Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
ich es, fürchte ich, durchaus tat. Ich weiß noch, wie er mich daran erinnert hat, dass wir die Ergebnisse der diplomatischen Bemühungen gar nicht wirklich kennten und ich so oder so nicht dafür verantwortlich sei, was dabei herauskomme. Nicht, dass es irgendetwas ausgemacht hätte, wer dafür verantwortlich war. Und meine Aufgabe bei der ganzen Mission bestand ja eigentlich schlicht darin, den Transport zu regeln.
Wie auch immer, der Flug schien endlos zu sein. Die Wochen zogen sich dahin, und ich fühlte mich in dem beengten Raum des Schiffs gefangen. Ich stromerte durch sämtliche Räume, inspizierte wieder und wieder den Frachtbereich, kontrollierte die Ausstattung der Landefähre. Außerdem verbrachte ich eine Menge Zeit im Fitnessraum. Mit Alex spazierte ich durch uralte Paläste und historische Bauten. Wir schipperten durch den Nord-Ostsee-Kanal, schwebten am Himmel über Jupiter auf dem Weg zur Chejoila Basis in jener Zeit, in der Markum Pierce dort gewohnt hatte, jener Dichter-Physiker, dessen Tagebücher eine hervorragende Quelle über die Ereignisse zur Zeit der frühen Kolonien waren.
Alex ging dazu über, mich regelmäßig nach meinem Befinden zu fragen und sich zu erkundigen, ob er etwas tun könne. »Gib nicht auf!«, meinte er. »Es könnte immer noch klappen!«
Schwer vorstellbar, dachte ich, außer vielleicht im Falle einer göttlichen Intervention.
Endlich, am neunundzwanzigsten Reisetag, waren wir am Ziel.
Etwa vierzig Stunden von Salud Afar war der Sprung abgeschlossen, und es tat gut, diesen fast leeren Himmel wiederzusehen. Varesnikov und Naramitsu waren sichtbar. Und der Rand der Galaxie. Und, weit an Backbord, Callistra. Blau und strahlend und vergnügt, als sei alles in bester Ordnung.
Belles Kommunikationslämpchen leuchtete auf. »Wir werden gerufen!«
»Mehr als einmal?«
»Die Rufe treffen unentwegt ein. Einer stammt vom Administrator. Davon abgesehen ist momentan kein Ende in Sicht!«
Ich rief Alex auf die Brücke. »Stell den Administrator durch!«, wies ich Belle wenig erfreut an. »Hören wir uns an, was er zu sagen hat!«
Was der Kilgore-Avatar zu sagen hatte. Er war in seinem Büro, und ich wusste in dem Moment, in dem ich ihn sah, dass etwas wirklich Gutes passiert war. »Meinen Glückwunsch, Chase!«, sagte er. »Mit der Konföderation sind wir nicht weit gekommen, aber es sieht so aus, als wäre jeder Stumme, der sich irgendwo ein Schiff mieten, kaufen oder leihen kann, auf dem Weg zu uns. Wir stehen tief in Ihrer Schuld!« Dann sah er Alex an. »Das gilt auch für Sie, Alex!«
»Was ist denn los?«, fragte er.
Auch jetzt trat natürlich die unvermeidliche Verzögerung ein, während die Transmission unterwegs war nach Salud Afar und die Antwort unterwegs zu uns. In der Zwischenzeit erstarrte der Avatar ganz einfach.
»Wir wurden darüber in Kenntnis gesetzt«, berichtete er, »dass mehrere Konzerne in der Ansammlung ihre üblichen Aktivitäten eingestellt haben und nun überlichtschnelle Schiffe produzieren, die speziell darauf ausgerichtet sind, uns zu helfen.«
»Wegen Chases Interview?«, fragte Alex und strahlte über das ganze Gesicht.
»Wer weiß? Geschadet hat es jedenfalls nicht!« Seine Züge ordneten sich zu einem Grinsen an. Zum ersten Mal erlebte ich ihn fast fröhlich.
»Und?«, fragte ich. »Genügt das? Die Schiffe, meine ich.«
»Sie versetzen uns in die Lage, einen erheblich größeren Teil unserer Bevölkerung zu evakuieren als erwartet. Wir könnten es auf fünf Prozent bringen. Allerdings sind wir auch auf Widerstand gestoßen. Eine Menge Leute wollen nicht mit den Stummen fliegen.«
»Ich bin überzeugt, dieser Teil des Problems erledigt sich von selbst, Herr Administrator. Aber ich dachte an den Schild. Was passiert mit dem Schild?«
»Ach, ja, der Schild. Nein, bedauerlicherweise deuten all unsere Berechnungen darauf hin, dass wir es nicht schaffen werden! Selbst wenn die Konföderation die elf Schiffe vergisst und uns stattdessen ihre ganze Flotte schickt, was sie nicht tun wird, wäre es ein pures Glücksspiel. Wir mussten eine Entscheidung treffen. Wertvolle Zeit und Mittel auf ein Projekt aufwenden, das vermutlich scheitern wird, oder alles, was wir in die Finger bekommen können, dazu verwenden, die Leute vom Planeten zu schaffen. Jedenfalls wollte ich Sie wissen lassen, wie sehr wir Ihre Hilfe zu schätzen wissen!«
Wir fingen an, die anderen Transmissionen abzuarbeiten. Sie stammten von Müttern und Großeltern, von
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