Alex Benedict 03: Die Suche
den Kopf, als wollte er sagen, wer hätte gedacht, dass so ein Schrott etwas wert sein könnte, und schob sie in die Tasche. Sie stieß gegen irgendetwas, und ich zuckte zusammen. Das Ding hatte neuntausend Jahre überlebt, nur um von so einem Barbaren zertrümmert zu werden.
»Was ist sie wert?«, fragte er. Er sprach mehr oder weniger mit der Wand, richtete seine Worte an eine kahle Stelle zwischen mir und Amy. Wer wollte, konnte ihm eine Antwort geben.
»Vermutlich zwanzigtausend oder so«, sagte ich.
»Schön.« Er sah auf seine Tasche hinunter. »Gut.«
Wir standen eine Weile da, während er überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich winkte er Amy zu, sie solle sich wieder auf das Sofa setzen, und sie gehorchte. Dann richtete Hap seine Taschenlampe direkt auf mich. Ich hielt die Hand über die Augen, um sie vor dem grellen Lichtschein zu schützen. »Wenn Sie jetzt gehen«, sagte ich zu ihm, »bin ich bereit, die ganze Sache zu vergessen.« Darauf dürfen Sie wetten. Jedenfalls, sobald ich einen Weg gefunden hätte, ihn kaltzustellen.
»Ja«, sagte er mit einem Lächeln, das kälter nicht hätte sein können. »Klar wirst du das, denn wenn du mir irgendwelche Schwierigkeiten machst, dann drehe ich dir deinen hübschen Hals um.« Er ließ mich spüren, dass er nichts lieber täte. »Na schön«, sagte er. »Ich sage euch, was jetzt passiert.« Noch ein Lächeln. Dann, bevor ich überhaupt begriffen hatte, was kam, traf mich ein heftiger Hieb am Kinn und riss mich von den Beinen.
»Steh auf«, sagte er.
Ich folgte dem umherirrenden Lichtschein, und der Boden unter mir fühlte sich an, als würde er schwanken.
»Willst du noch mehr?« Er hob den Fuß und zielte auf meine Rippen. »Steh auf.« Ich starrte ihn an. Philidor tauchte am Rand meines Blickfelds auf, hoffnungslos außer Reichweite. Taumelnd kam ich auf die Beine und hielt mich an der Sofalehne fest. In meinem Kopf drehte sich alles. »Also, Kolpath, es läuft folgendermaßen.«
Kein Zweifel, dieser Typ war ein Ausbund an Charisma. Amys Geschmack in Bezug auf Männer konnte ich wirklich nur bewundern.
»Ich will, dass du einen Anruf machst. Ruf an, wen du anrufen musst, und überweise zweiundzwanzigtausend auf mein Konto.« Er zog eine Karte heraus. »Hier ist die Nummer. Ich werde dir die Tasse zurückverkaufen. Eine nette, ehrbare Transaktion.«
Ich beschloss, nicht mit ihm zu diskutieren.
»Sie hat mir gehört, musst du wissen. Meine Familie hatte sie schon mein ganzes Leben lang. Da gehört es sich doch nicht, wenn jemand anderes das Geld dafür kassiert.«
Auf keinen Fall.
Er griff in die Tasche, in der zuvor die Tasse verschwunden war, und zog einen Link hervor, den er mir entgegenstreckte. »Ruf an«, sagte er.
»Ich habe meine Kontonummern nicht im Kopf. Ich brauche meine KI.«
Er hob eine Faust. Ich wich zurück, aber er überlegte es sich anders. Wenn er mich ausschaltete, kam er nicht an sein Geld. Also griff er in die andere Tasche und brachte einen dunkelblauen Gegenstand mit einer waffelförmigen Oberfläche zum Vorschein. Er nestelte eine Minute lang daran herum, dann ging das Licht wieder an. Carmens Bereitschaftslämpchen blinkte.
»Das funktioniert nicht«, sagte ich. »Die Polizei kann die Spur des Geldes verfolgen.«
»Nein.« Er lächelte über meine Naivität. »Das ist ein Netzwerk. Das Geld wandert. Niemand wird es je erfahren.«
Das hatte er nicht sagen wollen, denn es bedeutete, dass die Zukunft von Amy und mir recht begrenzt war. Er kramte wieder in seinem Sweater. Dieses Mal förderte er einen Scrambler zutage, den er auf mich ausrichtete. »Mach schon«, sagte er.
»Carmen?«
»Ja, Chase.« Sie benutzte eine andere Stimmlage als sonst, tiefer, beinahe maskulin, um mir zu signalisieren, dass sie in jeder ihr möglichen Weise Hilfe leisten würde.
Ich nahm seine Karte und hielt sie vor das Lesegerät. »Wir werden zweiundzwanzigtausend transferieren«, sagte ich.
»Warte mal«, sagte Hap. »Wie viel hast du auf deinem Konto?«
»Ohne nachzusehen weiß ich das nicht.«
Wieder versetzte er mir einen Schlag, aber dieses Mal war ich vorbereitet und konnte ausweichen. Trotzdem riss mich auch dieser Hieb von den Beinen.
»Lass sie in Ruhe«, jammerte Amy. »Sie hat dir nichts getan.«
»Wie viel?«, bellte er.
Ich wusste es nicht, aber ich lieferte ihm eine Hausnummer. »Auf jeden Fall genug. Ungefähr vierundzwanzig.«
»Mach dreißig daraus.« Er bohrte mir den Scrambler in den Bauch, packte
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