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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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auch. Aber sie verfolgt die Sache.«
    »Was genau wurde gestohlen?« fragte ich.
    »Schwer zu sagen. Falls Ihr Onkel eine Inventarliste führte, ging sie bei der Löschung der zentralen Speicherbänke verloren. Wir wissen, daß sie einen Holoprojektor und etwas Silber mitgenommen haben. Vielleicht auch ein paar seltene Bücher. Wir haben ein paar seiner Freunde gebeten, sich das Haus anzusehen und eine Liste zu erstellen. Und vielleicht Juwelen. Wir können einfach nicht feststellen, was er an Juwelen besaß.«
    »Ich bezweifle, daß er viele hatte«, sagte ich. »Doch es befinden sich auch ein paar äußerst wertvolle Artefakte im Haus.«
    »Ja, das wissen wir. Wir haben sie mit der Aufstellung für die Versicherung verglichen. Es fehlen keine.«
    Sie lenkte das Gespräch wieder auf finanzielle Angelegenheiten zurück, und am Ende ging ich fast völlig auf ihre Wünsche ein. Als ich mich nach dem Sicherheitskode erkundigte, gab sie mir eine verschließbare Kassette, eine von der Art, deren Schloß die Kassette vernichtet, wenn es unbefugt geöffnet wird. »Sie ist stimmkodiert«, sagte sie. »Aber Sie müssen Ihr Geburtsdatum nennen.«
    Ich tat das, öffnete den Deckel und holte einen Umschlag hervor. Er war von Gabe über den Verschluß hinweg abgezeichnet. Darin fand ich den Sicherheitskode. Er bestand aus einunddreißig Ziffern.
    Gabe war kein Risiko eingegangen.
     
    »Aber ich überlasse alles vertrauensvoll dir.«
    Eine verteufelte Art, einen wertlosen Neffen zu behandeln.
    Gabe war von mir enttäuscht gewesen. Er hatte nie etwas gesagt. Doch als ich keine Karriere im Gelände einschlug, war seine frühe Zufriedenheit über mein Interesse an Antiquitäten einem zögernden Tolerieren gewichen. Er war zur Promovierung gekommen, hatte mich pflichtschuldig ermutigt und enthusiastisch über meine akademischen ›Errungenschaften‹ gesprochen. Doch trotz alledem wußte ich, was er dachte: Das Kind, das mit ihm an den zerfallenen Mauern eines halben Hundert Zivilisationen kampiert hatte, war schließlich doch mehr in der Geschäftswelt zu Hause. Noch schlimmer, die Waren, mit denen ich Geschäfte trieb, waren Überreste einer Vergangenheit, die, wie er ausführte, gegenüber unseren Hitzesensoren und Laserbohrern immer verletzlicher wurden.
    Er hatte mich als Philister verdammt. Nicht so sehr mit vielen Worten, doch ich hatte es in seinen Augen gesehen, aus den Dingen herausgehört, die er nicht gesagt hatte, an seinem allmählichen Rückzug gespürt. Und doch hatte er sich, obwohl es eine kleine Gruppe von Profis gab, mit denen er sich durch unzählige Ausgrabungsstätten gewühlt hatte, mit der Tenandrome-Entdeckung an mich gewandt. Das freute mich. Ich verspürte sogar ein verschwommenes Gefühl der Befriedigung, daß er mit den Sicherheitsvorkehrungen Schindluder getrieben und es damit ermöglicht hatte, daß der Tanner-Speicher gestohlen wurde. Gabe war genausowenig unfehlbar wie wir alle.
    Danach wandte ich mich zum Polizeirevier und sprach mit einer Beamtin, die mir sagte, sie würden den Fall auch weiterhin verfolgen, doch es seien noch keine Fortschritte zu vermelden. Sie versprach mir, sich mit mir in Verbindung zu setzen, sobald sich etwas Neues ergeben habe. Ich dankte ihr mit dem Gefühl, daß die Ermittlungen der Behörden wohl nichts ergeben würden, und griff nach meinem Stirnband, um die Verbindung zu unterbrechen, als ein stämmiger kleiner Mann in Uniform durch eine Doppeltür eilte und mir zuwinkte. »Mr. Benedict?« Er nickte, als wisse er, daß ich in ernsten Schwierigkeiten sei. »Mein Name ist Fenn Redfield. Ich bin ein alter Freund Ihres Onkels.« Er ergriff meine Hand und schüttelte sie heftig. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Wissen Sie, Sie ähneln Gabe sehr.«
    »Das hat man mir schon öfter gesagt.«
    »Ein schrecklicher Verlust war das. Bitte kommen Sie herein. Dort entlang zu meinem Büro.«
    Er drehte sich um und ging durch die Doppeltür zurück. Ich wartete auf den Datenaustausch. Das Licht wechselte erneut, wurde heller. Grelles Sonnenlicht fiel durch schmutzige Fenster. Ich saß in einem kleinen Büro, in dem ein Geruch von Alkohol hing.
    Redfield ließ sich auf eine steife, unbequem wirkende Couch fallen. Sein Schreibtisch war von einer Batterie von Terminals, Monitoren und Konsolen umgeben. Die Wände waren mit Diplomen, Auszeichnungen und offiziellen Amtssiegeln der unterschiedlichsten Art bedeckt; des weiteren enthielt der Raum einige Trophäen und zahlreiche Fotos:

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