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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Geboren 1179 auf Khaja Luan. Verheiratet. Vielleicht ein Kind.«
    »War’s das?«
    »Sie war Sternenpilotin, Diplom für kleine Schiffsklassen. Während des Kriegs Friedensaktivistin. Den Unterlagen entnehme ich ebenfalls, daß sie als Nachrichtendienstoffizier und Diplomatin der Dellacondaner gedient hat.«
    »Friedensaktivistin und Nachrichtendienstoffizier?«
    »Das besagen die Unterlagen. Ich verstehe es auch nicht.«
    Jacob drehte ihr Bild.
    Ihr Blick streifte den meinen. Die Kieferlinie hatte eine Neigung, die fast Arroganz andeutete. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und enthüllten ebenmäßige weiße Zähne (aber kein Lächeln); und eine Stirn, die vielleicht eine Spur zu hoch war, wurde von dichtem, kastanienbraunem Haar bedeckt.
    »War sie während des Kriegs auf der Corsarius ?«
    Pause. »Die allgemeinen Speicher enthalten kaum Informationen darüber, Alex. Aber ich glaube nicht. Sie scheint der Mercariel zugeteilt worden zu sein, dem Dellacondanischen Flaggschiff.«
    »Ich dachte, die Corsarius sei das Flaggschiff gewesen?«
    »Nein. Die Corsarius war nur eine Fregatte. Sim führte seine Einheiten mit ihr in die Schlacht, doch für Stabs- oder Planungsfunktionen war sie kaum ausgestattet. Die Dellacondaner benutzten zu diesem Zweck zwei andere Schiffe. Die Mercariel wurde ihnen mitten im Krieg von Rebellen auf Toxicon übergeben. Sie war eigens für Kommando- und Kontrollaufgaben ausgerüstet und nach einem toxiconischen Freiwilligen benannt, der in der Nut umkam.«
    »Weißt du noch etwas über sie?«
    »Ich kann dir wahrscheinlich Rang, Datum der Ausmusterung und so weiter geben.«
    »Sonst nichts?«
    »Da wäre vielleicht noch etwas von Interesse.«
    »Was?«
    »Einen Augenblick. Du weißt doch, daß ich alle Daten selbst überprüfe, während wir uns unterhalten?«
    »Schon gut.«
    »Ja. Nun, du solltest auch wissen, daß sie eine geheimnisvolle Gestalt war und es nicht viel über sie gibt.«
    »Schon gut. Worauf willst du hinaus?«
    »Sie kehrte anscheinend in einem Stadium der tiefen Depression aus dem Krieg zurück.«
    »Daran ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Nein. Ich würde diese Reaktion auch zeigen. Doch bei ihr trat lange keine Besserung ein. Jahrelang sogar. Es gibt auch einen Hinweis darauf, daß sie um 1208 herum, ein Jahr, nachdem Christopher Sim bei Rigel starb, Maurina Sim besucht hat. Ich kann keine Aufzeichnungen finden, worüber sie gesprochen haben. Das Seltsame ist, daß die Tanner dazu neigte, für lange Zeiträume von der Bildfläche zu verschwinden. Bei einer Gelegenheit fast für zwei Jahre. Niemand kennt den Grund dafür.
    Das ging bis zum Jahr 1217 so weiter; danach liegen keine weiteren Berichte über ein ungewöhnliches Verhalten vor. Was natürlich nicht bedeutet, daß es keins gab.«
    Für diese Nacht gab ich es auf. Ich nahm einen Imbiß zu mir und suchte mir ein Zimmer im ersten Stock aus. Gabes Schlafzimmer lag am selben Gang, vorn im Haus. Ich ging dorthin, vielleicht aus Neugier, doch vorgeblich, um nach bequemen Kissen zu suchen.
    Überall waren Fotos. Hauptsächlich von den Ausgrabungen, doch auch ein paar von mir als Kind, und eins von einer Frau, die er anscheinend einmal geliebt hatte. Ihr Name war Ria, und sie war zwanzig Jahre, bevor ich zu ihm gekommen war, um bei ihm zu leben, bei einem Unfall gestorben. Während der langen Jahre meiner Abwesenheit hatte ich sie ganz vergessen, doch sie hatte noch immer ihren Ehrenplatz zwischen zwei wunderschönen, wahrscheinlich mitteleuropäischen Vasen: Ich hielt einen Augenblick inne, um das Bild zu betrachten, was ich nicht mehr getan hatte, seit ich ein Kind war, und nie mit den Augen eines reifen Menschen. Sie machte einen fast knabenhaften Eindruck: Ihr Körper war schlank, das braune Haar kurzgeschnitten, und sie hatte in einer Pose, die ungehemmten Überfluß andeutete, die Hände vor die zur Brust hochgezogenen Knie gelegt. Doch ihr Blick kündete von tiefen Wassern und veranlaßte mich, lange zu verweilen. Meines Wissens hatte sich Gabe gefühlsmäßig nie mit einer anderen Frau eingelassen.
    Auf dem Nachttisch lag ein Buch: ein Gedichtband von Walford Candles.
    Er trug den Titel Gerüchte von der Erde, und wenngleich ich noch nie von ihm gehört hatte, war mir Candles’ Reputation bekannt. Er war einer der Menschen, die keiner wirklich liest, doch die man gelesen haben mußte, wenn man sich gebildet nennen wollte.
    Das Buch erregte jedoch aus mehreren Gründen meine Neugier: Gabe hatte nie eine große

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