Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
entfernt, mit dem ich hätte sprechen können. Der Ozean mußte eine große Versuchung dargestellt haben.
    Am Himmel flog die Corsarius. Er hatte sehen können, wie sie sich zwischen den Sternen bewegte, wie ein verirrter Mond alle paar Stunden über den Himmel zog.
    Und dann sah ich die Inschrift. Er hatte eine Zeile mit Buchstaben in die Felswand geschnitten, knapp über Augenhöhe, an einem Ende des Vorsprungs. Sie waren tief in den Kalkstein getrieben, Buchstaben mit harten Kanten, aus denen deutlich der Zorn sprach (wie ich annahm), obwohl ich die Sprache nicht verstand, in der er geschrieben hatte:
     

     
    »Chase?«
    Sie antwortete nur langsam. »Ich sehe es.«
    »Können wir eine Übersetzung bekommen?«
    »Ich versuche es schon. Ich weiß nur nicht, wie wir ein Bild in den Computer eingeben können. Laß mir einen Augenblick Zeit.«
    Griechisch. Sim war bis zum Ende ein Anhänger des klassischen Altertums geblieben.
    Mein Herz hämmerte gegen die Rippen, als ich überdachte, wie seine letzten Tage – oder Jahre – ausgesehen haben mußten. Wie lange hatte er es auf diesem Felsvorsprung ausgehalten, unter der Umlaufbahn der Verbindung mit der Heimat, die unablässig über ihn hinwegflog?
    Man mußte sich erst später entschlossen haben, den Fund zu verschweigen, nachdem die Tenandrome ihn nach Fischschüssel und Rimway gefunkt hatte. Ich konnte mir die schnell einberaumten Konferenzen der hochrangigen Beamten vorstellen, auf deren Schultern schon die Last einer in der Auflösung begriffenen Regierung lag. Warum nicht? Welche Vorteile konnte solch eine Enthüllung schon bringen? Und die Männer der Tenandrome hatten, erschüttert von dem, was sie gesehen hatten, bereitwillig zugestimmt.
    »Alex. Der Computer hält es für klassisches Griechisch.«
    »Gut. Was noch?«
    »Das ist alles. Er sagt, es seien nur ein paar Sprachen in seiner Bibliothek enthalten, aber alles nur moderne.«
    »Das letzte Wort«, sagte ich, »sieht aus wie Demosthenes .«
    »Der Redner?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, warum er sich die Mühe machte, den Namen eines toten Griechen in eine Felswand zu sitzen. Unter diesen Umständen.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, meinte Chase. »Ihm stand in der Kuppel ein Computer zur Verfügung. Warum hat er den nicht benutzt? Er hätte schreiben können, was immer er wollte. Warum sich die Mühe machen, die Buchstaben in den Fels zu treiben?«
    »Das Medium ist die Nachricht, wie mal jemand sagte. Vielleicht hätte eine elektronische Mitteilung seine Gefühle nicht angemessen ausgedrückt.«
    »Ich habe eine Verbindung zum Computer der Corsarius. Es gibt nur zwei Verweise auf ›Demosthenes‹. Der eine gilt dem alten Griechen, und der andere einem zeitgenössischen Ringer.«
    »Was steht da über ihn? Über den Griechen, meine ich.«
    »384 – 322 v.Chr. alter Zeitrechnung. Größter der hellenischen Redner. Soll mit einer Sprachstörung geboren worden sein, die er überwand, indem er Kieselsteine in den Mund nahm und gegen das Rauschen der Brandung ansprach. Seine Reden überzeugten die Athener, gegen Mazedonien Krieg zu führen. Am bekanntesten wurden die drei philippischen und die drei olynthiakischen Reden. Alle etwa um 350 v.Chr., plus/minus ein paar Jahre. Die Mazedonier siegten trotz Demosthenes’ Anstrengungen, und er wurde ins Exil getrieben. Später starb er durch eigene Hand.«
    »Da gibt es eine Verbindung«, bemerkte ich.
    »Ja. Tarien war auch Redner. Vielleicht ist das ein Bezug auf ihn.«
    »Das würde mich nicht überraschen«, sagte ich. Mir fiel eine weitere Inschrift im Fels auf, am Sockel, in anderen Buchstaben: Hugh Scott, 3131. Mit einem kleinen Laser eingebrannt.
    »Das ist Universalzeit«, rief Chase. »Entspricht entweder 1410 oder 1411 rimwayscher Zeit.« Sie seufzte. »Am Ende hat Sim seinem Bruder vielleicht verziehen. Vielleicht hat er sogar erkannt, daß Tarien recht gehabt hat.«
    »Unter dieses Umständen wäre das aber ein gewaltiger Akt der Vergebung gewesen.« Meine Füße taten weh. Die Socken boten kaum Schutz, und ich mußte in Bewegung bleiben, um mir nicht die Füße zu verbrennen. »Wo ist unser Besuch?«
    »Nähert sich noch. Beschleunigt noch immer. Sie übertreiben’s wirklich.« Die Luft war ruhig. »Alex?«
    »Ja?«
    »Glaubst du, daß sie ihn gefunden hat? Rechtzeitig, meine ich?«
    »Leisha?«
    Seit ich gelandet war, hatte ich an kaum etwas anderes gedacht. Die Tanner hatte jahrelang gesucht. Candles verlorener

Weitere Kostenlose Bücher