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Alex Benedict 06 - Firebird

Alex Benedict 06 - Firebird

Titel: Alex Benedict 06 - Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Gäste ernst nehmen.
    Der Nachteil für die Gäste bestand darin, dass sie ausgelacht wurden. Als Alex eingeladen wurde, hatte er abgelehnt. Auf meine Frage hin, erklärte er mir, er habe keinen Sinn für Humor. Ich glaube, er meinte Haylie.
    Wie dem auch sein mag, Belle kannte sich mit Gelächter aus. Sie stellte ein fiktives Rampenlicht zusammen, in dem Alex einen Auftritt hatte. Stimmen und Eigenarten von Haylie und Alex kannte sie bis ins Detail.
    Haylie: Die Stummen können also wirklich in den Kopf eindringen?
    Alex: Oh, ja. Sie können jeden Ihrer Gedanken lesen.
    Haylie (mit verlegener Miene): Jeden?
    Alex: Vor denen können Sie nichts verbergen.
    Haylie: Mein Gott, Alex. Kennen die da die Ehe?
    Alex: Aber ja. Das ist kein Problem, Haylie. Die Frauen dort sind sehr weltoffen.
    (Beide lachen.)
    Haylie: Die also auch, was?
    Aus der Distanz betrachtet sah Villanueva beinahe aus wie die Erde. Oder Rimway. Ausgedehnte Kontinente, ein mächtiger, weltumspannender Ozean, Eiskappen an den Polen. Große Wälder, Gebirgsketten, ein paar Wüsten. Eine wirklich schöne Welt, solange man ihr nicht zu nahe kam, wie irgendwer mal gesagt hatte. Nicht der Ort, an dem man das Wochenende verbringen möchte.
    Belle lieferte Bilder von Gott und die neue Welt , einer religionsbezogenen Geschichte der ersten vier Jahrhunderte auf Villanueva. Sie legte eine Stadt auf den Schirm, die am Zusammenfluss zweier Flüsse lag. Endlose Häuserreihen zogen sich in alle Richtungen dahin. Hier und dort fanden sich etwas ambitioniertere Bauwerke. Wolkenkratzer, Kuppelgebäude, Hochwege. Schließlich rückte sie eine Kirche, erbaut aus grauen Steinen und umgeben von Privathäusern mit sorgfältig angelegten Gärten, in den Mittelpunkt. Zu der Kirche gehörte ein Kirchturm, auf dem ein Kreuz thronte. In der Nähe des Eingangs hielt ein Engel mit einem Schwert Wache.
    »Der heilige Michael, wie ich vermute« , sagte Belle.
    Villanueva wurde seinerzeit zur ersten extraterrestrischen Heimat der drei bibelgebundenen Religionen. Seine Bewohner wussten vom ersten Tage an, dass ihre Zeit begrenzt war, dass es keine dauerhafte Besiedelung geben konnte. Zweifellos aus dem Grund, dass die bevorstehende Zerstörung noch so weit entfernt war und nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das entfernter Nachfahren nicht mehr betreffen konnte, verhallte die Wirkung dieses Wissens schnell. Vielleicht hatte es nie eine gegeben. Jedenfalls stellte sich heraus, dass die allgemeine Annahme, jene, die eine religiöse Weltsicht mit sich gebracht hatten, würden an dem alten Dogmatismus festhalten, weit daneben lag. Stattdessen entwickelten sie, gestützt auf ein nunmehr viel zwingenderes Verständnis für die schiere Größe und Feinheit des Universums, einen Glauben, der besagte, dass eine Schöpfergottheit erheblich vielschichtiger sein musste und folglich weitaus unvoreingenommener gegenüber geringen Vergehen, als die, an die ihre Eltern geglaubt hatten. Das Wichtigste war ihre Überzeugung, dass Gott existierte, dass Er, wie einige sagten, ein Ingenieur mit bemerkenswerten Gaben war und dass von ihnen erwartet wurde, dass sie seine Schöpfung anerkannten. Glaube gewann eine neue Unmittelbarkeit und wurde für viele zu einer Verknüpfung mit allem, was wichtig war. Die alten Feindseligkeiten zwischen den Religionen, die das Leben zu Hause so schwer gemacht hatten, verkümmerten und starben größtenteils aus.
    Die Gläubigen erlebten eine Gemeinschaft, die in ihrer Geschichte ohnegleichen war. Zwar behielten sie ihre traditionellen Rituale bei, doch waren sie nun viel eher geneigt, die Sterne am Nachthimmel zu betrachten und zu tun, was sie konnten, um den Menschen in ihrer Umgebung das Leben zu erleichtern. Sorge für jene in Not, so lautete das Mantra, dann sorgt der Herr für dich. Langsam entwickelte sich das Gefühl, die Erlösung wäre allen bestimmt, die guten Willens seien. Für viele war die Religion endlich zu dem geworden, was ihre Begründer und Propheten einst im Sinne hatten. Ihnen allen war der Himmel als gemeinsames Ziel vorbestimmt, und so genossen sie die Reise.
    Der Himmel als gemeinsames Ziel. Die Kirchen wurden wie Startbasen wahrgenommen. Auf den Bildern in der Aufzeichnung waren ihre bevorzugten Symbole zu sehen: Statuen von Engeln, die Kinder in ihre Arme schlossen, um mit ihnen in den Himmel aufzusteigen. Statuen von Engeln im Flug. Himmelwärts.
    Dem allen haftete natürlich eine wahrlich bittere Ironie an, denn am Ende waren sie von der

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