Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
ist Ihnen sogar bis hierher vorausgeeilt. Hervorragende Arbeit, diese Margolia-Geschichte im letzten Jahr.«
»Danke.«
»Ich bin froh, dass Sie sich dieser Sache annehmen. Es ist einfach ein furchtbarer Verlust! Ob wir je wieder jemanden wie sie finden werden?«
Sie erteilte ihrer KI die entsprechenden Anweisungen, und Vicki Greene erschien in der Mitte des Raums. Sie sah aus, wie Molly Black in all diesen Dschungelabenteuern ausgesehen hatte, mit denen wir alle aufgewachsen waren: leuchtende Augen, klare Züge, ein an die Hüfte geschnallter Scrambler und eine tollkühne Abenteurerhaltung. Sie trug khakifarbene Shorts mit riesigen aufgesetzten Taschen und ein graues Top. Auf ihrem Kopf saß eine Schirmmütze, auf der ein großes M prangte. Ein roter Schal hing lässig an ihrem Hals, und eine Sonnenbrille schützte ihre Augen.
»Hallo Cirilla«, sagte sie. »Grüße von Boldinai Point, der Heimat der Untoten! Ich bin gestern hier angekommen und gleich am Abend losgezogen, um mir Barrymans Gruft anzusehen. Bedauerlicherweise muss ich berichten, dass, entgegen den hiesigen Mythen, alles ruhig geblieben ist. Sehen Sie selbst!« Sie verschwand, und an ihrer Stelle erschien ein schwarzer Steinblock. Ein Grabstein. Aber ein großer. Jemand hatte auf einer Seite die Worte Mögest du ewig ruhen hinterlassen. Die Linse fuhr zurück, um die Umgebung aufzunehmen. Der Block befand sich mitten auf einem Friedhof. »Das ist sie also, die Gruft. Die Einheimischen behaupten, nur dieser Stein könne ihn in seinem Grab halten. Jedenfalls amüsiere ich mich prächtig. Wir sehen uns, wenn ich zurück bin.«
Dann schenkte sie uns ein breites, höchst zufriedenes Lächeln. Die ganze Welt lag ihr zu Füßen.
»Aber Sie haben nichts mehr von ihr gehört?«
»Nein. Sie hatte natürlich auch gar keinen wichtigen Grund, sich bei mir zu melden, und ich habe einfach angenommen, sie wäre anderweitig beschäftigt.«
»Was ist Barrymans Gruft?«, fragte ich.
Kopaleski zeigte sich entzückt, uns die Geschichte zu erzählen. »Barryman lebte vor vierhundert Jahren und kam bei einem fehlgeschlagenen Experiment zu Tode, Chase. Eine Behandlung, die sein Leben hätte verlängern sollen, hat ihn stattdessen aus unerfindlichen Gründen umgebracht. Aber den lokalen Überlieferungen zufolge wollte er sich nicht damit abfinden, tot zu sein. Irgendwann haben sie diesen Felsbrocken auf sein Grab gelegt, um ihn darin festzuhalten.«
Ich sah Alex an.
Alex lächelte. »Aha.«
Doch Kopaleski behielt ihren neutralen Gesichtsausdruck bei. »Seien Sie nur nicht so sicher! Boldinai Point ist ein sonderbarer Ort. Im Lauf der Zeit hat es manche sonderbaren Erzählungen darüber gegeben.«
»Beispielsweise?«, fragte ich.
»Dort gibt es einen Strand, der suizidanregend zu sein scheint. Leute, die überhaupt keinen Grund haben, Selbstmord zu begehen, besuchen diesen Strand und gehen einfach ins Wasser. Erst letztes Jahr ist wieder so etwas passiert. Die Einheimischen halten sich von dem Strand fern. Und dann gibt es da ein Wäldchen …«
»Moment, Moment!«, unterbrach Alex sie. »Bleiben wir doch bitte bei Vicki! Sie hat gesagt, sie wolle Sie treffen, wenn sie zurück sei. Aber sie ist abgereist, ohne sich bei Ihnen zu melden, ist das richtig?«
»Ja, das ist es. Das Nächste, was ich hörte, war, dass sie auf dem Weg zurück nach Rimway sei.«
Wir saßen da und sahen einander an. »Sie haben keine Anstrengungen unternommen, um Kontakt zu ihr aufzunehmen, nachdem Sie ihre Botschaft von Boldinai Point erhalten haben, ja? Habe ich das richtig verstanden?«
»Ja, das ist korrekt. Alex, sie ist eine wichtige Klientin. Ich wollte nicht aufdringlich wirken.«
»Natürlich. Haben Sie versucht, sie zu kontaktieren, nachdem sie abgereist war?«
»Nein. Dazu gab es keinen Grund. Ich wusste, dass sie sich mit mir in Verbindung setzen würde, sollte sie mich brauchen.«
Alex erhob sich. »Danke, Cirilla! Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben.«
»Ich hoffe, ich konnte helfen.«
»Wo ist Boldinai Point?«
Sie wies ihre KI an, uns den Ort zu zeigen. »Wenn ich sonst noch etwas tun kann, zögern Sie bitte nicht, mich anzusprechen!« Sie gab uns ihren Privatcode. »Übrigens«, fügte sie hinzu, »sollten Sie herausfinden, was das alles zu bedeuten hat, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich aufklären würden!«
Ich traf Vorbereitungen für unsere Reise nach Boldinai Point. Dann, am Abend, als Alex sich in ein Buch
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