Alex Benedict 03: Die Suche
wenn ich fragen darf?«
Eine zweisitzige Couch kam ins Bild, und sie setzte sich. »Ich weiß es nicht. An keinen besonderen Ort, denke ich. Irgendwohin. Ich glaube nicht, dass wir je irgendeinen Planeten betreten haben.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Es war immer irgendwie komisch. Wir haben eine Station angeflogen. Für ein Kind war das ziemlich aufregend.«
»Eine Station.«
»Ja.«
»Wissen Sie noch, welche das war?«
Wieder reagierte sie gereizt. »Ich habe keine Ahnung.«
»Aber Sie sind sicher, dass es eine Station war.«
»Ja. Es war keine Welt. Was hätte es also sonst sein sollen?«
»Wie groß war die Station? Wie viele Leute waren dort?«
»Das ist zu lange her«, sagte sie. »Außerdem glaube ich nicht, dass ich das Schiff je verlassen habe.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß nicht, ich glaube, meine Erinnerung spielt mir einen Streich. Ich wollte das Schiff verlassen, aber sie …« Sie brach ab und bemühte sich, es sich in Erinnerung zu rufen. »Das ist merkwürdig. Ich habe es nie verstanden, um ehrlich zu sein. Sie haben mir gesagt, das wäre kein guter Platz für ein kleines Mädchen.«
»Sie haben recht. Das ist wirklich merkwürdig.«
»So jedenfalls spielt sich das in meiner Erinnerung ab. Ich dachte aber immer, es wäre gar nicht wirklich so gewesen. Es ergibt keinen Sinn.«
»Haben Sie einen Blick auf die Station werfen können?«
»Oh ja, daran erinnere ich mich. Es war ein großer, langer Zylinder.« Sie lächelte. »Sie sah gruselig aus.«
»An was können Sie sich sonst noch erinnern. Gab es da irgendetwas Außergewöhnliches?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Haben Sie in einem Hangar angedockt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Was ist mit der Beleuchtung? Konnten Sie irgendwo Licht sehen?« Manche Stationen priesen ihre Hotels und andere Leistungen mit Leuchtwerbung an, die bereits beim Anflug zu sehen war.
»Da waren tatsächlich Lichter, Mr Benedict. Scheinwerfer, die sich durch die Station bewegt haben.«
»Aha.«
Während sie sich unterhielten, überflog Alex die Informationen über ihre Familie, die Jacob bereitgestellt hatte. »Sie waren bei ihnen, als die Lawine heruntergekommen ist, nicht wahr?«
»Ja. Ich hatte Glück. Wir waren in einer Skihütte in den Karakas, als es dort ein Erdbeben gab und der halbe Berg heruntergekommen ist. Einige Hundert Tote.«
»Das muss ein furchtbares Erlebnis sein für ein kleines Mädchen.«
Sie schaute weg. »In dem Hotel hat es nur eine Hand voll Überlebender gegeben.« Sie atmete tief durch. »Der Einbruch, den Sie meinen, ist ein Jahr vor unserer Reise in das Skigebiet passiert.«
Ich betrachtete den Bildschirm mit den Daten. Nach dem Unglück war sie bei einer Tante auf St. Simeon’s Island untergekommen. »Mrs Cable«, sagte Alex, »was ist aus Ihren Sachen damals geworden? Aus dem, was Ihren Eltern gehört hat?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte sie. »Ich habe nichts davon je wiedergesehen.«
»Verstehe.«
»Aber das stimmt vielleicht nicht ganz. Meine Tante Melisa, sie hat mich zu sich genommen, hat ein paar Kleinigkeiten gerettet. Nicht viel, glaube ich.«
Alex beugte sich vor. »Kann ich Sie vielleicht überreden, mir einen Gefallen zu tun?«
»Worum geht es?«
»Wenn Sie die Möglichkeit haben, dann werfen Sie doch einmal einen Blick auf Ihre alten Sachen und schauen Sie, ob Sie irgendetwas finden, das der Tasse irgendwie ähnelt. Irgendetwas mit einer englischen Aufschrift. Oder etwas, das irgendwie nicht zu passen scheint.«
»In Ordnung.«
»Danke.«
»Mr Benedict, da ist noch etwas.«
»Ja?«
»Ich erinnere mich, wie meine Mutter einmal, als sie sich gerade darauf vorbereitet hatten, hinauszugehen, rüber zur Station, und sie gedacht hat, ich könnte sie nicht hören, zu ihm, zu meinem Dad, gesagt hat, sie hätte Angst.«
Ich führte eine Datensuche nach den Wescotts durch. Adam hatte einen Abschluss in Mathematik in Turnbull gemacht, einem kleinen College im Westen, ehe er in Yulee eine Doktorarbeit in Astrophysik verfasst hatte. Er hatte einen Arbeitsplatz am Lehrstuhl abgelehnt und sich stattdessen dafür entschieden, im Außendienst für die Vermessung zu forschen. Nicht wenige Postdocs schlugen diesen Weg ein. Das hieß, dass sie weniger daran interessiert waren, sich einen Ruf als Wissenschaftler aufzubauen oder auf ihrem Gebiet ernsthafte Forschungsarbeit zu leisten, als daran, zu den Sternen zu fliegen und Welten zu besuchen, die vor ihnen noch niemand gesehen hatte. Normalerweise stellt man
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