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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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mochte.
    Unwillkürlich wich ich vor ihm zurück und wusste doch, dass wenn er noch näher käme, ich weder in der Lage wäre fortzulaufen noch um Hilfe zu schreien, da ich schon jetzt kaum atmen konnte. Doch er blieb stehen, und seine hypnotisierenden blauen Augen beruhigten mich auf rätselhafte Weise.
    »Du kannst mich anhören oder nach deinen Wachen rufen«, sagte er gelassen und schien sich des Risikos seiner Anwesenheit hier im Palast völlig bewusst zu sein. »Die Entscheidung liegt bei dir.«
    »Narian«, flüsterte ich ungläubig staunend. »Was tust du hier?«
    »Ich habe nicht viel Zeit, weil bald jemand kommen und nach dir sehen wird. Aber wir müssen miteinander reden.«
    »Jetzt?«, murmelte ich und hatte Mühe, mich zu konzentrieren. Hastig wischte ich mir zumindest die Tränenspuren aus dem Gesicht.
    »Nein, morgen Nacht, auf Koranis’ Gut. Und komm allein.«
    Ich starrte ihn an und war mir nicht mehr sicher, mit wem ich es überhaupt zu tun hatte. Denn mir war schmerzlich bewusst, dass er sich mit dem Feind verbündet haben musste.
    »Vertrau mir noch dies eine Mal, so wie ich dir vertraue.« Sein Blick hielt den meinen fest und mir blieb nur eine einzige Antwort.
    »Ich werde kommen«, versprach ich atemlos, auch wenn ich nicht wusste, wie ich es bewerkstelligen würde. Ich wusste nur, dass ich es einfach tun musste.
    Ohne die Augen von mir zu lassen, kam er langsam näher und schob dabei seinen linken Ärmel hoch, sodass darunter ein an seinen Unterarm befestigter Dolch zum Vorschein kam. Ich wich nicht zurück, was vielleicht dumm war, weil ich mich schließlich noch allzu gut an die zahlreichen Waffen erinnerte, die er an seinem Körper zu tragen pflegte. Dann blieb er direkt vor mir stehen und band die Scheide von seinem Arm.
    »Ich möchte, dass du das hier an dich nimmst. Es könnte der Zeitpunkt kommen, an dem du es brauchst.« Seine Stimme und seine Haltung waren so gefasst, als böte er mir irgendeine unwesentliche Kleinigkeit an.
    Ich überlegte und erinnerte mich daran, wie Steldor mich abgefertigt hatte, als ich ihn um eine Waffe gebeten hatte. Narian wusste besser als jeder andere, welche Gefahr Hytanica drohte, was mir und meinen Landsleuten zustoßen konnte, denn er würde das Unheil im Namen des Overlord über uns bringen. Dennoch bewaffnete er mich, zu meinem eigenen Schutz. Und auch wenn ich vieles in Bezug auf sein Verhalten nicht verstand, so wusste ich doch ohne jeden Zweifel, dass sein Herz die ganze Zeit über unerschütterlich geblieben war.
    Sanft ergriff er meinen linken Arm, und ich erzitterte, denn ich spürte das unerwartet starke Verlangen in mir, ihn zu berühren, mich in seine Arme zu werfen, so zu tun, als habe sich zwischen uns nichts geändert. Ich rührte mich jedoch nicht, als er den Ärmel meiner weißen Bluse hochschob und den Dolch befestigte. Nachdem er meinen Ärmel wieder herabgezogen hatte, um die Waffe zu verbergen, hob er die Augen noch einmal zu mir.
    »Trag ihn immer bei dir«, wies er mich an, dann streckte er die Hand aus, um über mein Haar zu streichen, und ohne nachzudenken, machte ich einen Schritt auf ihn zu und legte meinen Kopf an seine Brust.
    »Miranna«, flüsterte ich, als er die Arme um mich legte.
    »Sie ist am Leben.«
    Erleichterung erfasste mich wie eine Welle, und zum ersten Mal, seit dieser Albtraum begonnen hatte, empfand ich so etwas wie Frieden. Nach wenigen Augenblicken ergriff Narian sanft meine Arme und schob mich von sich. Eine schmerzliche Mischung aus Scham und Bedauern bemächtigte sich meiner Zunge.
    »Ich bin inzwischen verheiratet«, stieß ich hervor, obwohl offensichtlich war, dass er das bereits wissen musste.
    »Morgen, nach Einbruch der Dunkelheit«, sagte er, als hätte er meine Äußerung überhört. »Allein.«
    »Ja, ich werde dort sein«, wiederholte ich und verschwendete keinen Gedanken an die Gefahr, in die ich mich damit begeben würde. Wie blind oder unklug es auch sein mochte – ich hatte absolutes Vertrauen in ihn.
    Bevor er mich ganz losließ, beugte er sich herab und berührte meine Lippen mit den seinen. Dann wandte er sich ab und ging zur Tür. Doch er blickte sich noch einmal zu mir um, als könne er seine Gefühle nicht bezähmen. Ich machte einen Schritt vorwärts und wollte ihn, so widersinnig das auch war, nicht fortlassen, doch er öffnete bereits die Tür und spähte auf den Gang hinaus. Dann schlüpfte er hinaus und war meinem Blick entschwunden.
    Ich hatte mir bislang keine Gedanken

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