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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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vergrub, ging ich noch einmal zum Meer. Als ich ein Kind war, war nichts so aufregend für mich wie die Sommerferien, in denen wir Jahr für Jahr mit dem Zug nach Seaside fuhren. Wir bauten Sandburgen und spielten in der Brandung mit einem Strandball. Aber mehr als alles andere liebte ich es, am Abend zum Strand zu spazieren und das Meer in der Dunkelheit zu betrachten. Ich kann mich noch immer gut daran erinnern, wie ich an einer Stelle, die den Namen Gorgon’s Pier trug, gestanden und mir die Sterne angesehen hatte, die am Horizont über dem Ozean funkelten.
    Und das tat ich in dieser Nacht an diesem fernen Ort wieder. Ich suchte gewiss nach dem Gefühl, zu Hause zu sein. Das jedenfalls nehme ich an. Aber der Himmel über diesem Ozean war anders. Es gab nur einen einzigen Stern.
    Callistra.
    Ich fragte mich, was wohl passiert wäre, hätte sich auf dieser Welt eine intelligente Spezies entwickelt. Wie hätten sie dieses einzelne Licht wahrgenommen, das über ihnen wachte? Es war ein wunderschöner Stern, dessen azurblaues Licht von der Dunkelheit um ihn herum noch betont wurde.
    Beinahe wie das Auge einer barmherzigen Gottheit.
    Ich dachte darüber nach, ob Vicki Greene vielleicht auch hier gestanden hatte, womöglich an derselben Stelle. Was hätte sie bei diesem Anblick gedacht, diese Frau mit ihren Vampiren und Dämonen, unter einem so beeindruckenden Himmel?

 
8
     
     
    Ja, Colton, es ist wahr! Wir genießen die Sonne, sie erhellt unser Leben und ist Sinnbild für alles, was gut ist. Aber wahr ist auch, dass wir die Nacht lieben. Das ist die Zeit, in der alle Frauen schön sind, in der das Vorstellungsvermögen zügellos ist, in der Ränke geschmiedet werden und schlimme Dinge geschehen. Und anders würden wir es nicht haben wollen.
    Tödliche Liebe
     
    Boldinai Point war vor allem wegen seines Friedhofs bekannt, der vielleicht den einzigen Anspruch auf Ruhm begründete, den der Ort je für sich erheben konnte.
    Der Ort lag auf einer großen Insel in einem Gebiet, das allgemein als Fremdes Land bezeichnet wurde, einen Viertelglobus von der Hauptstadt entfernt. Wir erwischten einen Morgenflug und landeten drei Stunden später in einer Küstenstadt. Von dort aus nahmen wir den Gravitationszug und fuhren landeinwärts nach Boraka, wo wir die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen mieteten wir einen Gleiter, lehnten uns bequem zurück und überließen es der KI, uns über die verbliebene Strecke nach Boldinai Point zu bringen.
    Es war ein karges Land. Trocken, flach, sandig und felsig. Im Westen zog sich eine Gebirgskette über den Horizont. Boldinai Point selbst war eine kleine Stadt mit etwa viertausend Einwohnern. Ich konnte mir nicht erklären, wie die Stadt zu der Bezeichnung Point gekommen war, ein Name, der andeutete, sie bilde das Zentrum eines größeren Ganzen. Denn tatsächlich lag die Stadt mitten im Nirgendwo.
    Eines jedoch zeichnete das Städtchen zweifellos aus. Es war einer jener wenigen Orte, in denen die Leute auch unter dem Bandahriat relativ frei hatten leben können. Zwar hatte die Stadt unter Cleevs Herrschaft gestanden, war aber weit vom Zentrum der Macht entfernt und so klein, dass sich offenbar niemand den Kopf über sie hatte zerbrechen wollen. Folglich hatte die Stadt drei Jahrhunderte lang Rebellen, Unzufriedenen und abtrünnigen Wissenschaftlern als Zuflucht gedient. So abgelegen wie sie war, war kaum damit zu rechnen, dass von ihr irgendwelcher Ärger ausgehen könnte. Also konnte es dem jeweiligen Diktator nur recht sein, wenn sich all die Unbequemen dort sammelten.
    Auf Salud Afar gab es – und gibt es, soweit ich weiß – keine staatliche Minimalfinanzierung, die es den Bürgern gestattet hätte, ihr Leben lang zu faulenzen, wenn es ihnen denn gefiele. Von all den Entscheidungsträgern dieser Welt hatte niemand solch eine Einrichtung für gut gehalten, also hatte man dergleichen nie eingeführt. Hier musste man arbeiten, oder man war auf die Wohltätigkeit anderer angewiesen. Oder auf Schlimmeres. Als Alex und ich über diesem einsamen Ort herabsanken, fragte ich mich, wie die Bewohner wohl ihren Lebensunterhalt erwirtschaften mochten.
    Boldinai Point war eine Ansammlung verwitterter Gebäude, die sich um eine kleine Reihe sich kreuzender Straßen herum gruppierten. Der berühmte Friedhof lag gleich nördlich der Stadt. Aus der Luft sah er aus wie jeder andere Friedhof, weiter nichts als eine Sammlung von Grabmalen, umgeben von einem Eisenzaun. Außerhalb des Zauns war nichts

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