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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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versuchen sollte, die Pfeile zu entfernen.«
    Ich erbleichte und versuchte dann unwillkürlich, um ihn herumzugehen.
    »Das möchtest du lieber nicht sehen«, sagte Steldor und fasste mich am Arm. »Bleib einfach hier sitzen. London würde deine Nähe ohnehin nicht bemerken – er ist vor Schmerz und Schock ohnmächtig.«
    Ich gehorchte und versuchte, meine Gefühle im Zaum zu halten. Wenn ich die Möglichkeit bekam, doch mit London zu sprechen, musste ich für ihn stark sein, so wie er stets für mich stark gewesen war. Steldor kehrte zu den anderen zurück und nahm das Gespräch wieder auf, das seit meinem Eintreffen leiser geführt wurde. Ich wartete wie alle anderen auf Bhadrans Einschätzung, während London so unbeweglich und stumm dalag, dass mir die ganze Situation geradezu grotesk vorkam. Fast als hätte er meine Gedanken gehört, vernahm ich plötzlich Londons Stimme. Schwach und erschöpft, aber dennoch unverwechselbar.
    »Will mir nicht endlich jemand diese verdammten Pfeile aus dem Leib ziehen?«
    Ich sprang von meinem Platz auf, um ihn zu sehen, doch Steldor hob die Hand und hielt mich auf. Destari war im selben Moment an Londons Seite, während ich mich widerstrebend wieder setzte, allerdings nur auf die Kante des Sessels. Ich nahm es als gutes Zeichen, dass er bei Bewusstsein war.
    »Bleib ruhig liegen«, riet Destari seinem Freund. »Der Arzt wird entscheiden, was zu tun ist.«
    Cannan trat ebenfalls näher an das Bett, wenn auch mit anderer Absicht.
    »Was gibt es für Neuigkeiten aus Cokyri?«, fragte er so unumwunden wie immer.
    »Nach wie vor ein Mann weniger Worte«, erwiderte London. Er sprach langsam und unter großen Mühen.
    »Ihr fürchtet wohl, ich könnte Euch wegsterben. Also besser die Information noch rasch aus mir herauszerren.«
    Er lachte leise, musste husten, und ich hörte, während mein Magen sich verkrampfte, dass sein Atemgeräusch in einem seltsamen Gurgeln unterging. Kurz darauf zwang er sich weiterzureden.
    »Die Cokyrier ziehen ihre Truppen zusammen und holen zum Großangriff aus. Zahlenmäßig sind sie uns weit überlegen … und sie haben Narian. Er wird den Angriff anführen.«
    »Nein!«, rief ich unwillkürlich, kam auf die Füße und drängte mich vor, denn Londons Worte klangen zu schrecklich, um wahr zu sein. Steldor fing mich in der Nähe des Bettes ab und zog mich an seine Brust, aber er war nicht schnell genug, sodass ich einen Blick auf Londons Wunden erhaschte.
    London lag auf dem Rücken, bleich, schwitzend und verdreckt. Sein Hemd war bis zur Mitte aufgeschnitten, aber nicht ganz entzwei. Aus getrocknetem Blut und Schmutz ragten die Schäfte von drei Pfeilen heraus, einer in der Schulter, einer in seiner Brust und einer aus dem Bauch. Alle wirkten wie seltsam verdrehte Nägel. Rund um die Einstichstellen war die Haut geschwollen, verfärbt und erinnerte an Spinnennetze.
    Der Anblick verschlug mir den Atem, und ich klammerte mich hilflos an Steldor. Mein Gemahl schlang seine Arme noch fester um mich, und ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter, um nichts mehr sehen zu müssen.
    »Ich berichte nur, was ich selbst gesehen habe«, fügte London hinzu, und ich wusste, dass diese Worte an mich gerichtet waren. Cannan kam ohne Umschweife und ohne auf meine Reaktion einzugehen zum eigentlichen Thema zurück. »Wie lange werden sie noch brauchen, um zum Angriff gerüstet zu sein?«
    Ich schaute auf und versuchte, nur in Londons Gesicht zu blicken. Er mühte sich, seine Position zu verändern und schrie auf, bevor er wieder still dalag. Dann erbleichte er und schien erneut das Bewusstsein zu verlieren. Nachdem er noch einmal mühsam Luft geholt hatte, beantwortete er jedoch die Frage.
    »Sie machten sich zur Truppenverlegung bereit, als ich aufbrach«, sagte er mit noch gequälterer Stimme. »Ich hatte ein wenig Probleme bei meinem geordneten Rückzug. Wir werden noch eine gute Woche Zeit haben, bis sie den Recorah überqueren werden.«
    Es herrschte Schweigen, während die militärisch bewanderten Männer die Nachricht verarbeiteten. Kurz darauf bedeutete Cannan dem Arzt, mit ihm beiseitezutreten, doch London rief sie beide zurück.
    »Lasst ihn sagen, was er denkt. Ich habe ein Recht zu erfahren, wie schwer verletzt ich bin.«
    Bhadran trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und sah Cannan fast bittend an, denn offensichtlich wollte er dem Sterbenden die schlechten Nachrichten nicht ins Gesicht sagen.
    Nachdem er geseufzt und sich den Nacken gerieben

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