Alex Benedict 06 - Firebird
auf uns ein. Nicht, dass das etwas ausgemacht hätte. Wir würden so oder so noch durch den Regen laufen müssen. Die Landefähre war zu groß für den Unterstand, weshalb sie nun mitten auf dem Rasen stand.
Wir wurden durchnässt. Mir war es egal. Ich liebe es, mich zum ersten Mal hinter die Instrumente eines neuen Vehikels zu klemmen (der Testflug zählt natürlich nicht). Wir setzten uns und sagten Gabe, der vom Hersteller eingebaut worden war, guten Tag. Ich meldete mich bei der Abflugkontrolle, erhielt die Startfreigabe, und schon nach wenigen Minuten waren wir unterwegs nach Skydeck.
Alex saß mit Shara hinten. Sie unterhielten sich über unsere Erfolgschancen und darüber, wie viele Schiffe es da draußen noch geben mochte, die in transdimensionalen Tunnels gefangen waren.
Wir stiegen über die Wolken. Alex beugte sich vor und fragte mich, wie mir die Kojote gefiel, ob sie sich gut steuern ließ und ob ich irgendwelche Probleme haben würde, mich an sie zu gewöhnen, aber mir entging nicht, dass er nur plauderte, während er in Gedanken weit weg war.
Ich fragte Gabe, was er von der Kojote hielt. »Sie ist« , sagte er, »eine beträchtliche Verbesserung gegenüber der Blechkiste, in der wir bisher herumgeflogen sind.«
Beim Anflug meldete ich mich in der Station, und eine vertraute Stimme antwortete: »Hi, Chase. Hier ist Skydeck.« Brad Hopkins, ein korpulenter Bursche, der zu viel trank. Er hatte sich ebenfalls im Pilotenclub rumgetrieben, als ich dort gewesen war. »Du hältst es ohne uns wohl nicht aus, was?«
»Nie, Brad.«
»Unser Glück. Okay, Chase, gibt die Kojote ab.«
Ich übergab ihm die Kontrolle. »Du hast sie, Brad.«
»Aber ja doch, Schönheit.« Hopkins hatte nie viel für das übliche Prozedere übrig gehabt. »Wollt ihr zur Belle-Marie ?«
»Ja.«
Er senkte unsere Geschwindigkeit, als ein Wartungsvehikel auftauchte, und leitete uns anschließend zu den Dockingplätzen. Als wir längsseits der Belle-Marie lagen, bemerkte er, dass die Kojote recht hübsch sei. Dann sagte er etwas darüber, dass wir uns im Club sehen würden. Und schließlich: »Sie ist ganz dein, Chase.«
Ich führte eine Vorflugkontrolle durch, meldete der Einsatzzentrale, dass wir startbereit waren und lehnte mich zurück, um auf die Freigabe zu warten. Alex und Shara waren hinten in der Kabine. Ich achtete nicht sonderlich darauf, was dorthinten vorging, bis mir plötzlich auffiel, wie still es geworden war.
Dann tauchte Alex hinter mir auf und zeigte auf den Hilfsschirm. »Schalte WWN ein«, sagte er.
Die Worldwide-Nachrichten.
Ich schaltete sie ein und las die Schlagzeile.
S IEBEN M ÖCHTEGERN -R ETTER AUF V ILLANUEVA
ZU T ODE GEKOMMEN .
(Andiquar, 11 Mor.) Sieben Personen starben in dieser Woche bei einem fehlgeschlagenen »Rettungsversuch« auf Villanueva. Erste Berichte deuten darauf hin, dass die Opfer ein öffentliches Gebäude betreten hatten, um antike KIs zu bergen. Sie wurden von angreifenden Bots, Baumaschinen und Fahrzeugen in dem Gebäude eingeschlossen und fielen schließlich einem Raketenangriff zum Opfer.
Mit angehaltenem Atem suchte ich nach den Namen der Toten. Ich kannte keinen von ihnen. Halb hatte ich damit gerechnet, Doc Drummond unter ihnen zu finden. Aber er war nicht in der Liste verzeichnet. Dem Bericht zufolge war ihr Anführer ein Matthew Po. Po und zwei andere hatten überlebt.
Die Geschichte führte dazu, dass die Debatte über KIs und Bewusstsein erneut auflebte, und Alex wurde beschuldigt, Anstifter einer Bewegung zu sein, die als »umstritten«, bezeichnet wurde.
Ich war erleichtert, Drummonds Namen nicht gelesen zu haben. Aber Sie wissen sicher, was einem durch den Kopf geht, wenn man froh darüber ist, dass anstelle des einen ein anderer zum Opfer wurde.
Sie brachten Bilder der Toten, fünf Männer und zwei Frauen.
Neues aus aller Welt war auch an der Geschichte dran. »Uns liegen Berichte vor« , so der Sprecher, »denen zufolge derzeit sechs Expeditionen im Gang sind, die sich der Rettung der Kästen verschrieben haben.« Er sah aus, als bekümmerte ihn die Tragödie zutiefst. Ich schaltete ab, aber Alex hatte die Übertragung in die Kabine weitergeleitet. »Möglicherweise sind jetzt, während Sie das hören, ganze hundert Raumfahrzeuge unterwegs. Marcia, was glauben Sie, was geht da vor?«
Marcia fing an, über Massenhysterie zu reden. Sie wurde dann doch abgeschaltet.
Wenige Minuten später erhielten wir die Startfreigabe. Normalerweise überließ ich das
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