett beugte.
    »Er lebt, wurde aber von mehreren Pfeilen durchbohrt«, sagte Steldor leise und offenbar verunsichert, wie ich diese Neuigkeit aufnehmen würde. »Er hat überaus viel Blut verloren und ist sehr geschwächt. Der Arzt entscheidet gerade, ob man

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