Alex Benedict 03: Die Suche
finden, der sich seinen Tod gewünscht hat. Abgesehen von seiner Exfrau. Und vielleicht ein paar Konkurrenten.« Bei seinen letzten Worten bedachte er Alex mit einem vielsagenden Blick.
Nach einer Weile hatte ich das Bedürfnis, mir eine Auszeit zu nehmen, und so nahm ich mir ein Wochenende frei, um mit meinem derzeitigen Kandidaten in Sachen Liebe wegzufahren. Mit beiden, um genau zu sein, aber das ist eine andere Geschichte. Ich schaltete alles aus, sodass ich auch vom Büro aus nicht zu erreichen war. Ich habe bereits erwähnt, dass ich in der Sache mit den Margolianern nicht so engagiert war wie Alex. Was immer wir über sie sagen mochten, sie waren schon sehr lange tot, und es fiel mir schwer, mich ihretwegen zu ereifern. Aber ich brachte unangemessen viel Zeit damit zu, mich um Alex zu sorgen, der sich vollkommen auf das Thema fixiert hatte.
Ich war keineswegs überrascht, als ich bei meiner Rückkehr in meinem Apartment eine Bootsladung neuer Nachrichten von ihm fand. »Chase, ruf mich an, wenn du zurück bist.«
»Chase, ruf an, wenn du kannst.«
»Chase, wir hatten recht.«
»Sie haben menschliche Überreste gefunden.«
»Sieht aus, als wären Tausende von ihnen am Südpol. Leute, die das Ereignis überlebt haben.«
Spike meldete sich wieder. Es gab keine Landefähre an Bord der Bremerhaven. »Hervorragend«, bemerkte Alex.
»Offenbar haben sie versucht, umzusiedeln«, erzählte uns Windy eines Morgens im Spätsommer. »Sie sind während des Sommers zu den Polen gezogen und im Winter an den Äquator zurückgekehrt. Die Winter waren lang; der Sommer kurz. Aber Emiol denkt, sie hätten eine Weile überleben können.«
»Wie lange?«, fragte Alex.
»Sie sammeln immer noch Hinweise. Aber bisher sieht es nach ein paar Generationen aus.« Sie atmete tief durch. »Schwer, sich vorzustellen, wie viel Mut diese Leute gehabt haben. Da fragt man sich, was sie bei der Stange gehalten hat.«
Die Hoffnung, dass Hilfe kommen würde, dachte ich. Die Hoffnung, jemand würde sie finden.
»Sie haben eine Art Fluggerät gebaut. Und Emil sagt, er hat Hinweise auf ziemlich ausgeklügelte Nahrungsmittelproduktionsanlagen entdeckt.«
Die Lebensbedingungen schälten sich allmählich heraus. Der Zufluchtsort am Pol stellte sich als ausgedehnte Basis heraus, die zu einem großen Teil unter der Erde erbaut worden war, um die Kühlung auch während des Sommers zu gewährleisten. Die Wohnquartiere waren notwendigerweise spartanisch, aber funktional. Hauptsache, es schützte die Menschen während der Solarpassage vor der Sonne, dann war ihnen alles recht.
Ich versuchte, mir vorzustellen, wie das war, wenn der Planet sich der Sonne genähert hatte. Wie groß hatte die Sonne am Nachmittagshimmel ausgesehen? War es überhaupt möglich gewesen, auch nur den Kopf zur Tür hinauszustecken?
Die Antwort, die wir auf der Basis von Schätzungen erhielten, war überraschend. Die Experten sagten Ja. Die Hitze in den Polargebieten in der heißesten Zeit des Sommers hatte den Temperaturen am Äquator von Rimway entsprochen. Heiß, klar. Aber doch noch ziemlich angenehm, verglichen mit dem Rest des Planeten.
Am Ende des Jahres war die Mission auf die Überreste einer Bibliothek gestoßen. Mehrere Tausend Bücher. »Aber leider nicht mehr zu retten«, sagte Brankov. Wir hatten mit Windy gegessen und sie anschließend in ihr Büro begleitet, wo diese Neuigkeit bereits auf sie gewartet hatte.
Nicht mehr zu retten.
Brankov zeigte uns die Bibliothek. Ein Innenraum, keine Fenster, die Wände von Regalen gesäumt. Die Regale voller Pampe.
»Bücher halten selbst unter den besten Bedingungen nicht so lange«, sagte er. »Und das hier sind die schlimmsten.« Ich erinnerte mich lebhaft an den Dschungel und die feuchte Luft.
Dann schließlich erhielten wir eine Schätzung: »Wir denken, sie haben es dort noch beinahe sechshundert Jahre lang ausgehalten.«
Brankov sah aus wie ein Soldat. Um die fünfzig. Kurz geschnittenes blondes Haar, makelloser Overall, perfekte Aussprache. »Sie konnten ihre technische Ausrüstung unter diesen Bedingungen nicht auf Dauer instandhalten. Irgendwann müssen die Gerätschaften einfach ausgefallen sein.« Er wandte den Blick ab und schüttelte den Kopf. »Sie müssten hier sein, um zu verstehen, womit es diese Leute zu tun hatten.« Er stand in einer der Hütten, die im Baukastensystem konstruiert waren und als Reiseunterkünfte dienten. Durch ein Fenster konnten wir einen Schneesturm wüten
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