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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Jamaica Inn überwachte; deshalb parkte er den Jaguar am Plantation Inn, das sich in der Nähe befand.
    Mit immer schnelleren Schritten ging er über die Bougainvillea Terrace. Drinks wurden serviert, während der grässliche Schlager »Yellowbird« dröhnte. Er hatte die hässliche Fantasievorstellung, auf der Terrasse herumzuballern und einige dieser Scheißtouristen ins Jenseits zu befördern. Deshalb verließ er die belebte Terrasse sofort wieder – um der vielen Menschen willen, aber hauptsächlich seinetwegen.
    Er ging am Strand entlang, was seine Nerven beruhigte. Hier war es still und friedlich. Leise Calypso-Musik drang durch die Nachtluft. Der Strand zwischen den Hotels war atemberaubend: Lichter, champagnerfarbener Sand, mit Binsen gedeckte Sonnenschirme. Wirklich ein hübsches Spielbrett.
    Er wusste, dass Oliver Highsmith in der berühmten Weißen Suite wohnte, in der schon Winston Churchill, David Niven und Ian Fleming genächtigt hatten. Highsmith liebte den Luxus fast so sehr wie das Spiel.
    Shafer verachtete die anderen Reiter. Zum Teil rührte es daher, dass er nicht zu ihrer snobistischen Gesellschaftsschicht gehörte. Lucys Vater hatte ihn zum MI6 gebracht; die anderen Spieler hatten die richtigen Universitäten besucht. Aber es gab noch einen weiteren, viel stärkeren Grund für Shafers Hass: Sie hatten es gewagt, ihn zu benutzen, sich ihm überlegen zu fühlen – und ihm dies ins Gesicht zu schleudern.
    Durch einen weißen Lattenzaun betrat er das Gelände des Jamaica Inn und verfiel in Laufschritt. Er wollte rennen, schwitzen. Wieder fühlte Shafer sich manisch. Das Spiel zu spielen hatte ihn zu sehr erregt. Er blieb stehen, hielt sich den Kopf. Am liebsten hätte er laut gelacht oder gebrüllt. Er lehnte sich an einen Holzpfahl neben dem Pfad, der zum Strand führte, und holte tief und keuchend Atem. Er wusste, dass er kurz vor einem Zusammenbruch stand – und einen schlimmeren Zeitpunkt hätte es nicht geben können.
    »Alles in Ordnung, Sir?«, fragte ihn ein Kellner vom Hotel.
    »Könnte nicht besser sein«, antwortete Shafer und winkte dem Mann, dass er fortgehen solle. »Mir geht es prima, sehen Sie das denn nicht?«
    Wieder marschierte er in Richtung der Weißen Suite. Ihm war bewusst, dass er sich genauso fühlte wie vor einem Jahr, als er in Washington um Haaresbreite sein Auto zu Schrott gefahren hätte. Und wieder steckte er in einer teuflischen Klemme. Er konnte jetzt das Spiel verlieren, konnte alles verlieren. Für welche Strategie sollte er sich entscheiden? Ja – er musste waghalsiger vorgehen, aggressiver. Er musste handeln, nicht so viel nachdenken. Die Chancen standen immer noch zwei zu eins gegen ihn.
    Am Ende des Innenhofes sah er einen Mann und eine Frau in Abendgarderobe. Sie hielten sich neben einem weißen, mit Blüten übersätem Stuck-Säulengang auf. Also wurde das Hotel observiert. Sie lauerten ihm hier auf. Er fühlte sich geehrt.
    Der Mann blickte in seine Richtung. Abrupt senkte Shafer den Kopf. Sie konnten nichts tun, um ihn aufzuhalten. Er hatte kein Verbrechen begangen, das sie ihm beweisen konnten. Er wurde nicht von der Polizei gesucht. Nein, er war ein freier Mann.
    Deshalb ging Shafer ganz lässig weiter, als hätte er das Paar nicht gesehen. Er pfiff »Yellowbird«.
    Kurz vor dem Paar schaute er auf. »Ich bin der, auf den Sie warten. Geoffrey Shafer. Willkommen beim Spiel.«
    Er zog seine halbautomatische Neun-Millimeter Smith & Wesson und feuerte zweimal.
    Die Frau schrie auf und griff sich an die linke Brustseite.
    Glänzend rotes Blut besudelte ihr seegrünes Kleid. In ihren Augen standen Verwirrung und Schock. Dann verdrehte sie die Augäpfel so sehr, dass nur noch das Weiße zu sehen war.
    Der männliche Agent hatte die Kugel ins Gesicht bekommen. Wo zuvor sein linkes Auge gewesen war, befand sich nun ein dunkles Loch. Shafer wusste, dass der Mann tot war, noch ehe er zu Boden schlug.
    Im Lauf der Jahre hatte er nichts von seiner Treffsicherheit eingebüßt. Shafer eilte weiter zur Weißen Suite und zum Eroberer.
    Mit Sicherheit hatte man die Schüsse gehört. Doch sie würden nie damit rechnen, dass er in die Falle lief, die sie für ihn aufgestellt hatten. Aber er war hier.
    Zwei Zimmermädchen schoben einen quietschenden Wagen mit Reinigungsmitteln aus der Weißen Suite. Hatten sie soeben erst Eroberers Bett gemacht und dem Fettsack eine Schachtel mit Pfefferminzschokolade zum Naschen dagelassen?
    »Verschwindet! Aus dem Weg!«, brüllte

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