Alex Benedict 03: Die Suche
mich an den Haaren und riss mich auf die Beine. »Die Wahrheit, Kolpath, die Wahrheit ist, dass du mir einen Haufen Ärger gemacht hast.« Er verdrehte meine Haare. »Mach das Konto leer.« Der Mann brauchte dringend eine Dusche. Und ein bisschen Mundpflege. »Und schieb alles hier drauf.« Er deutete mit einem Finger auf seine Karte. Sollten noch irgendwelche Zweifel an seinen Plänen bezüglich Amy und mir bestanden haben, so waren die damit ausgeräumt.
Er stand vor dem Sofa, von wo aus er uns beide beobachten konnte. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich irgendwelche Sorgen machte.
»Von welchem Konto soll der Transfer vorgenommen werden?«, fragte Carmen in hohlem, gleichgültigem Tonfall. Ich hatte nur eins. Sie schlug mir eine mögliche Vorgehensweise vor. » Vielleicht von dem Baylokkonto?«
Baylok? Und Sky Jordan?
Jordan, der die teleportierten Monster bekämpft?
Mir wird nie wieder irgendjemand weismachen, Haushalts-KIs wären nicht empfindungsfähig. »Ja«, sagte ich, um einen kleinlauten Ton bemüht. »Machen wir es so.«
»Wie viel ist auf dem Baylokkonto?«, fragte Hap.
»Zweiundvierzig. Und ein bisschen Kleingeld.«
»Vielleicht solltest du es mir zeigen.« Er stand da, mitten im Raum, beobachtete uns und schwenkte seine Waffe lässig hin und her, um uns beide in der Schusslinie zu halten. Er sah gleichzeitig bösartig und äußerst selbstzufrieden aus, als der Baylok knurrend und fauchend ins Zimmer sprang.
Hap zuckte zurück.
Das Ding brüllte und griff an. Amy kreischte. Seine Kiefer klafften auf, und ein Tentakel schoss auf Haps Kopf zu. Hap feuerte einmal und stürzte rücklings über eine Fußbank.
Ich hätte mir die Waffe schnappen sollen. Aber ich war auf Philidor fixiert und zerrte ihn aus dem Regal, als Hap zu Boden ging. Das Phantom röhrte vorbei, und ich ließ die Statuette mit aller Kraft auf Haps Schädel niedersausen. Sie erzeugte ein lautes Bonk, und er schrie auf und riss die Hände hoch, um sich zu schützen. Carmen schaltete die VR ab, und ich schlug ein zweites Mal zu. Blut spritzte. Amy war im Nu vom Sofa herunter und bettelte mich an, ich solle aufhören. Die Leute auf dem Korridor klopften an meine Tür. Ob es mir gut ginge?
Ich versuchte, noch einmal zuzuschlagen, aber Amy fiel neben ihm auf die Knie und verstellte mir den Weg. »Hap«, schluchzte. »Hap, ist alles in Ordnung, Liebling?«
Vielleicht mangelt es mir einfach an Verständnis für solche Dinge, aber ich hätte ihr am liebsten auch eine übergezogen.
Zehn
Ich war da, als die Seeker den Orbit am 27. Dezember ’88 verlassen hat. Ich hatte meine Entscheidung getroffen und war zurückgeblieben. Und so sah ich zu, wie sich meine Schwester und einige Freunde, die ich schon mein Leben lang kannte, auf den Weg zu einem fernen Ort begaben, der keinen Namen hatte und dessen Position nicht preisgegeben worden war. Als ich zusah, wie das Monsterschiff seinen Liegeplatz verließ und in die Nacht eintauchte, wusste ich, dass mir nie eine Zeit vergönnt sein würde, in der ich meine Entscheidung, hierzubleiben, nicht in Frage stellen würde. Und natürlich wusste ich auch, dass ich keinen von ihnen je wiedersehen würde.
Autobiographie von Clement Esteban,
2702 n. Chr.
Als ich am nächsten Morgen ins Büro kam, fragte Alex, was mit meiner Lippe passiert sei. Inzwischen hatte ich so ziemlich genug von der Seeker, der Tasse und den Margolianern.
»Hap hat mir einen Besuch abgestattet.«
»Was?« Alex lief purpurrot an. »Geht es dir gut? Wo ist er jetzt? Komm, setz dich erst mal.«
Wie wackelig sah ich aus? »Mir geht es gut«, verkündete ich. »Nur ein paar blaue Flecken, weiter nichts.«
»Wo ist er jetzt, dieser Hurensohn?«
Ich glaube, das war das einzige Mal, dass ich dieses Wort aus Alex’ Mund gehört habe. »Ich habe heute Morgen mit Fenn gesprochen. Er sagt, sie werden ihn wohl eine Weile einsperren. Das war zu viel. Er war jetzt zweimal gewalttätig gegen Amy, außerdem gegen eine Reihe anderer Freundinnen. Vielleicht kommen sie am Ende doch zu dem Schluss, dass er auf die Behandlung nicht anspricht.«
Ich erzählte Alex, was vorgefallen war. Als der Baylok ins Spiel kam, breitete sich ein breites Grinsen auf seinen Zügen aus. »Gut«, sagte er. »Das war eine hervorragende Idee.«
»Ja. Es war Carmens Idee.«
»Wer ist Carmen?«
»Meine KI.«
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er meine Blutergüsse und erklärte, er hoffe, dass sie Hap von der Straße
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