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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Rede.
    »Wir haben London zurückgelassen«, donnerte er los. »Wir haben ihn in die Hände der Cokyrier fallen lassen, nachdem er Euch das Leben gerettet hat!«
    »Was ist passiert?«, ging Steldor dazwischen und stellte sich an die Seite seines Vaters.
    »Es lag nicht in meiner Absicht, London zu verlieren –«, erwiderte Cannan in heftigem Ton.
    »Und warum habt Ihr dann keine Leute zurückgeschickt, ihn zu befreien?!« Destari unterbrach seinen Vorgesetzten und schrie dabei fast vor Wut und Enttäuschung.
    Steldor runzelte die Stirn und versuchte offenbar verzweifelt, sich zusammenzureimen, was bei der Zusammenkunft geschehen sein mochte, die anscheinend so gründlich gescheitert war.
    »Würde mir auf der Stelle irgendjemand berichten, was –?«
    »Die Cokyrier haben versucht, den Hauptmann zu töten«, informierte Destari den König kurz und bündig, dann begann er so aufgebracht auf und ab zu laufen, wie es eigentlich gar nicht seine Art war.
    »Ich habe die Pergamentrolle«, stieß Cannan hervor und ignorierte Steldors plötzliche Blässe. Destari hielt inne. Ich trat einen Schritt vor, und das Gemurmel der Gespräche in der Halle rückte in weite Ferne, als er die Rolle aus der Innenseite seines Uniformwamses zog.
    »Öffnet sie«, platzte Destari heraus und erntete dafür einen missbilligenden Blick von Cannan.
    Obwohl Steldor sichtlich irritiert war, sprach er kein Wort, während sein Vater das Lederband aufknüpfte, das der Feind um die Rolle gebunden hatte. Er entrollte das Pergament und knüllte es sogleich zusammen.
    »Was?«, fragte Steldor, während Destari sofort begriff und eine verächtliche Grimasse schnitt.
    »Leer«, sagte Cannan nur, und das Gemurmel aller, die ihn gehört hatten, nahm dramatisch an Lautstärke zu, da die Männer nun von Neuem zu debattieren begannen und ihre Enttäuschung aus jedem Wort herausklang.
    In der vollen Halle schien die Temperatur zu steigen, und es half nichts, dass ich meinen Umhang ablegte. Außerdem sehnten sich mein Körper und meine Seele nach Stille, damit ich überdenken konnte, was geschehen war. Das vorgeblich zu Verhandlungen anberaumte Treffen war nichts weiter gewesen als ein Trick, um einen Anschlag auf Cannan zu verüben und London erneut gefangen zu nehmen. Damit wären die beiden für unsere Verteidigung wichtigsten Militärs außer Gefecht gesetzt. Vielleicht war auch schon Mirannas Verschleppung ein Teil dieses Plans gewesen. Und es war durchaus möglich, dass meine Schwester bereits an dem Tag getötet worden war, als man sie uns entrissen hatte. Denn außer als Köder hatte sie in dem cokyrischen Vorgehen keine Rolle gespielt.
    Plötzlich fühlte ich mich von der Hitze, dem Lärm, dem Gestank nach Schweiß und Blut derart überwältigt, dass ich mich durch das Gedränge schob und unbemerkt die Prunktreppe hinaufeilte. Gänzlich undamenhaft rannte ich über die Gänge zu meinen Gemächern und bemühte mich, meine Tränen noch zurückzuhalten. Schließlich wollte ich erst im Refugium meiner Schlafkammer meiner Verzweiflung freien Lauf lassen.
    Doch das gelang mir nicht ganz. Nachdem ich die Tür zum Salon aufgerissen hatte, stürzte ich in die Mitte des Raumes, ließ mich auf dem Wollteppich auf die Knie fallen und während bereits Tränen auf meine Hände fielen, begann ich zu weinen. Ich hatte so gehofft, dieses Treffen würde meine Schwester nach Hause bringen, ich hatte mir ausgemalt, sie zu sehen und in meine Arme zu schließen, warm und sehr lebendig. Stattdessen schüttelte mein Körper sich jetzt unter heftigen Schluchzern, denn es schien sehr wahrscheinlich, dass ich sie für immer verloren hatte.
    Während ich mich bemühte, meiner Gefühle wieder Herr zu werden, hörte ich, wie hinter mir die Tür geschlossen wurde. Da wusste ich, ich war nicht mehr allein. Angesichts der Vorstellung, dass Destari oder vielleicht auch Steldor mir gefolgt waren, um nach mir zu sehen, holte ich zitternd tief Luft, erhob mich langsam und drehte mich um. Ich erstarrte, als ich das Gesicht des Mannes sah, der jetzt vor mir stand, denn auch wenn ich lange sehnsüchtig davon geträumt hatte, ihn wiederzusehen, konnte ich nun nicht anders, als mich vor ihm zu fürchten.
    »Alera«, sagte er nur und ging einen Schritt auf mich zu. Obwohl er bei dem Treffen noch ganz in Schwarz gekleidet gewesen war, trug er jetzt die königsblaue Tunika der Palastwache. Ich fragte mich, von wem er sie genommen und in welchem Zustand er denjenigen zurückgelassen haben

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