Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
dorthin umzusiedeln. Wir schicken Vorräte und Ausrüstungen, Ingenieure und andere Spezialisten, die bei den Bemühungen zum Aufbau von Schutzräumen auf dieser neuen Welt helfen werden, die den Namen Sanctum trägt.
Zusätzlich werden wir die Alberta samt ihrer Eskorte aus Zerstörern und Unterstützungsschiffen schicken, um in jeder möglichen Weise zu helfen. Schließlich freue ich mich, Ihnen mitzuteilen, dass der Rat einem Hilfspaket in Höhe von sechshundert Millionen zugestimmt hat.«
Als er fertig war, fuhr die Kamera zurück, und wir sahen, das vier ranghohe Ratsangehörige bei ihm im Zimmer waren, eine Zurschaustellung, die Einigkeit signalisieren sollte.
Er dankte uns für unsere Aufmerksamkeit, versicherte uns, die Konföderation werde auch weiter alles Menschenmögliche tun, wünschte uns auf seine unverkennbare Art eine gute Nacht und wandte dabei den Blick ab, als forderten andere Dinge seine unmittelbare Aufmerksamkeit. Und schon war die Übertragung vorbei.
Am Morgen hörten wir die ersten Reaktionen der Repräsentanten der Ansammlung und anderer prominenter Ashiyyur.
»Eine Gelegenheit verpasst, und die wird nicht wiederkehren.«
»Was kann man von einer Spezies von Kläffern schon erwarten?«
»Die Wahrheit lautet, dass die Konföderation gar nicht daran interessiert ist, Salud Afar zu helfen. Die Welt hat sich schließlich nie der menschlichen Politik gebeugt. Und jetzt werden sie den Preis dafür zahlen. Und ihre Politiker werden natürlich versuchen, uns die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben.«
»Der eigentliche Grund für die zurückhaltenden Äußerungen des Direktors ist, dass er vorhat, gegen die Ansammlung vorzugehen, und er hofft, die Lage in Salud Afar könnte ihm die Gelegenheit dazu geben.«
Die Angriffe wurden immer energischer. Wir seien Krachmacher, Barbaren, Unzivilisierte, Höhlenbewohner und noch etwas, das Kassel – nicht ohne ein amüsiertes Glitzern in den Augen – als Untiere übersetzte. Man dürfe uns nicht trauen. Wir seien Fanatiker. Wir stünden hoffnungslos tief auf der evolutionären Skala. Eine junge Frau, die in einer Flugschule befragt wurde, verkündete, irgendwann müsse man uns notwendigerweise auslöschen. Laut Kassel deutete sie anschließend an, die heraufziehende Katastrophe für Salud Afar sei exakt das, was die Menschen verdienten. Dass Salud Afar mit der Entscheidung der Konföderation wenig zu tun hatte, war anscheinend völlig an ihr vorbeigegangen.
Am späten Nachmittag des dritten Tages nach Whitesides Ansprache tauchte draußen eine Gruppe von Nachbarn auf.
Es waren dieselben Leute, die etwas früher in dieser Woche mit uns gefeiert hatten. Sie versammelten sich vor der Haustür und warteten geduldig ab, bis Selotta herauskam (natürlich haben Stumme es nicht nötig zu klopfen, um ihre Ankunft zu signalisieren).
Wir saßen im Wohnzimmer. Alex und Kassel spielten Schach. Kassel, der natürlich Sinn und Zweck jedes Zuges, den Alex tat, erkennen konnte, hatte versucht, die Chancen anzugleichen, indem er eine Augenbinde angelegt hatte. Aber das half auch nichts. Alex wurde einfach plattgemacht. Circe hatte sich zu uns gesellt. Sie, Selotta und ich hatten uns darüber unterhalten, was nun wohl als Nächstes passieren würde, als Selotta auf die Besucher aufmerksam wurde. Ich stand zusammen mit ihr auf, und als ich sie vor der Tür stehen sah, war mein erster Gedanke, sie wären gekommen, um uns aus der Stadt zu jagen. Oder Schlimmeres.
Selotta hielt inne und sah sich zu mir um. Ihre Diamantaugen blickten gleichermaßen amüsiert und traurig. »Es ist alles in Ordnung, meine Damen!«, versicherte sie Circe und mir. »Sie sind immer noch unsere Freunde!«
Es waren sechs oder sieben. Sie traten ein, und dann standen sie alle da und schauten einander und Selotta an, tauschten sich in irgendeiner Weise aus. Dann trat einer mit einem Stimmgenerator, der unübersehbar an seinem Halsausschnitt baumelte, vor und sagte: »Circe, Chase und Alex, wir wissen, was Sie durchmachen! Wir haben die Verunglimpfungen gehört, die derzeit die Runde machen, und wir möchten Sie wissen lassen, dass wir Sie nicht für grausame Idioten halten!« Er schwieg einen Moment Sah sich zu den anderen um. Berührte die Lippen mit einem Zeigefinger. »Möglicherweise habe ich mich nicht ganz korrekt ausgedrückt.«
Einer nach dem anderen streckte die Hand aus und berührte uns. Nach menschlichen Maßstäben waren es kaum mehr als ein paar Finger, die sich an den
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