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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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eine Zeit gegeben, in der wir Menschen die Natur noch nicht verstanden, in der wir die Ordnung nicht erkannten. In der es nur eine undurchdringliche Finsternis gegeben hatte, eine Welt, deren Regeln niemand wirklich begriff. Eine Welt voller Phantome, die auf unachtsame Reisende lauerten. Eine Welt, in der Engel die Sterne über den Himmel schoben und Götter die Sonne ritten.
    Der Boden bewegte sich.
    Es war kein richtiges Beben, eher so etwas wie eine leichte Erschütterung, eine Art Klopfen.
    Einbildung, vermutlich.
    Es passierte wieder.
    Ich konnte nichts sehen, aber ich zog den Scrambler aus der Tasche und sah mich aufmerksam um.
    Ich war allein. Die Jugendlichen waren anscheinend gegangen.
    Der Steinblock bewegte sich. Hob sich allmählich.
    Ich schüttelte den Kopf. Schaute starren Blicks zu, wie sich ein Ende des Steins, das vordere Ende, das, das mir näher war, vom Boden abhob.
    Ich würde gern behaupten, ich wäre keinen fußbreit zurückgewichen, hätte mich nicht ängstigen lassen. Mir war sofort klar, dass das nur eine ausgeklügelte Illusion sein konnte, geschaffen für Touristen, die mutig genug waren, bei Nacht zum Friedhof zu gehen. Um der Legende Nahrung zu geben. Aber das änderte gar nichts. Meine Nackenhaare richteten sich auf, und mein Herz drohte, in meiner Brust zu zerspringen. Der Steinbrocken hatte sich vom Boden gehoben, und ich konnte etwas sehen, das ihn hochstemmte, ihn von unten heraufdrückte. Eine überdimensionierte, bläulich verfärbte Hand erschien in meinem Blickfeld, stützte sich am Boden ab, während der Fels weiter in die Höhe gedrückt wurde.
    Ich machte kehrt und rannte. Den ganzen Weg zurück zum Gleiter. Noch im Laufen befahl ich der KI, die Luke zu öffnen. »Starte die Maschine!«, wies ich sie an. Mein Herz sprengte mir förmlich den Brustkorb. Der Gleiter war bereits in der Luft, als ich an Bord sprang.

 
9
     
     
    Realität ist das, was dir ins Gesicht schlägt, wenn du nicht aufpasst, wohin du gehst.
    Wärst du doch hier
     
    Also gut. Ich möchte nicht, dass Sie mich für einen Feigling halten.
    Ich kehrte wenige Minuten später zurück, blieb im Gleiter und betrachtete den Friedhof aus sicherer Höhe. Das Grab lag still unter mir, und der Steinblock lag wieder flach am Boden.
    Ich setzte erneut auf dem Parkplatz auf, öffnete die Luke und kletterte hinaus. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte mich wieder da auf, wo ich vorher gestanden hatte. Und wartete. Bis es wieder von vorn losging.
    Ich zog mich zum Gleiter zurück und beobachtete das Schauspiel. Die Hand, die im Sternenlicht blau schimmerte und den Stein emporhob, stellte den Höhepunkt dar. Danach senkte der Stein sich wieder.
    Ich kehrte ein drittes Mal zu meinem Aussichtspunkt zurück. Blieb dort stehen. Nach etwa zwei Minuten passierte es zum dritten Mal.
     
    Ich war auf dem Rückweg nach Boldinai Point, als Alex mich kontaktierte. »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
    »Äh, ja. Mir geht es gut.«
    »Hast du irgendwelche Monster gesehen?«
    »Nur die üblichen.«
    »Gut. Wann wirst du zurück sein?«
    »Warum?«
    »Damit ich weiß, wann ich anfangen muss, mir Sorgen zu machen!«
    »Ich bin in ein paar Minuten da.«
    »Okay. Gib mir Bescheid, wenn du gelandet bist!«
    »Alex?«
    »Ja?«
    »Den Leuten in dieser Stadt kann man nicht trauen!«
    »Ich bin fassungslos, das zu hören!«
     
    Am Morgen konnte ich einem Besuch im Rathaus nicht widerstehen. Alex wollte es mir ausreden, aber ich ärgerte mich darüber, dass diese Leute ihre Gäste einfach hinters Licht führten. Das Rathaus war ein heruntergekommenes Gebäude gleich neben dem Gerichtsgebäude und gegenüber dem Polizeirevier. Am Empfang tat ein echter Mensch Dienst, eine Frau, die aussah, als hätte sie Wichtigeres zu tun, als sich mit Fremden zu unterhalten. »Zu wem wollen Sie, Ma’am?«
    »Zum Amtsleiter, bitte!«
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein.«
    »Bedauere, er ist zurzeit nicht verfügbar. Wie können wir Ihnen behilflich sein?«
    »Ist Ihnen klar«, sagte ich, »dass da draußen jemand einen Herzanfall erleiden könnte?«
    »Wo draußen?«
    So ging es noch eine Weile weiter, aber schließlich gelang es mir, sie hinter mir zu lassen und mit einem anderen Mitarbeiter zu sprechen. Der auch keine große Hilfe war und mich an einen viel zu gut genährten Burschen in einem großen Büro verwies, das dringend gereinigt werden musste. Er lächelte großväterlich, behauptete, er freue sich, dass ich gekommen sei, und zog

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