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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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könnte ich noch einmal von vorn anfangen, dann, glaube ich, würde ich gern den Weg einschlagen, den Sie genommen haben. Sie sind eine sehr, sehr glückliche junge Frau! Aber ich glaube, das ist Ihnen noch gar nicht bewusst!« Durch eine Lücke in der Wolkendecke erhaschte ich einen Blick auf das blaue Meer.
     
    Wir schickten Selotta und Kassel eine Botschaft, in der wir unseren Besuch ankündigten. Dann, ungefähr eine Stunde nach unserem Abflug, setzte ich Kurs auf Borkarat, die Heimatwelt der beiden, wies Alex und Giambrey an, sich anzuschnallen, und schlüpfte in den Grenzbereich zwischen den Dimensionen.
    Einer der Nachteile dieser Art zu reisen liegt darin, dass man unterwegs keine Botschaften abschicken oder empfangen kann. Sollte die Antwort der Stummen auf meine Nachricht in der Empfehlung bestehen, Kilgore könne sich seine diplomatischen Bemühungen sonst wohin stecken, hätte der keine Möglichkeit, Kontakt zu uns aufzunehmen, um uns darüber in Kenntnis zu setzen.
    Circe starrte hinaus in das endlose, graue Zwielicht dieser transdimensionalen Welt und erzählte mir, dass sie das schon immer habe erleben wollen. »Natürlich nicht unter solchen Umständen. Trotzdem, es ist faszinierend und eigenartig zugleich hier draußen!«
    »Wie war das Leben im Bandahriat?«, fragte ich sie.
    »Ich war noch ein Teenager, als der letzte Cleev gestorben ist. Viele Leute haben die Regierung seinerzeit gehasst. Haben ihn gehasst. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich öffentlichen Angelegenheiten damals kaum Beachtung geschenkt habe. Die Leute sind losgezogen und haben bei dem Versuch, Cleev loszuwerden, ihr eigenes Leben riskiert, und ich ließ mich durch die Schule treiben. Jungs und Physik: Das war alles, was mich interessiert hat. Wenn auch nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge!« Sie schenkte mir ein schüchternes Lächeln.
    »Es muss eine Erleichterung gewesen sein, als er fort war.«
    »Um ehrlich zu sein, ich glaube, unter Cleev ist manches besser gelaufen als heute. Beispielsweise gibt es in Kilgores Regierung mehr Korruption. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch! Ich sage nicht, dass ich Cleev gern wiederhätte, nein, beileibe nicht! Aber hier Schwarz und dort Weiß – so einfach, wie es sich manche Leute, was die Cleevs angeht, machen, ist es nun mal nicht!«
    Circe selbst war ein Lehrstück für Kontraste. Meist optimistisch und gut gelaunt, besaß sie zugleich auch einen Zug, sich allein am existentiell Wichtigen zu orientieren, zweifellos noch vertieft durch die Verantwortung, die auf ihr lastete. Ich erkannte allerdings während dieses langen, einsamen Fluges, auf dem ich sie besser kennen lernte, dass nicht nur die Konsequenzen eines möglichen Versagens ihr zu schaffen machten. Tatsächlich schien sie sogar überzeugt zu sein, dass wir Erfolg haben würden. Wenn die Ashiyyur, da war sie sich sicher, wirklich in den Geist anderer hineinschauen könnten, in ihren, Circe Belhowers, Geist beispielsweise, würden sie auch erkennen, was auf dem Spiel stünde. Und die Stummen mussten über ein Maß an Empathie verfügen, das weit über alles hinausging, was in menschlichen Gesellschaften zu finden war. Wie könnte dann also solch eine Spezies einfach tatenlos zusehen, wenn eine Katastrophe derartigen Ausmaßes Hunderte von Millionen auslöschte, obwohl sie doch nur so wenig tun müssten, um dem Schrecken Einhalt zu gebieten?
    Nein, es lag nicht an ihrer Mission. Es waren, was mir recht bemerkenswert erschien, vorwiegend die eher banalen Aspekte des Seins, die manchmal durchbrachen und sich auf ihre Stimmung niederschlugen, das Gefühl der verrinnenden Zeit, der verpassten Gelegenheiten, der ganz gewöhnlichen Verluste, die man im Lauf des Lebens erdulden muss. Nicht mehr jung zu sein. Wo waren nur all die Jahre geblieben?
    Während ich vermutlich zu viel Zeit damit zubrachte, über die herannahende Strahlungsfront nachzudenken, war Circe durchaus zu der Bemerkung imstande, dass, Erfolg hin oder her, der Tag käme, an dem sie beinahe alles dafür geben würde, diese Stunden auf der Brücke noch einmal zu erleben, zusammenzusitzen und Marmeladenbrote in sich hineinzustopfen. Was wir in diesem Moment gerade taten. Und ich will damit nicht andeuten, sie würde sich wegen dieses weit größeren Problems keine Sorgen machen. Sie lebte nur einfach so sehr im Augenblick wie kaum jemand anderes.
    Auch Giambrey gestattete es der Dringlichkeit unserer Mission nicht, sich auf sein Gemüt

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