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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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trägt Olanders Namen und einen ihm zugesprochenen Ausspruch, den er gerüchteweise während der letzten Augenblicke der Evakuierung zu einem Kameraden getan hat: Es ist nicht richtig, daß Point Edward den Stummen ohne Verteidiger gegenübersteht.
    In den Sockel des Monuments ist die Resolution der Vereinten Ratskammern eingraviert, Matthew Olander soll niemals von der Stadt vergessen werden, die er nicht im Stich lassen wollte.
    Es handelt sich dabei um eine Gedenkstätte, wie sie an Feiertagen von Menschen besucht wird, die sich auf Bänke setzen, um Seevögel und Gleiter zu beobachten. An dem Wintertag, an dem wir sie besucht haben (ich hatte Chase mitgenommen), ließen einige Kinder bunte Windvögel fliegen, und eine große Touristengruppe hatte einen Luftbus verlassen und sah sich die Stätte an. Ilyandas weiße Sonne Kaspadel brach durch einen grauen Himmel, und die meisten älteren Besucher beeilten sich, betrachteten die Inschrift und kehrten in den Luftbus zurück, wo es warm war.
    Es ist ein einsamer Ort, trotz seiner Nähe zum Richardson-Raumhafen. Vielleicht ist das Gefühl der Abgeschiedenheit eher geistig als geografisch begründet. Ich stand in einer Nische, die dem Mut der menschlichen Rasse gewidmet war, unter dem Baldachin der dichten Bäume und dachte darüber nach, wie schlüpfrig die Wahrheit doch war. Wie hätten Olanders Gefährten – die sein Andenken verhöhnt und Leisha Tanner gegenüber angedeutet hatten, er sei ein Verräter –, wie hätten sie darauf reagiert? Mut war ihm nicht fremd.
    Wo war die Wahrheit? Was war auf Point Edward geschehen?
    »Wer hat es angelegt?« fragte Chase. Sie wirkte ernst, nachdenklich, fast niedergeschlagen. Der Wind zerrte an ihrem Haar, und sie schob es zurück, aus ihren Augen.
    »Die Parkkommission.«
    »Nein. Ich meine, wer hat Matt Olander begraben? Wer schnitt die Inschrift in den Grabstein? Im Touristenführer steht, das Grab sei schon hiergewesen, als die Flüchtlinge nach dem Krieg von Millenium zurückkehrten.«
    »Ich weiß.«
    »Wer fertigte die Inschrift an?« Sie blätterte das Buch durch. »Dem Reiseführer zufolge besagt die Legende, daß die Ashiyyur es waren.«
    »Ich weiß wirklich nicht viel über die Ashiyyur. Aber warum nicht? Im Krieg sind seltsamere Dinge geschehen, als daß jemand seinem Feind Tribut zollte.«
    Eine Menschenmenge fand sich um den Stein ein. Der Atem der Leute kondensierte in der kalten Luft. Einige machten Aufnahmen, andere sprachen schnell miteinander und eilten weiter. »Es ist wirklich kalt«, sagte Chase, versiegelte ihre Jacke und stellte die Temperaturreglung ein. »Warum haben sie dann nicht ihre Schriftsprache genommen?«
    Verdammt, ich wußte es nicht. »Was sagt der Reiseführer?«
    »Die Experten seien unterschiedlicher Auffassung.«
    »Toll. Sehr hilfreich. Aber mir fällt eine andere Möglichkeit ein. Eine, die zumindest das Begräbnis erklärt.«
    »Lassen Sie hören«, sagte sie.
    »Sie haben versucht, in einer Woche – wie viele waren es? – zwanzigtausend Menschen zu evakuieren. Dabei werden sie unweigerlich einige übersehen haben. Es gibt immer welche, die die Nachricht nicht bekommen. Wie dem auch sei, Olander bleibt zurück, findet sie und war wahrscheinlich bei ihnen, als er bei der Bombardierung starb. Vielleicht hat er etwas getan, was ihm ihre Bewunderung einbrachte, mit einer Handwaffe ein Schiff der Stummen abgeschossen, ein Kind aus einem brennenden Gebäude gerettet. Wer weiß? Was es auch war, sie haben ihn dafür bewundert und ihm einen angemessenen Abschied bereitet. Mit den richtigen Worten.«
    Ich sah die Platte an. »Leisha Tanner hat die Wahrheit gekannt«, sagte ich.
    »Ja, das nehme ich auch an. Glauben Sie an ihre Theorie?«
    »Nein. Ich weiß nicht warum, aber es hört sich einfach nicht richtig an. Genausowenig wie die Vorstellung, daß er die Stadt nicht verlassen wollte. Die Dellacondaner verschwanden nur ein paar Stunden von hier, bevor die feindliche Flotte eintraf. Da sie so wenig Zeit hatten, müssen sie sich höllisch beeilt haben.«
    »Aber das erklärt nicht, warum sich seine Gefährten ihm gegenüber genauso verhalten haben, wie es auch bei der Tanner der Fall war.«
     
    Wir standen über dem Grab und versuchten uns vorzustellen, was geschehen war. »Ich frage mich«, sagte ich, »ob hier überhaupt jemand begraben liegt. Vielleicht ist das Grab leer.«
    »Nein. Ich habe es auf dem Weg hierher nachgelesen, Alex. Sie haben Fotos gemacht. Es liegt wirklich eine

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