Alex Cross 07 - Stunde der Rache
beißt.«
Jannie und Damon verzogen das Gesicht. »Nana sagt, es sei Septikämie . Früher hat man das Blutvergiftung genannt.« Damon leistete damit seinen wissenschaftlichen Beitrag. »Wie könnte ich etwas abstreiten, was Nana behauptet?«, sagte ich nur. »Im Augenblick bin ich wirklich kein Gegner für Nana.« Vielleicht nie.
Ich betrachtete die dicken Verbände an Hand und rechter Schulter. Die Haut um den Verband war eklig gelb. »Irgendwas ist in mein Blut gekommen. Aber jetzt bin ich wieder auf dem Damm. Ich kehre zurück.« Aber ich erinnerte mich an Irwin Snyders Worte: Du bist einer von uns.
56
I ch schaffte es, zum Abendessen nach unten zu gehen. Nana belohnte mein Erscheinen bei Tisch mit Hühnchen, Soße, weichen Brötchen und Apfeltaschen. Ich bemühte mich, zu essen, und war überrascht, wie gut mir das gelang.
Nach dem Essen brachte ich Klein-Alex ins Bett. Gegen halb neun ging ich zurück in mein Schlafzimmer. Alle schienen zu verstehen, dass ich müde war, nur ich nicht.
Ich schlief aber nicht sofort ein. Zu viele schlimme Gedanken
über die Mordserie schwirrten mir im Kopf umher. Richtig oder falsch – ich hatte das Gefühl, dass wir irgendwie Fortschritte machten. Aber vielleicht machte ich mir auch nur etwas vor.
Ich arbeitete einige Stunden am Computer. Meine Konzentration war prima. Ich war ziemlich sicher, dass es eine Verbindung zwischen den Städten gab, in denen die Morde stattgefunden hatten. Aber welche? Was übersahen wir alle? Ich überprüfte alles doppelt und dreifach. Ich studierte die Flugpläne sämtlicher Flieger, die diese Städte anflogen, dann die Busgesellschaften und schließlich die Eisenbahnen. Wahrscheinlich war es nur eine Beschäftigungstherapie, aber man konnte ja nie wissen – und ich hatte nichts Besseres zu tun. Ich überprüfte große Konzerne, die in diesen Städten Filialen hatten, und stieß auf viele Gemeinsamkeiten, aber das alles brachte mich keinen Schritt weiter. Federal Express, American Express, Gap, McDonald's, Sears und JC Penney waren überall. Na und?
Ich hatte für jede Stadt, in der diese Morde geschehen waren, einen ausführlichen Reiseführer und brütete bis nach Mitternacht darüber. Resultat Null. Mein Arm pochte wieder. Ich bekam Kopfschmerzen. Im Haus herrschte Stille.
Als Nächstes ging ich reisende Sportmannschaften durch, Zirkusse und Rummelplatzunternehmen, Rock'n' RollGruppen – und dann hatte ich einen Treffer in der Unterhaltungsbranche. Gerade wollte ich aufhören, aber dann stieß ich auf etwas Interessantes. Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben, aber mein Puls wurde immer schneller, als ich die Informationen über die Westküste las. Dann die Ostküste. Und – Bingo! – eine Möglichkeit!
Ich hatte das Muster, nach dem ich gesucht hatte – ein Artistenduo, das im Winter und im Frühjahr an der Westküste und danach an der Ostküste auftrat. Die Städte der Tournee und die Morde stimmten überein. O Gott!
Seit fünfzehn Jahren tingelten die Künstler durchs Land.
Ich war fast sicher, dass ich endlich eine Verbindung zu den Mördern gefunden hatte.
Es waren zwei Zauberer, die sich Daniel und Charles nannten.
Dieselben, die Andrew Cotton und Dara Grey an jenem
Abend in Las Vegas gesehen hatten, als sie ermordet wurden.
Ich fand sogar heraus, wo sie als Nächstes auftreten sollten.
Wahrscheinlich waren sie bereits dort.
New Orleans.
Ich rief Kyle Craig an.
57
E lf Jahre ungelöste Mordfälle und endlich eine Spur. New Orleans, Louisiana. Ein Nachtclub, der Howl hieß. Zwei Zauberer namens Daniel und Charles.
Da ich immer noch nicht reisen konnte, blieb ich in Washington. Ich ärgerte mich gewaltig, nicht in New Orleans sein zu können. Ich verpasste einen wichtigen Moment, aber Kyle war ja dort. Ich glaube, er wollte diese Festnahme unbedingt selbst machen – und ich konnte es ihm nicht verübeln. Zweifellos würde das seine Karriere voranbringen.
An diesem Abend mischte sich ein halbes Dutzend FBI
Agenten zwischen die Menschenmenge, die zu Daniel und Charles' Frühvorstellung erschienen war. Der Nachtclub »Howl« befand sich im Lagerhausviertel bei der Julia Street. Für gewöhnlich spielte man dort Musik, sogar heute Abend ertönten durch die roten Backsteinmauern Blues und Zydeco. Etliche Touristen versuchten »Geaux«-Becher von der Bourbon Street ins Howl mitzunehmen. Aber man verweigerte ihnen den Eintritt »lebenslänglich«.
Die gebrauchten Cressidas, Colts und Pickups waren ein Hinweis, dass
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