Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
begrenztem Raum. Über ein paar Meter. Je größer der Abstand, desto schwächer das Signal. Wenn sie etwas senden, sagen wir, die Übertragung einer Sportveranstaltung …«
»Gibt es dort Profisport?«, fragte Alex.
»Ich weiß es nicht! Ist es trotzdem in Ordnung, wenn ich mit diesem Beispiel weitermache?«
»Natürlich, entschuldigen Sie bitte!«
»Würden sie also ein Sportereignis senden wollen, dann würden die Gedanken des Kommentators gewissermaßen an einen Empfänger übertragen. Der Empfänger wandelt sie in elektronische Signale um, fügt sie den Ausgangsdaten hinzu und schickt das ganze Paket beispielsweise in Ihr Wohnzimmer. Dort wird es von einem weiteren Konverter erneut umgewandelt in Bilder und Geräusche. Und die Reaktionen des Kommentators werden wieder in fraktaldimensionale Signale zurückübertragen, so dass jeder im Raum sie auffangen kann. Sie lesen kann.«
»Unglaublich!«
»Eine Frage der Notwendigkeit«, sagte ich.
Das Ärgerlichste an dieser Mission war, dass wir in dieser kritischen Zeit so vollständig von der Welt abgeschnitten waren. Beinahe eine Woche verbrachten wir in unserem Kokon und hatten keine Ahnung, ob, wie Alex anmerkte, zwischen der Konföderation und den Stummen gerade ein Krieg ausbräche.
Giambrey zeigte sich weiterhin gut gelaunt, aber ich sah ihm an, dass der Mann, der es ursprünglich kaum hatte erwarten können, sich der Herausforderung zu stellen, mit jedem dahinziehenden Tag mehr und mehr wünschte, er hätte die ganze Sache bereits hinter sich. Ihm gefiel es auch nicht, so weit fort von allem Geschehen zu sein. Nichts hätte uns mehr helfen können, als die Abendnachrichten. Alex schlug vor, den Sprung abzubrechen, kurz Luft zu schnappen, wie er es ausdrückte, und zu versuchen, irgendetwas Neues zu erfahren, um unseren Flug anschließend fortzusetzen. Doch dergleichen verbraucht haufenweise Treibstoff. Außerdem hätte es so oder so nicht funktioniert. Alles, was wir so weit draußen hätten aufschnappen können, wäre Tausende von Jahren alt.
Circe flüchtete sich in die Lektüre wissenschaftlicher Romane oder spielte psychologisch orientierte Spiele mit Belle. Die KI gab dabei eine Situation nach dem Zufallsprinzip vor, und gemeinsam versuchten Belle und Circe dann herauszufinden, wie Menschen üblicherweise auf diese Situation reagierten, basierend auf Studien und Umfragen mehrerer Jahrhunderte. In einer der Situationen ging es um einen Angriff auf einen Botschafter, der zu einem Friedensgespräch aufgebrochen war. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Ereignis zu einem Krieg führen würde? Antwort: siebenunddreißig Prozent.
Circe fragte mich, ob ich wüsste, wie die Chancen stünden, von den Auswirkungen einer Hypernova nicht getötet zu werden. Ich hatte keine Ahnung, woraufhin sie mir erklärte, dass so etwas in der Geschichte der Menschheit bis heute noch nie vorgekommen sei. Nie.
Auch empfand sie es als enttäuschend, dass wir die Galaxie bereisten, dass wir durch ein Meer aus Sternen flogen, und sie doch nichts sehen konnte. Ich versuchte ihr Bilder zu liefern, benutzte die Navigationsanzeigetafel, um ihr Planetenringe und explodierende Sonnen zu zeigen, doch sie sagte nur, das alles hätte sie schon früher gesehen, sie hätte in ihrem Wohnzimmer gesessen und all das gesehen, und das sei nun einmal nicht das Gleiche, wie es wirklich zu sehen. Am Ende saßen wir also da, unterhielten uns, sahen uns die eine oder andere Show an und spielten Loki (für alle, die noch nie auf Salud Afar waren: Loki ist ein Kartenspiel, das sich innerhalb der Koalition großer Beliebtheit erfreute. Unsere beiden Passagiere waren geradezu süchtig danach). Alex kam schnell ins Spiel, ich hingegen belegte in unserem Turnier bald den letzten Platz, auf dem ich mehr oder minder bis zum Ende unserer Reise blieb.
Ich glaube nicht, dass auch nur einer von uns gut schlafen konnte. Und natürlich war die Hypernova das Hauptgesprächsthema. Wir diskutierten sie wieder und wieder, und Circe bestand darauf, dass der Schild funktionieren könne, vorausgesetzt, die notwendigen Mittel seien verfügbar.
Giambrey gestand, dass er noch nie einen Stummen gesehen habe. »Ich habe immer wieder gelesen, sie seien abstoßend. Umgang mit ihnen zu pflegen sei, als wolle man eine Spinne liebkosen. Und sie wüssten alles, was man denke. Wie soll man nur mit solchen Kreaturen in Verhandlungen treten?« Kilgores Leute hatten Belle mit sämtlichen Daten versorgt, die
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