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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Monster rumläuft!«
    Er murmelte etwas davon, ich solle meinen Sinn für Humor ein wenig verfeinern.
    Als Callistra hoch oben am Himmel stand, kämpfte ich mich durch eine weitere Serie von Warnungen und Ermahnungen, ehe ich auf das Dach hinaufstieg und mit dem Gleiter zum Friedhof zurückflog.
    Bei Nacht wirkt der Ort sogar noch trostloser. Es gab kein Licht, abgesehen von dem sanftblauen Schimmer, den der einsame Stern über Grabsteinen und Monumenten ausbreitete. Ich landete auf dem Parkplatz, etwa dreißig Meter vom Grab entfernt. Aus Westen wehte ein kräftiger Wind, der haufenweise Staub mit sich trug. Ich kletterte hinaus, schaltete meine Lampe an und ging hinüber zum Grab. Rechts von mir, ganz am Rande meines Blickfelds, regte sich etwas. Ein paar Teenager, die versuchten, im Gehen zu knutschen, und bald hinter einem Mausoleum verschwanden.
    Ich schaltete die Lampe aus und verharrte in der Stille, die nur vom Summen einiger Insekten gestört wurde. Der Steinblock schimmerte im Sternenlicht. Ich hatte angenommen, ich könnte von hier aus die Lichter der Stadt sehen, aber da war nur ein schwacher Lichtschein zwischen den Bäumen im Osten. Ein warmer Wind lebte auf.
    Ich stellte mir vor, Vicki habe hier gestanden, genau an dieser Stelle, und in die Dunkelheit gehorcht. Und bestimmt hatte sie darüber nachgedacht, wie sie diesen Ort in ihrer Geschichte wiedererschaffen könnte, wie sie ihn nutzen könnte. In ihrem Interview im Point Man hatte sie erwähnt, dass der Arbeitstitel Das Auge des Teufels lautete. Ich blickte hinauf zu dem einen blauen Stern. Die Farbe war nicht richtig. Aber in dieser Nacht, in Gegenwart dieses überdimensionierten Grabmals, war Farbe kaum von Bedeutung.
    Ich überlegte, ob Vicki wohl nervös gewesen war. Oder ob sie eine solche Erfahrung schlicht genossen hatte. War sie vielleicht nur deswegen gekommen? Hatte ihr Besuch vielleicht gar nichts mit dem Konzept für ein neues Buch zu tun? Vielleicht gruselte sie sich einfach gern, vielleicht mochte sie die Gänsehaut, die ein Grab ihr bereiten mochte, von dem die Leute behaupteten, es beherberge einen Untoten.
    Im Nordwesten tauchten Lichter auf, flogen bald über mich hinweg und sanken in dem schwachen Lichtschein herab, der die Stadt kennzeichnete.
    Ich schaltete die Lampe wieder ein und betrachtete die Symbole auf dem Grabmal. Forrest Barryman.
    Heimgefahren.
    Der Steinbrocken und die Arrakesh-Symbole mussten pure Show sein. Wer wusste schon, was wirklich da geschrieben stand? Ob die Inschrift überhaupt irgendeinen Sinn ergab? Die ganze Stadt war nichts anderes als ein Wirtschaftsunternehmen, dessen Basis nichts anderes als eine Fantasie war. Wie West Kobal auf – wo war das noch? – Schwarzer Adrian, wo in regelmäßigen Abständen ein Seeungeheuer mit gewaltigen Tentakeln gesichtet wurde. Oder Bizmuth in den Kreiseln, wo angeblich Besucher aus einer anderen Galaxie verunglückt waren (das Wrack und die Besucher hatte natürlich die Regierung verschwinden lassen, die den ganzen Vorfall leugnete).
    Es gibt sogar einen Ort, von dem es heißt, er böte ein Tor in eine andere Dimension. Man wird Ihnen übrigens das Tor jederzeit gern zeigen. Es befindet sich in einem Berghang, herausgemeißelt aus purem Fels, aber die Bedingungen müssen exakt stimmen, wenn man es passieren will, was, natürlich, nie der Fall ist. Wie auch immer: Die Bewohner der Gegend behaupten, es sei noch nie jemand zurückgekehrt. Aber die Leute schwören auch, man könne einen wundervollen Ausblick an diesen außerdimensionalen Ort genießen.
    Es fiel mir nicht schwer, mir vorzustellen, Vicki hätte hier gestanden, hätte die gleichen Gedanken gehegt, sich die gleichen Fragen gestellt. Wäre vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass die Antworten nicht wichtig seien. Dass gerade die Ungewissheit das sei, was zähle.
    In dieser Nacht fing ich an, mich ihr nahe zu fühlen. Bis dahin war sie mir lediglich wie eine Opportunistin vorgekommen, die Geld damit verdiente, über Dinge zu schreiben, die niemals geschehen konnten. Bis dahin hatte ich geglaubt, das alles interessiere mich persönlich nicht besonders. Aber nun schien es mir, als wären die Vampire und Forrest Barryman und all die anderen Dinge nicht nur irgendwelche imaginären Kreaturen, allein dazu ersonnen, Idioten um ihr Geld zu erleichtern. Nein, es schien mir plötzlich, als würden sie tatsächlich ein Licht auf die dunkelsten Ecken all dessen werfen, das uns menschlich macht. Immerhin hatte es auch

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