Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann
Heimzahlen, und es ist mein Heimzahlen
… oder doch das ihre? Wer weiß das schon mit Sicherheit?
Sein Vater hatte ihm und seinen Brüdern das Segeln beigebracht, wahrscheinlich das einzig Sinnvolle, das er je für Shafer getan hatte. Auf See konnte er tatsächlich Ruhe finden – der wahre Grund, warum er mit dem Boot nach Jamaika kam.
Um acht Uhr schwamm er ans Ufer, an mehreren Segelbooten und Motorjachten vorüber. Er stellte fest, dass die körperliche Anstrengung ein wirksames Mittel gegen seine Nervosität und Erregung war. Shafer war ein hervorragender Schwimmer und Taucher, so wie er in sämtlichen Sportarten ein Ass war.
Die Nachtluft war friedlich, still und voller Düfte. Das Meer war spiegelglatt. Kein Kräuseln störte die Oberfläche. Noch nicht. Aber bald würde es ordentlich Wellen geben!
Gleich neben der Küstenstraße wartete ein Auto auf ihn, ein schwarzer Ford Mustang, der im Mondlicht glänzte.
Er lächelte, als er den Wagen sah. Das Spiel lief hervorragend.
Hungersnot wartete auf ihn.
Nein. Hungersnot war aus einem anderen Grund gekommen, nicht wahr?
George Bayer wartete auf Shafer, um ihn zu töten.
G eorge Bayer ist nicht auf dem Zimmer. Er ist auch nicht bei Oliver Highsmith oder James Whitehead. Verdammt! Er läuft frei herum.«
Die alarmierende Meldung kam aus dem Radio über Polizeifunk. Sampson und ich hatten die Südseite des Hotels seit annähernd acht Stunden observiert und waren sicher, dass George Bayer nicht bei uns herausgekommen war.
Wir hörten Andrew Jones’ besorgte Stimme. »Denken Sie daran, dass alle Vier Reiter Agenten sind, wie wir. Sie sind fähige Männer und absolut tödlich. Wir müssen Bayer sofort finden und ein besonderes Augenmerk auf Geoffrey Shafer halten. Shafer ist der gefährlichste Spieler – zumindest halten wir ihn dafür.«
Sampson und ich sprangen aus unserem Mietwagen. Wir hatten die Pistolen gezückt, was angesichts der idyllischen, heiteren Umgebung unangemessen zu sein schien. Ich musste daran denken, dass ich mich vor fast einem Jahr auf Bermuda genauso gefühlt hatte.
»Bayer ist hier nicht rausgekommen«, sagte Sampson. Ich wusste, dass er sich Sorgen machte, weil Jones’ Leute Hungersnot verloren hatten. Wir hätten diesen Fehler nicht gemacht, aber man hatte uns als Rückendeckung eingesetzt, nicht in vorderster Linie.
Rasch gingen wir zu der Anhöhe, die uns einen Ausblick über den gepflegten Rasen gewährte, der sich bis zum Privatstrand des Hotels erstreckte. Es wurde allmählich dunkel, aber die Umgebung des Hotels war relativ gut beleuchtet. Ein Paar in Bademänteln kam uns gemächlich entgegen. Sie hielten sich an den Händen und hatten offensichtlich keine Ahnung von der Gefahr, in der sie schwebten. Aber kein George Bayer. Und kein Shafer.
»Wie werden sie die Sache beenden?«, fragte Sampson.
»Wie wird das Spiel enden? Was meinst du?«
»Ich glaube nicht, dass einer von ihnen es genau weiß.
Wahrscheinlich haben sie Spielpläne, aber jetzt kann alles Mögliche passieren. Alles hängt von Shafer ab, wenn er die Spielregeln befolgt. Ich glaube allerdings, er hat sich längst darüber hinweggesetzt – und das wissen die Mitspieler.«
Wir rannten dicht an der Hotelanlage entlang. Von den Gästen, die wir auf dem schmalen geschlängelten Weg überholten, ernteten wir nervöse und besorgte Blicke.
»Sie alle sind Mörder. Selbst Jones hat das letztendlich eingestanden. Sie haben als Agenten getötet und wollten hinterher nicht aufhören. Es hat ihnen Spaß gemacht. Vielleicht haben sie jetzt vor, sich gegenseitig umzubringen. Der Sieger bekommt alles.«
»Und Geoffrey Shafer hasst es zu verlieren«, sagte Sampson.
»Shafer verliert nie. Das haben wir bereits erlebt. Das ist sein Verhaltensmuster, John. Das haben wir von Anfang an übersehen.«
»Diesmal entwischt er uns nicht, Süßer. Null Chance. Shafer geht uns nicht durch die Lappen.«
Ich antwortete Sampson nicht.
S hafer atmete nicht schneller, als er den weißen Strand erreichte. George Bayer stieg aus dem schwarzen Mustang. Shafer rechnete damit, dass Bayer eine Waffe zog, doch er ging weiter und spielte das Spiel mit dem höchsten Einsatz, den es gab: seinem Leben.
»Verdammt, du bist hergeschwommen ?«, fragte Bayer. Seine Stimme war jovial, aber spöttisch.
»Na, ist doch eine fantastische Nacht, um schwimmen zu gehen«, sagte Shafer und schüttelte lässig das Wasser ab. Er wartete, dass Bayer zuschlug. Ihm fiel auf, dass der andere die rechte
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