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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ließ sich alles doppelt und dreifach durch den Kopf gehen. Die meisten Männer, vor allem verblödete Amerikaner, mochten so etwas nicht – mit der Folge, dass Boo noch verrückter wurde.
    Shafer lehnte das Gesicht an die Tür, spürte das kühle Holz an der Wange. Jetzt begann seine Show.
    »Ich war wie versteinert vor Angst, dich zu sehen, Boo. Du hast keine Ahnung, wie das ist. Ein Ausrutscher, irgendwas, das sie gegen mich verwenden können, und ich bin erledigt.
    Und was es noch schlimmer macht: Ich bin unschuldig. Du weißt das. An dem Abend habe ich auf der Fahrt von meinem Haus hierher mit dir geredet. Die ganze Zeit haben wir geredet.
    Du weißt, dass ich diese Polizistin nicht umgebracht habe. Elizabeth? Boo? Bitte, sag was. Beschimpf mich wenigstens. Lass die Wut raus … Doktor?«
    Keine Antwort. Eigentlich gefiel ihm das. Dadurch bekam er mehr Respekt vor ihr als bisher. Zum Teufel, diese Frau war noch wahnsinniger als er selbst.
    »Du weißt genau, was ich durchmache. Du bist der einzige Mensch, der meine Krankheit versteht. Ich brauche dich, Boo.
    Du weißt, dass ich manisch-depressiv oder bipolar bin oder wie ihr Seelenklempner meinen Zustand sonst noch nennt. Boo?«
    Dann fing Shafer tatsächlich zu weinen an, worüber er beinahe gelacht hätte. Er jammerte, schluchzte laut. Er ging in die Hocke und hielt sich den Kopf. Er wusste, dass er ein weitaus besserer Schauspieler war als viele hoch bezahlte Schaumschläger, die er in Filmen sah.
    Langsam öffnete sich die Wohnungstür. »Schluchzschluchz«, flüsterte Boo. »Hat der arme Geoff Schmerzen?
    Was für ein Jammer.«
    Was für ein Miststück, dachte er. Trotzdem musste er sie sehen. Sie sollte bald als Zeugin aussagen. Er brauchte sie heute Abend, und er brauchte ihre Hilfe im Gerichtssaal.
    »Hallo, Boo«, flüsterte er.
    Z weiter Akt der Aufführung.
    Sie schaute ihn mit großen dunkelbraunen Augen an, die wie jene Perlen aus Bernstein schimmerten, die sie sich in den Edel-Boutiquen kaufte. Sie hatte an Gewicht verloren, aber dadurch wirkte sie noch erregender auf ihn, noch hilfloser. Sie trug marineblaue Shorts und ein elegantes T-Shirt aus rosa Seide – aber sie trug auch ihr Leid.
    »Du hast mich tiefer verletzt als je ein Mensch zuvor«, flüsterte sie.
    Er behielt die Fassung. Seine schauspielerische Leistung war oscarreif. »Ich kämpfe um mein Leben, Boo. Ständig denke ich an Selbstmord, ich schwöre es dir. Hast du denn nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Willst du, dass dein Bild wieder überall in der Boulevardpresse erscheint? Verstehst du denn nicht, dass ich mich deshalb von dir fern halten musste?«
    Sie lachte verbittert und hochmütig. »Das passiert ohnehin, wenn ich als Zeugin aussage. Die Fotografen werden mich auf Schritt und Tritt verfolgen.«
    Shafer schloss die Augen. »Nun ja, das ist jetzt deine Chance, dich zu rächen und mir wehzutun, Liebling.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das würde ich niemals tun, und das weißt du. Ach, Geoff, warum hast du nicht wenigstens angerufen? Du bist so ein Mistkerl .«
    Shafer ließ den Kopf hängen, ganz der reuige Sünder. »Du weißt, wie nahe ich dem Zusammenbruch war, ehe das alles geschehen ist. Und jetzt ist es noch schlimmer. Erwartest du von mir, dass ich mich wie ein verantwortungsbewusster Erwachsener benehme?«
    Sie lächelte gequält. Shafer sah auf dem Tisch hinter ihr ein Buch. »Wandlungen und Symbole der Libido« von C. G. Jung.
    Wie passend. »Nein, ich glaube nicht, Geoff. Was willst du?
    Pillen?«
    »Ich brauche dich. Ich möchte dich halten, Boo. Mehr nicht.«
    In dieser Nacht gab sie ihm alles, was er wollte. Sie liebten sich wie Tiere auf dem Sofa mit grauem Samtbezug, das Boo für ihre Patienten benutzte, und dann in dem JFK-Schaukelstuhl, wo sie während der Sitzungen immer saß. Er nahm ihren Körper – und ihre Seele.
    Dann gab sie ihm Tabletten: Antidepressiva, Schmerzmittel, fast alle ihre Ärztemuster. Noch immer konnte Boo bei Bedarf von ihrem Ex-Mann Muster bekommen. Shafer wusste nicht, wie die Beziehung zwischen den beiden aussah, aber es war ihm offen gestanden völlig egal. Noch in Boos Wohnung schluckte er ein paar Librium und jagte sich Thramadol rein.
    Dann nahm er Boo noch einmal am Küchentisch, sie wanden sich nackt und schwitzend vor Lust. Der Hackklotz des Schlachters , ging es Shafer durch den Kopf.
    Gegen elf Uhr verließ er ihre Wohnung. Er fühlte sich noch schlechter als zuvor, ehe er zu ihr gegangen war. Doch er wusste, was

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