Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
gewandt und die Geschichte dementiert hat. Er hat behauptet, ein abtrünniger Wissenschaftler sei für alles verantwortlich. Binnen einer Woche nach der Beerdigung war bereits jemand da, um das Labor zu durchsuchen und alles verschwinden zu lassen, das irgendwie mit der Regierung in Verbindung gebracht werden konnte.«
»Mein Gott«, entfuhr es mir, »ist das wirklich wahr? Ist das wirklich so passiert?«
Die Augen des Mannes waren grau. Seine Haare waren grau. Und seine Haut war farblos. Ich erinnere mich, dass ich dachte, er müsse fort von dem Andenkengeschäft. Fort vom Friedhof.
»Es wird noch schlimmer!«, warnte er.
»Was ist denn noch passiert?«, erkundigte sich Alex.
»Mehrere Wochen nach der Säuberung des Labors wurde die Stadt erneut angegriffen, aber niemand wusste, was diesen Angriff gestartet hatte. Aber man fand Tote. Leute, die zu Tode geprügelt worden waren, mit bloßen Händen oder einer Keule. Andere, die erwürgt worden waren. Zeugen beschworen, Barryman wäre der Täter. Und dann ist ein Reporter zum Friedhof gegangen.«
»Und das Grab war leer«, sagte Alex.
»Ja.«
Das war der Teil der Geschichte, der mir zu Ohren gekommen war, ehe wir Marinopolis verlassen hatten.
»Man hat die Behörden um Hilfe gebeten. Aber die zuständigen Leute haben nur gelacht. Und das Gleiche galt für die Medienleute, aber die Medien waren in jener Zeit so oder so einen Dreck wert. Also hat die Stadt eine Bürgerwehr zusammengestellt. Sie sind noch einmal losgezogen, haben Barryman ein zweites Mal aufgespürt und ihn noch einmal getötet. Alle stimmten darin überein, dass es derselbe Mann war. Dieses Mal haben sie die Leiche einbetoniert, ehe sie ihn beerdigt haben. Sie haben sogar einen Priester geholt, der einen Exorzismus durchgeführt hat, und sie haben die Grube mit einem Steinblock abgedeckt, um Barryman in seinem Grab festzuhalten.«
Hatte der Ladenbesitzer Vicki Greene vielleicht gesehen? War sie wirklich in der Stadt gewesen?
»Wen?«, fragte er.
Also zogen wir weiter. In eines der beiden Restaurants der Stadt. Die Empfangsdame war groß und wirkte ein bisschen zu vernunftbegabt, um an einem Ort wie Boldinai Point zu leben. Ich bezweifelte, dass diese Stadt großartige Zukunftsaussichten zu bieten hatte. Als wir uns setzten, erkundigte ich mich, ob an der Barryman-Geschichte etwas dran sei, und sie sagte, ja, sicher, wo hätte ich denn bloß bisher gelebt? »Und ich sage Ihnen noch etwas«, fügte sie hinzu. »Es gibt da irgendeine Verbindung zu Callistra!«
»Zu Callistra?«
»Meistens ist alles ruhig, wenn man dorthin geht. Aber wenn man es bei Nacht tut, wenn der Stern direkt über einem steht, dann kann man spüren, dass das Ding versucht, aus seinem Grab zu entkommen!«
Willkommen in Boldinai Point.
Wir suchten ein Hotel auf, doch es war bereits ausgebucht. »Versuchen Sie es im Hamel!«, riet man uns.
Das Hamel war in Ordnung, aber es war keineswegs die Art von luxuriöser Unterkunft, die Alex bevorzugte. Sie hatten keine freien Suiten, also nahmen wir getrennte Zimmer. Und im Zuge unserer Anmeldung fragte Alex die KI, ob sie wüsste, wer Vicki Greene sei.
»Oh, ja, Sir!«, meinte sie eifrig. »Sie ist sehr populär in Boldinai Point.«
»Können Sie mir sagen, ob sie vor ein paar Wochen hier war?«
»Das sind persönliche Informationen, Sir«, erklärte sie. »Ich bedauere, aber ich bin nicht befugt, über solche Dinge zu sprechen. Aber ich kann nachsehen, ob sie derzeit in diesem Haus abgestiegen ist, wenn Sie es wünschen.«
Wir versuchten es beim Point Man, der örtlichen Zeitung. Sie war hier gewesen, sie hatte sogar im Hamel gewohnt. Sie habe als Star bei einer besonderen Veranstaltung die Gäste erfreut, wo sie darüber referiert hätte, warum die Menschen an das Übernatürliche glauben wollten. Sie habe Bücher signiert, darunter einige gebundene Sammlereditionen, und sie habe zusammen mit einigen ihrer Leser eine deftige Party gefeiert.
Außerdem hatte sie dem Point Man ein Interview gegeben, das man uns zur Verfügung stellte. Wie in früheren Aufzeichnungen machte sie auch hier einen ausgesprochen positiven Eindruck.
F: Ms Greene, warum sind Sie nach Boldinai Point gekommen?
A: Das ist ein ganz besonderer Ort, Henry. Ich wollte schon lange herkommen. Um die Gruft zu besuchen.
F: Arbeiten Sie an einem neuen Buch?
A: Ich arbeite immer an einem neuen Buch (lacht).
F: Würden Sie uns verraten, wovon es handelt?
A: Es befindet sich noch im
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