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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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er tun würde. Er hatte es schon gewusst, ehe er Boo besuchte. Es würde ihnen die Überraschung ihres Lebens bereiten. Ihnen allen. Der Presse. Den Geschworenen. Auf zum dritten Akt.
    K urz nach Mitternacht erhielt ich einen Notruf, der mich wie ein Schlag mit dem Hammer traf. Binnen Minuten scheuchte ich den alten Porsche mit hundertdreißig Sachen über den Rock Creek Parkway. Die Sirene schrie die Nacht an, vielleicht auch Geoffrey Shafer.
    Um null Uhr fünfundzwanzig traf ich in Kalorama ein. Streifenwagen, Notarzt, Rettungswagen und Ü-Wagen der Nachrichtensender parkten überall auf der Straße.
    Mehrere Nachbarn der Shafers waren aus ihren großen teuren Villen gekommen, um das albtraumhafte Schauspiel zu begaffen. Sie konnten nicht fassen, dass so etwas in ihrer exklusiven Enklave geschah.
    Das Quäken, Rauschen und Knistern aus etlichen Polizeifunkgeräten erfüllte die Nachtluft. Hoch oben schwebte bereits ein Hubschrauber mit einem Nachrichtenteam. CNN kam mit einem großen Ü-Wagen und parkte direkt hinter mir.
    Ich trat zu einem Detective auf dem Rasen vor dem Haus. Er hieß Malcolm Ainsley. Wir kannten uns von anderen Mordschauplätzen, sogar von etlichen Partys. Plötzlich öffnete sich die Eingangstür der Shafer-Villa.
    Von einer Notärztin begleitet, trugen Sanitäter eine Bahre heraus. Dutzende von Kameras erzeugten ein Blitzlichtgewitter.
    »Es ist Shafer«, teilte Ainsley mir mit. »Das Schwein hat versucht, sich umzubringen, Alex. Hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt und jede Menge Pillen geschluckt. Überall waren offene Tablettenschachteln. Aber dann muss er sich die Sache noch mal überlegt haben und hat um Hilfe gerufen.«
    Aufgrund der Voruntersuchungen vor dem Prozess – sowie auf der Grundlage meiner eigenen Profilarbeiten – verfügte ich über genügend Informationen über Shafer, um einige durchaus berechtigte Vermutungen darüber anzustellen, was geschehen sein könnte. Mein erster Gedanke war, dass er unter einer Art bipolaren Störung litt, die sowohl manische als auch depressive Phasen hervorrief. Eine zweite Möglichkeit war eine Zyklothymie, die sich in zahllosen hypomanischen Phasen und auch depressiven Symptomen manifestieren kann. Assoziative Symptome können überhöhtes Selbstgefühl, vermindertes Schlafbedürfnis, exzessiv ausgelebte »Vergnügungen« und eine Steigerung zielgerichteter Aktivitäten sein – in Shafers Fall vielleicht ein verstärktes Bemühen, sein Spiel zu gewinnen.
    Ich bewegte mich vorwärts, als schwebte ich in einem sehr schlimmen Traum, dem schlimmsten, den ich mir vorstellen konnte. Ich erkannte die Notärztin, Nina Disesa. Ich hatte ein paar Mal in Georgetown mit ihr zusammengearbeitet.
    »Wir sind gerade noch rechtzeitig zu dem Mistkerl gekommen«, sagte Nina, und ihre dunklen Augen wurden schmal.
    »Schade, was?«
    »Hat er ernsthaft versucht, sich selbst das Licht auszuknipsen?«, fragte ich.
    Nina zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Er hat sich das Handgelenk ziemlich übel zugerichtet, aber nur das linke. Dann die Tabletten, massenhaft – alles Ärztemuster.«
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. »Aber er hat eindeutig um Hilfe gerufen?«
    »Nach Aussage seiner Frau und seines Sohnes hörten sie ihn aus dem Arbeitszimmer rufen: ›Daddy braucht Hilfe. Daddy stirbt. Daddy ist krank.‹«
    »Na, der Teil stimmt. Daddy ist unglaublich krank. Daddy ist ein Geisteskranker. Gigantisch geisteskrank.«
    Ich ging zum Notarztwagen hinüber. Immer noch blitzten auf der ganzen Straße Kameras auf. In meinem Kopf drehte sich alles. Für ihn ist alles ein Spiel. Die Opfer im Southeast, Patsy Hampton, Christine. Und jetzt das. Er spielt sogar mit dem eigenen Leben.
    »Sein Puls ist noch kräftig«, hörte ich, als ich zum Krankenwagen kam. Ich sah, wie ein Sanitäter im Innern des Fahrzeugs das EKG-Gerät betrachtete. Ich hörte sogar das Piepsen des Apparats.
    Dann sah ich Shafers Gesicht. Sein Haar war schweißnass, das Gesicht weiß wie ein Blatt Papier. Er starrte mir in die Augen und bemühte sich, scharf zu sehen. Dann erkannte er mich.
    »Sie haben mir das angetan«, sagte er. Dann versuchte er mit letzter Kraft, sich auf der Bahre aufzusetzen. »Sie haben mein Leben ruiniert, um Karriere zu machen. Sie haben das getan!
    Sie sind verantwortlich! O Gott, o Gott! Meine arme Familie!
    Warum muss uns das geschehen?«
    Die Fernsehkameras filmten wie verrückt und bekamen seine gesamte oscarreife Aufführung in den Kasten. Genauso, wie

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