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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die Regierung hatte darauf bestanden, daß dem außerirdischen Würdenträger diese Ehre zukam.
    Die Menge geriet in erwartungsvolle Bewegung, als Hendrik Sims Mut und Befähigung in diesen gefährlichen Zeiten lobte und die üblichen Sprüche von sich gab. Als Sim dann aufstand und seinen Platz auf dem Podium einnahm, brach sie in lauten Applaus aus. Er wechselte mit ein paar prominenten Würdenträgern Händedrucke und sah dabei den Botschafter bewußt nicht an. Dann brachte er seine Zuhörer mit einer beiläufigen Handbewegung zum Schweigen und hielt seine Rede. »Graduierungen«, sagte er, die üblichen Danksagungen überspringend, »haben mit der Zukunft zu tun.
    Ich verspüre eine gewisse Versuchung, über die Errungenschaften der jüngsten Vergangenheit zu sprechen. Über die ersten ernsthaften Anstrengungen, den Krieg abzuschaffen, die menschliche Familie zu vereinen, die Sicherheit und den Wohlstand jedes einzelnen zu garantieren. Schließlich sind das seit langer Zeit unsere Ziele, und es hat sich erwiesen, daß sie sich wesentlich schwerer verwirklichen lassen, als die, die sie zuerst proklamiert haben, es jemals angenommen hätten.« Leisha saß bewegungslos neben dem Botschafter. Ihre Gesichtszüge wirkten angespannt, ihr Körper war starr. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt.
    Nicht nur mir fiel das auf. Auch andere schienen davon fasziniert zu sein, daß sie neben dem Botschafter saß, als sähen sie verschwommen etwas Obszönes darin. Und mir fiel es schwer, eine ähnliche Vorstellung zu unterdrücken. Bitte zitiere mich nicht, oder ich werde es abstreiten.
    »Leider «, fuhr Tarien fort, »gibt es noch viel zu tun. Mehr, als meine Generation zu bewältigen hoffen kann. Es wird also eher Ihnen die Aufgabe zukommen, diesen Erfolg zu erringen, zu erkennen, daß es für niemanden Sicherheit geben kann, bis alle diese Sicherheit haben; daß es keinen Frieden geben kann, bis jene, die Krieg anzetteln wollen, verstehen, daß darin kein Gewinn liegt …« Nun, ich könnte seine ganze Rede wörtlich oder frei wiedergeben. Er war hervorragend. Wenn jemand diese streitsüchtigen Welten zu einer Konföderation vereinen kann, dann er. Er sprach von fernen Orten, von Mut und Pflicht, und von den Schiffen, die unsere Ideale zu den Sternen tragen.
    »Schließlich«, sagte er, »werden es keine Waffen sein, die unser Schicksal entscheiden. Es wird dieselbe Waffe sein, die tyrannische Regierungen gestürzt und ehrgeizige Invasoren immer und immer wieder vernichtet hat, seit wir die erste Druckpresse gebaut haben. Oder vielleicht ein paar Symbole in die erste Schrifttafel gemeißelt. Freie Ideen. Freie Ideale. Menschenwürdiges Leben. Die Zeit ist auf unserer Seite. Der Feind, mit dem wir es zu tun haben, der, wenn er könnte, unser Überleben bedrohen würde, kann mit seinen Kriegsschiffen die Macht des eigenständig denkenden Geistes nicht unterdrücken.«
    Der Applaus setzte langsam ein, wogte schnell über das kühle Gras und gewann an Lautstärke. Eine Studentin stand auf, eine große, stolze junge Frau, deren dunkle Augen intensiv leuchteten. Ich war zu weit entfernt, um Tränen sehen zu können, wußte jedoch, daß sie vorhanden waren. Einer nach dem anderen folgte ihrem Beispiel, bis sie sich alle erhoben hatten.
    Tarien bat wieder um Ruhe und bekam sie auch. »Es ist gut «, sagte er, »daß wir uns an die erinnern, die wir verloren haben, denn sie haben uns unsere Zukunft gegeben. Sie haben uns Zeit verschafft. Doch es wird sicher eine Stunde kommen, wenn wir gemeinsam feiern können, nachdem wir unsere Aufgabe bewältigt und unseren Unterdrücker zurückgeworfen haben.«
    Sie blieben lange stehen. Die Zuhörerschaft war zu einem großen Tier geworden, und man konnte es atmen hören. Tarien verbeugte sich. »Ich danke Ihnen für meinen Bruder und für all die, die in ihrem Namen kämpfen.«
    Connie, ich wünschte, du wärest hier gewesen. Es war großartig. Ich bezweifle, daß es auch nur einen Menschen auf dem Platz gab, der seine derzeitige Stellung nicht sofort gegen eine Kampfausbildung und ein gutes Deck unter seinen Füßen eingetauscht hätte. Was mehr kann man von seinem Leben verlangen, als sich den Dellacondanern anzuschließen?
    Nun, ich sehe dich höhnisch schnauben: Was ist nur mit Candles los? Er muß alt werden. Doch Gott helfe mir, wir stehen vor der ernsthaftesten Probe unserer Spezies. Und wenn wir in späteren Jahren auf all das zurückschauen, würde ich gern wissen, daß ich meinen

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