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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gern erklettert hatte. Damit hatte ich Gabe immer einen fürchterlichen Schrecken eingejagt; zumindest hatte er mich in diesem Glauben belassen.
    Ich öffnete das Cockpit und stieg vom Gleiter hinab. Schnee fiel weiterhin lautlos aus dem Himmel. Irgendwo, außer Sichtweite, spielten Kinder. Von einer beleuchteten Straße ein paar Häuser weiter hallten aufgeregte Schreie hinüber, und ich konnte das weiche Zischen von Joggern hören, die über die weißen Rasenflächen und Straßen liefen.
    Eine Natriumlampe auf einem Pfosten unter einer Eiche warf einen weichen Glanz über den Gleiter und gegen die traurigen Fenster des Hauses. »Hallo, Alex«, sagte eine vertraute Stimme. »Willkommen daheim.«
    Die Lampe an der Eingangstür verbreitete mattes Licht.
    »Hallo, Jacob«, sagte ich. Jacob war eigentlich keine KI. Er war ein ausgeklügeltes Datenerwiderungsnetzwerk, dessen hauptsächliche Aufgabe, zumindest in den alten Zeiten, darin gelegen hatte, jederzeit das Ausmaß von Konversation zu betreiben, das Gabe angenehm war, über jedes gewünschte Thema. Das wäre eine grausame und ungewöhnliche Behandlung einer echten KI gewesen. Doch es fiel manchmal schwer, sich an Jacobs wahre Natur zu erinnern.
    »Es ist schön, dich wiederzusehen«, sagte er. »Es tut mir leid um Gabe.«
    Der Schnee lag knöchelhoch. Ich war nicht dafür gekleidet, und das Zeug kam mir schon in die Schuhe. »Ja. Mir auch.« Die Eingangstür öffnete sich, und das Wohnzimmer füllte sich mit Licht. Irgendwo weiter hinten verstummte Musik. Verstummte. Genau das war es, was Jacob fast lebendig erschienen ließ. »Es geschah unerwartet. Ich werde ihn vermissen.«
    Jacob schwieg. Ich ging hinein, vorbei an einem stirnrunzelnden Steindämon, der schon lange vor mir im Haus gewesen war, zog die Jacke aus und ging ins Wohnzimmer, denselben Raum, in dem Gabe seine letzte Botschaft aufgezeichnet hatte. Es knackte scharf, wie von einem zerbrechenden Ast, und dann erschienen Flammen im Kamin. Es war lange her. Rambuckle war eine Zylinderwelt gewesen, und es hatte dort niemals Holz zum Verbrennen gegeben. Und auch kein Grund dafür bestanden. (Wie lange war es her, daß ich Schnee gesehen hatte? Oder unfreundlichem Wetter ausgesetzt gewesen war?)
    Ich war zurück und hatte plötzlich das Gefühl, niemals fort gewesen zu sein.
    »Alex?« Es lag etwas beinahe Wehmütiges in seiner Stimme.
    »Ja, Jacob. Was ist?«
    »Du mußt etwas wissen.« Im hinteren Teil des Hauses tickte eine Uhr.
    »Ja?«
    »Ich erinnere mich nicht an dich.«
    Ich hielt mitten in der Bewegung inne, mit der ich mich in den gepolsterten Armstuhl niederlassen wollte, in dem ich im Widerer gesessen hatte. »Was meinst du?«
    »Die Anwälte haben dich informiert, daß es einen Einbruch gab?«
    »Ja, das haben sie mir gesagt.«
    »Der Dieb hat anscheinend versucht, meine Kerneinheit zu kopieren. Den Basisspeicher. Gabriel muß diese Möglichkeit Sorgen gemacht haben. Das System war programmiert, in solch einem Fall eine vollständige Löschung vorzunehmen. Ich habe keine Erinnerung an etwas vor meiner Reaktivierung durch die Behörden.«
    »Wie hast du dann …«
    »Brimbury und Conn haben mich programmiert, dich zu erkennen. Ich will dir damit sagen, daß ich von uns weiß, aber keine direkte Erinnerung habe.«
    »Ist das nicht dasselbe?«
    »Es bleiben ein paar Löcher.« Ich dachte, er würde noch etwas sagen, doch er blieb stumm.
    Jacob gab es schon seit etwa zwanzig Jahren. Er war schon dagewesen, als ich Kind war. Wir hatten Schach gespielt, die großen Schlachten eines halben Dutzends Kriege nachgekämpft und über die Zukunft gesprochen, während der Regen gegen die großen Fenster schlug. Wir hatten geplant, zusammen die Welt zu umsegeln, und später, als mein Ehrgeiz wuchs, hatten wir von den Sternen gesprochen.
    »Wie ist es mit Gabe? An ihn erinnerst du dich doch, oder?«
    »Ich weiß, daß ich ihn gemocht hätte. Sein Haus läßt erkennen, daß er viele Interessen hatte, und ich kann mit Sicherheit schließen, daß man stolz darauf sein konnte, ihn zu kennen. Ich tröste mich damit, ihn gekannt zu haben. Aber, nein, ich erinnere mich nicht an ihn.«
    Ich saß einige Minuten lang da, lauschte dem Feuer und dem Geräusch des Schnees an den Fenstern. Jacob lebte nicht. Die einzigen Gefühle, um die es hier ging, waren die meinen.
    »Was ist mit den Datenspeichern? Wie ich gehört habe, wurde ihnen etwas entnommen.«
    »Ich habe das Inhaltsverzeichnis überprüft. Es ist wirklich

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