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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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– und stieg aus.
    »Es ähnelt stark dem Zwei-Mann-Überlebenszelt, das wir an Bord des Centaurs haben«, stellte Chase fest. »Wenn er die richtigen Vorräte bekommen hat, hätte er lange überleben können. Falls er das wollte.«
    Eine behelfsmäßige Antenne war auf dem Dach montiert, und vor den Fenstern waren Vorhänge zugezogen. Das Meer dröhnte unaufhörlich gegen den Fuß des Berges. Selbst in dieser Höhe glaubte ich, die Gischt spüren zu können.
    »Alex.« Ihr Tonfall hatte sich geändert. »Du kommst besser zurück. Wir bekommen Besuch.«
    Ich sah auf, als könne ich am Himmel etwas ausmachen. »Was?«
    »Sieht aus wie ein Kriegsschiff der Stummen. Aber ich will verdammt sein, wenn ich begreife, was da vor sich geht.«
    »Warum?«
    »Es ist auf einem Rendezvous-Kurs. Aber das verdammte Ding rast mit einer ungeheuren Geschwindigkeit heran. Es kann unmöglich hier anhalten.«

 
24 |
     
     
    Für mich kommt Sex an zweiter Stelle. Ich habe lieber einen Feind im Fadenkrenz.
    – Alois von Toxicon
    (Rede bei der Einweihung des Zentrums für Strategische Studien)
     
    »Ich brauche noch ein paar Minuten hier. Wieviel Zeit haben wir?«
    »Etwa eine halbe Stunde. Bis dahin schaffst du es sowieso nicht zurück. Aber das spielt keine Rolle. Das Schiff kann höchstens eine Kurve fliegen. Es wird mehrere Tage brauchen, um zu drehen und hierher zurückzukehren.«
    »Na schön.« Ich interessierte mich im Augenblick mehr für den Felsvorsprung. »Behalte es im Auge.«
    Ich hatte kein zweites Paar Stiefel mitgenommen, und die Sonne heizte den Felsen auf. Ich zog ein Paar Socken an und ging zur Kuppel.
    Das Wetter hatte sie verfärbt, an einigen Stellen mit Streifen überzogen, an anderen ausgebleicht. Es war kein sehr elegantes Ende, auf diesem Felsvorsprung, unter dem weißen Stern des Schiffes, das ihn sicher durch so viele Gefahren getragen hatte.
    Die Tür war darauf angelegt, notfalls auch als Luftschleuse zu fungieren. Sie war verschlossen, aber nicht versperrt, und ich konnte den Schnappriegel hochdrücken und sie aufstoßen. Im Inneren fiel Sonnenschein durch vier Fenster und ein Oberlicht und erhellte ein Wohnquartier, das im Gegensatz zur Sterilität des Äußeren der Kuppel überraschend behaglich wirkte. Es enthielt zwei gepolsterte Stühle, wie man sie in der Zentrale eines Raumschiffs findet, mehrere Tische, einen Schreibtisch, einen Computer, eine Stehlampe. In einen der Tische war ein Schachbrett eingelassen, doch Spielfiguren sah ich keine.
    Ich fragte mich, ob Tarien den langen Flug von Abonai hierher unternommen hatte, wo es dann, vielleicht in diesem Raum, zur letzten verzweifelten Auseinandersetzung zwischen den Brüdern gekommen war. Hatte Tarien ihn gebeten, den Kampf fortzusetzen? Es wäre ein schreckliches Dilemma gewesen: Die Menschheit hatte so wenige Symbole, und die Stunde war so verzweifelt.
    Sie konnten ihm nicht erlaubt haben, den Kampf auszusetzen (wie Achill es getan hatte). Am Ende, kurz vor Rigel, mußte Tarien zur Meinung gekommen sein, keine andere Wahl mehr zu haben, als seinen Bruder zu ergreifen und die Mannschaft mit irgendeiner erfundenen Geschichte zu entlassen. (Oder vielleicht hatte ein wütender Christopher Sim das selbst getan, bevor er sich Tarien stellte.) Dann hatten die Verschwörer die Legende der Sieben erfunden, die Vernichtung der Corsarius vorgetäuscht und ihn und sein Schiff nach der Schlacht hierher gebracht.
    Ich stand auf der Schwelle und fragte mich, wie viele Jahre dieses winzige Zelt sein Zuhause gewesen war.
    Er hätte es verstanden, dachte ich. Und wenn er irgendwie erfahren hätte, daß er sich geirrt hatte, daß Rimway in den Krieg eingegriffen hatte , und Toxicon und sogar die Erde, dann hätte er vielleicht einen gewissen Trost empfunden.
    Im Computer war nichts. Das kam mir seltsam vor; ich hätte eine letzte Nachricht erwartet, vielleicht an seine Frau, vielleicht an die Menschen, die er verteidigt hatte. Doch die Speicherbänke waren leer. Und dann glaubte ich zu fühlen, wie die Wände näherrückten, und ich floh aus dieser Kuppel, auf den Felsvorsprung hinaus, der die Grenzen seines Daseins dargestellt hatte.
    Fröstelnd wandte ich mich ab, betrachtete die Felsen am nördlichen Ende, lief im Schatten der Felswand entlang und kehrte an den Rand des Vorsprungs zurück. Ich versuchte mir vorzustellen (wie ich es vor ein paar Nächten auf der Insel getan hatte), hier gestrandet zu sein, allein auf dieser Welt, tausend Lichtjahre von jedem

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