Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
für Tag meldeten sich Leute über HV zu Wort und versicherten den Zuschauern, dass ›wir‹ es schon überstünden. Der Administrator erfuhr zunehmende Unterstützung. Noch eine Woche zuvor hatte es so ausgesehen, als würde er bald aus dem Amt gejagt werden. Aber derzeit stieg die Zustimmung, die er seitens der Bevölkerung erfuhr, stetig. Inzwischen flogen die Shuttles weiterhin Passagiere zur Samuels, vorwiegend Kinder samt Gepäck. Die ersten Schiffe der Konföderation trafen ein. Erst einzeln, dann paarweise, dann scharenweise. Nun bildeten die Shuttles den Schwachpunkt: Die Leute konnten nicht schnell genug zur Station gebracht werden.
Alex schlug vor, ich sollte den Leuten empfehlen, Taxis zu nehmen.
Langsam glaubten wir, Kilgore habe uns vergessen. Dann, eines Abends, erhielten wir einen Anruf aus der Hotellobby. Eine Frau in einem geschäftsmäßigen Kostüm wünschte uns zu sehen. »Mr Benedict«, sagte sie, »der Administrator möchte mit Ihnen sprechen!«
»Okay.«
»Eine Transportgelegenheit steht bereit. Bitte melden Sie sich binnen einer Stunde im Shuttlehangar!« Offensichtlich wusste sie nicht, wer ich war. »Miss, werden Sie mitfliegen?«
Im Parkweg 17 ging es zu wie in einem Bienenkorb. Reporter drängelten sich im Presseraum und brüllten einer Person außerhalb meines Sichtbereichs Fragen zu. Überall schwirrten Mitarbeiter umher, und ich erkannte Helmut Orr in einer Gruppe von Leuten, die zu einem Fahrstuhl geführt wurden. »So geht es hier ständig zu!«, stöhnte einer der Sekretäre, die zum eigentlichen Stab des Administrators gehörten.
Sie hatten nur mit Alex gerechnet. Mein Name war erst auf dem Flug zur Oberfläche genannt worden. Ich dachte, damit wäre auch in meinem Fall alles geklärt, aber es gab dennoch Verzögerungen, da man sich vergewissern wollte, dass ich dem Administrator keine Respektlosigkeiten entgegenzubringen gedächte. Dann, als anscheinend alle zufrieden gestellt waren, wurden Alex und ich hineingescheucht und seiner persönlichen Sekretärin anvertraut. »Er wartet bereits auf Sie!«, bedeutete diese uns.
Man führte uns in den Nordflügel und öffnete die Tür zu seinem Büro. Kilgore war da, außerdem ein halbes Dutzend anderer Leute, die mit ihm die Köpfe zusammensteckten. Circe war unter ihnen. Köpfe drehten sich zu uns um. Der Administrator blickte auf, bedachte uns mit einem angestrengten Lächeln und deutete auf eine Reihe von Sitzgelegenheiten an der Wand. Wir nahmen Platz, und das Gespräch lebte wieder auf. Müssen wegen der Schutzräume was tun.
Schneller arbeiten. Ein Programm zusammenstellen, mit dem wir leben können. Bin die internen Machtkämpfe leid. Keine Zeit für diesen Unsinn. Die Schutzräume können verdammt viele Menschen aufnehmen. Müssen das an die Öffentlichkeit bringen. Müssen den Leuten versichern, dass sie eine faire Chance haben. Dass es nicht so finster aussieht, wie die gottverdammte Presse behauptet. Und es muss noch mehr geben, was wir tun können. Was ist mit der Ausrüstung, die von Rimway hergeschickt wird?
Nach einigen Minuten war es vorbei. Die Gesprächsteilnehmer verließen den Raum. Mit Ausnahme von Circe und einem aristokratisch aussehenden Herrn mit ordentlich frisiertem, silbergrauem Haar. Kilgore winkte uns zu sich und begrüßte uns mit einem gestressten Lächeln und einem Handschlag. »Circe kennen Sie bereits«, sagte er und drehte sich zu dem Aristokraten um. »Das ist Giambrey DeVrio. Giambrey ist ein Angehöriger der diplomatischen Vertretung. Er war einmal der Botschafter des Bandahriats auf Rimway.«
Der Mann war bereits weit in seinem zweiten Lebensjahrhundert, von durchschnittlicher Größe, sauber rasiert und hatte klare blaue Augen. Er schüttelte Alex die Hand und verbeugte sich vor mir. »Ich habe eine Menge über Sie gehört«, sagte er und sah mir in die Augen.
Der Administrator trat hinter seinem Schreibtisch hervor. »Es ist schön, Sie beide wiederzusehen! Alex, haben Sie Interesse an einem Job?«
»Was schwebt Ihnen da vor, Sir?«
»Meiner!«
Wir lachten kurz auf, aber die Stimmung wurde schnell wieder ernst. »Ich kann mir vorstellen, dass dies eine schwierige Zeit für Sie ist«, meinte Alex.
Kilgore lächelte höflich und winkte nach etwas Imkah.
Dann legte er los: »Die gottverdammte Welt fällt auseinander! Ich nehme an, Sie haben diesen Idioten Orr gehört. Gerade, wenn wieder etwas Ruhe einkehrt, muss der loslegen! Alex, man verlangt von mir zu erfahren, was ich
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