Alex Benedict 03: Die Suche
Priester bat den Allmächtigen um seinen Segen für das glückliche Paar. Der Trauzeuge des Bräutigams holte den Ring hervor, den Adam über Margarets Finger streifte, ehe sie in seine Arme sank und sie einander küssten.
Um diesen Moment beneidete ich die beiden. Ich habe ein gutes Leben und kann mich nicht beklagen, aber ich glaube nicht, dass ich je die reine Freude erlebt habe, die ich in Margarets Augen sah, als sie sich wieder von ihm löste und sie gemeinsam den Mittelgang hinunterschritten.
Der Trauzeuge war, den Daten zufolge, schon seit der Kindheit eng mit Adam befreundet und hieß Tolly Weinborn. Ich erkannte ihn sofort und schaltete zurück zu der Jungforscher-Feier. Und da war er, etwa dreizehn Jahre alt, und stand stramm mit seinen Kameraden, mit der gebührenden Rührung und Unschuld.
Ich fand Tolly bereits nach kurzer Suche. Er lebte in Barkessa an der Nordküste, wo er als Sachbearbeiter in einem Bürgerbüro arbeitete, ein Ort, den die Leute aufsuchten, wenn sie in Schwierigkeiten waren. Er war, so erklärte mir die KI, im Moment nicht zu erreichen. Ob sie ihn bitten könnten, mich zurückzurufen?
Ich fand andere Aufgaben, mit denen ich mich beschäftigen konnte, während ich wartete. Unter anderem machte ich mich auf die Suche nach Büchern, die sich mit den Margolianern und ihrer Flucht von der Erde befassten. Dabei stolperte ich über Die Goldene Lampe von Allie Omar. Omar untersuchte die Hintergründe der langen Geschichte der Menschheit, Fortschritt und Rückschritt, drei Schritte zurück, Linkswende, vorwärts und jede Menge Reinfälle. Ihre Grundsatzfrage lautete: Was wäre wohl passiert, wenn die Menschheit im siebenundzwanzigsten Jahrhundert es verstanden hätte, die internen Streitereien, die ökonomischen Entgleisungen, die Zusammenbrüche zu vermeiden? Wäre es uns dann gelungen, die drei ausgesprochenen finsteren Zeitalter zu umgehen, die im Vierten, Siebten und Neunten Jahrtausend über uns gekommen waren? Wenn wir auf geradem, direktem, ungehindertem Weg fortgeschritten wären, wo wären wir dann heute?
Sie liefert keine Antwort auf ihre eigene Frage, sondern begnügt sich mit Spekulationen darüber, was gewesen wäre, wenn die Margolianer Erfolg gehabt hätten. Das Fazit: Sie wären uns technologisch um drei oder vier Jahrtausende voraus. Sie würden uns zwar nicht als Barbaren betrachten, aber als eindeutig minderwertig.
In der Anfangszeit der interstellaren Raumfahrt hatten die Menschen gefürchtet, auf Außerirdische zu treffen, die sich als weit überlegen erweisen würden. Technologisch. Vielleicht ethisch. Möglicherweise in beiden Punkten. Und die Furcht bedeutete, dass die Menschen im Angesicht einer Hyperzivilisation, egal, wie gut deren Absichten sein mochten, einfach den Mut verlieren würden. Etwas Ähnliches waren schon in jener Frühzeit beobachtet worden, als die Menschen sich allmählich über ihre Heimatwelt ausgebreitet hatten.
Aber soweit es die Margolianer betraf, waren solche Ängste natürlich unbegründet. Sie hatten die Erde verlassen und wurden nie wieder gesehen. Und über Tausende von Jahren sind die einzigen Außerirdischen, mit denen wir je zu tun hatten, die telepathischen Ashiyyur, die Stummen, manchmal Freunde, manchmal Rivalen, gelegentlich Feinde. Zu unserer Überraschung haben wir feststellen können, dass sie uns technisch ebenbürtig sind. Und da sie immer noch untereinander Kriege führten, und bisweilen auch gegen uns, durften wir zu unserer noch größeren Befriedigung erkennen, dass sie nicht besser waren als wir.
Sonst gab es niemanden. Die Besuche auf anderen Sternen haben über die Jahrtausende verschiedene Welten offenbart, auf denen es Leben gab, aber keine, auf der sich intelligentes Leben hätte finden lassen. Natürlich gab es einige Spezies mit einem gewissen Potenzial. Wenn Sie noch ein paar hunderttausend Jahre warten, stoßen Sie vielleicht am Ende auf jemanden, mit dem Sie sich unterhalten können. Aber in der Galaxis gibt es, wie Art Bernson so treffend bemerkt hat, viele leere Räume.
Tolly rief nicht zurück, also versuchte ich es am Abend bei ihm zu Hause. Als ich seiner KI den Namen Wescott nannte, war er sogleich bereit, mit mir zu sprechen. Trotz der Jahre, die inzwischen vergangen waren, sah er noch relativ jung aus. Allerdings hatten seine Züge, engelhaft, als er zwölf, sympathisch als er Trauzeuge war, nun einen Ausdruck von Lebensüberdruss angenommen.
Er hatte zugenommen und Falten bekommen, und
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