Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
tun werde. Die meisten von diesen Leuten tun so, als wäre das alles meine Schuld!« Er fing sich wieder und seufzte. »Vermutlich stimmt das sogar! Aber das ändert nichts daran, wo wir derzeit stehen. Es ist schon schwer genug, eine vernünftige Vorgehensweise auszutüfteln, ohne dass ich mich dabei noch um all diese Störmanöver kümmern muss. Ich sage Ihnen, ich bin wirklich in Versuchung, alles hinzuschmeißen! Zurückzutreten. Sollen Sie sich doch einen anderen suchen, wenn sie denken, ich hätte die Sache in den Sand gesetzt! Aber ein Wechsel an der Regierungsspitze zu diesem Zeitpunkt …?« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich sicher sein könnte, dass sie nicht Bergen zum Administrator machen würden, dann würde ich es vermutlich tun …«
Ich hatte keine Ahnung, wer Bergen war. Später erfuhr ich, dass er der Regierungschef in einem anderen Staat der Koalition war.
»Die Leute glauben, ich hätte eine Fluchtmöglichkeit für mich und meine Familie arrangiert. Dass eines Tages die Leute aufwachten und ihre Regierung wäre schlicht nicht mehr da! Mistkerle, was habe ich nur getan, dass ich so etwas verdiene!«
»Sie sind Politiker, Sir«, sagte DeVrio glatt. »Da passiert so etwas.«
Endlich beruhigte er sich. »Tja«, sagte er, »vielleicht hätten sie ja lieber Cleev zurück!«
»Und was haben Sie nun vor?«, fragte Alex.
»Weiterhin so viele Leute wie möglich hier wegschaffen. Weiterhin Schutzräume bauen. Vorräte einlagern. Wir haben überall Vorratslager angelegt. Anleitungen zusammenstellen, anhand derer die Leute sich vorbereiten können. Wir bauen interstellare Schiffe, so schnell es nur geht. Große Schiffe. Passagierschiffe wie die Callistra. Ist das nicht ein Heuler? Das größte interstellare Schiff, das wir besitzen, wurde nach ebendem Stern benannt, der in die Luft geflogen ist!
Aber wir müssen uns der Realität stellen! Die Leute, die sagen, an eine planetenweite Evakuierung sei gar nicht zu denken, haben Recht! Die Raumschiffproduktion läuft mit voller Kapazität. Wir haben die Konföderation um Hilfe gebeten. Alex, wir tun alles, was wir können!«
»Aber …?«
»Wir haben Berechnungen durchgeführt. Die Verluste werden apokalyptische Ausmaße annehmen.«
»Wie hoch werden sie sein?«
Der Administrator winkte DeVrio zu. »Wir schätzen«, sagte der, »dass wir, ausreichende Unterstützung der Konföderation vorausgesetzt, etwas sechs Millionen Menschen evakuieren können, wenn unsere eigene Industrie imstande ist, die vorgesehenen Produktionszahlen zu erfüllen. Was die betrifft, die zurückbleiben müssen, so werden sie eine Weile überleben. Einige von ihnen.« Er schien sich auf keinen von uns zu konzentrieren. »Wir haben die Konföderation gebeten, die Flotte zu schicken.«
»Was hat man Ihnen geantwortet?«
Kilgore, der sich zwischenzeitlich gesetzt hatte, stand nun langsam wieder auf und kniff die Augen zusammen. »Sie sagen, sie könnten die Flotte nicht schicken, Alex. Sie sagen, sie müssten sich mit den gottverdammten Stummen herumschlagen und könnten sich keine offenen Flanken leisten.« Er musterte ein Bild an der Wand. Es zeigte einen Mann in mittleren Jahren auf den Stufen des Regierungsgebäudes. Er sah, dass ich seiner Blickrichtung gefolgt war. »Das ist Lowry«, erläuterte er.
Sein Vorgänger. Im Amt einem Herzinfarkt erlegen. Als vergleichsweise junger Mann. Kilgore lächelte. »Er hat Glück gehabt!«
Alex räusperte sich. »Haben Sie uns deshalb hergebeten?«
»Ja. Welchen Einfluss haben Sie auf die Stummen?«
»Auf die Stummen? Ich dachte, Sie würden uns bitten, uns auf Rimway für Sie einzusetzen!«
»Nein, nein, nein, nein!« Kilgore sah sich zu DeVrio um. »Darum kümmern wir uns! Wir brauchen jemanden, der mit den Ashiyyur sprechen kann!« Er atmete tief durch. »Alex, mit diesen Leuten umzugehen erfordert Nerven. Es gibt niemanden weit und breit, der irgendwelche Beziehungen zu ihnen hat. Es gibt keine diplomatischen Verbindungen zu den Ashiyyur. Keine Anknüpfpunkte gleich welcher Art. Die Konföderation hat sämtliche Beziehungen zu den Stummen vor einem halben Jahrhundert abgebrochen. Eigentlich sogar schon früher. Und sie haben sie nie wieder aufgenommen. Und wir, nun, wir haben es auch nicht besser gemacht!
Also, es gibt niemanden. Zu einer Zeit, in der wir unbedingt mit ihnen sprechen müssen, ist einfach niemand da, der das tun könnte. Abgesehen von Ihnen.«
Alex schüttelte grunzend den Kopf. Nein! Nein, unmöglich! Ich war
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