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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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plötzlichen Luftwirbeln und scharfen Felsen. Sie waren vielleicht klüger als ich.
    In dieser wilden Landschaft schien es keine Stelle zu geben, auf die ein Mensch den Fuß setzen konnte.
    »Direkt vor dir«, sagte Chase elektrisiert. »Was ist das?«
    Ich setzte das Fernglas ab und sah auf die Monitore, die sie benutzte. Sie löschte alle bis auf einen: ein Gipfel von bescheidener Größe, ohne irgendein ungewöhnliches Merkmal. Ich sollte hinzufügen, daß ich einen Berg mit geköpfter Spitze erwartet hatte. Eine Hochebene, die man bewohnbar gemacht hatte. Das war hier nicht der Fall. Statt dessen sah ich einen breiten Vorsprung, etwa auf zwei Drittel Höhe der Felswand.
    Déjà vu.
    Sims Hochsitz.
    Er war viel zu eben und zu symmetrisch, um natürlichen Ursprungs sein zu können. »Ich sehe ihn.«
    Ich zog die Vergrößerung höher. Ein runder Gegenstand befand sich auf dem breitesten Teil der Platte. Eine Kuppel!
    Ich starrte auf den Schirm. Es führten keine Wege zum Vorsprung. Nicht, daß es eine Rolle gespielt hätte.
    Seltsam, daß ein Mann, dem die Lichtjahre gehört hatten, den Rest seines Lebens schließlich auf ein paar hundert Quadratmetern verbringen mußte.
     
    Abgesehen von dem Vorsprung und der Kuppel deutete nichts auf Menschenwerk hin. Die Szene wirkte fast häuslich. Ich stellte mir vor, wie es des Nachts hier ausgesehen haben mußte. In den Fenstern schien Licht, und die berühmten Bewohner saßen vielleicht draußen und sprachen über ihre Rolle im Krieg. Und warteten auf Rettung. »Ich verstehe das nicht.« Ihre Stimme zitterte.
    »Chase, am Ende hat Sim den Mut verloren. Er entschloß sich, zu retten, was zu retten war, und zu verhandeln.«
    Es war sehr still am anderen Ende. Dann: »Und das konnten sie nicht zulassen.«
    »Er war die Zentralfigur des Krieges. Gewissermaßen war er die Konföderation. Sie konnten nicht zulassen, daß er sich ergab, nicht, solange es noch eine Chance gab. Also hielten sie ihn auf. Auf die einzig mögliche Art, wenn sie ihn nicht umbringen wollten.«
    »Tarien«, warf sie ein.
    »Ja. Er muß eine Rolle gespielt haben. Und einige seiner hohen Stabsoffiziere. Vielleicht sogar die Tanner.«
    »Das glaube ich nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube einfach nicht, daß sie das getan haben. Ich glaube nicht, daß sie dazu imstande waren.«
    »Na ja. Wie dem auch sei. Sie täuschten die Vernichtung der Corsarius vor, brachten sie hierher und setzten Sim und die Crew aus. Sie müssen vorgehabt haben, zurückzukommen. Doch die meisten Verschwörer starben innerhalb von ein paar Wochen. Sie waren wahrscheinlich alle an Bord der Kudasai , als sie vernichtet wurde. Falls es irgendwelche Überlebende gab, hatten sie nicht den Mut, ihren Opfern gegenüberzutreten. Bis auf die Tanner vielleicht. Doch wie es auch gewesen sein mochte, sie wußte, was sie getan hatten, und sie wußte von dem Rad. Sie hat es gesehen, oder ein anderer hat es ihr beschrieben.«
    Ich flog über den Felsvorsprung.
    »Ich frage mich«, sagte Chase, »ob Maurina es wußte.«
    »Wir wissen, daß die Tanner sie besucht hat. Es wäre interessant, eine Aufzeichnung von diesem Gespräch in die Finger zu bekommen.«
    Chase murmelte etwas, was ich nicht verstehen konnte, und dann: »Hier stimmt was nicht. Sieh dir die Größe der Kuppel an.« Sie war klein, viel kleiner, als ich gedacht hatte. »In diesem Ding könnten niemals acht Menschen leben.«
    Nein. Und ich verstand mit einer plötzlichen, messerscharfen Gewißheit, welch schrecklichen Irrtum ich begangen hatte und warum die Sieben keine Namen hatten.
    Mein Gott! Sie hatten ihn hier allein ausgesetzt!
    Zwei Jahrhunderte später flog ich langsam durch die salzige Luft hinab.
    Der Wind wehte klar und kalt über den Vorsprung. Keine grüne Pflanze wuchs hier, und kein Lebewesen hatte sich auf diesem grimmigen Pfahl niedergelassen. Ein paar Felsbrocken lagen verstreut herum, und etwas lockeres Geröll. In der Nähe der Kante des Vorsprungs erhoben sich mehrere flache Steine wie abgebrochene Zähne. Auf der anderen Seite türmte sich der Berg über mir auf; seine Wände waren nicht ganz glatt. Das Meer lag tief unter mir. Wie auf Ilyanda.
    Ich landete direkt vor der Kuppel.
    Der in dem Kampf mit dem Meeresanimat zugezogene Schaden – eine fehlende Kufe und ein verbogenes Untergestell – bewirkte, daß sich die Kapsel ziemlich schräg legte. Ich richtete die Kameras aus – eine auf die Kuppel, die andere sollte meinen Bewegungen folgen

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