Alex Cross 07 - Stunde der Rache
Erster?
Schließlich blinzelte ich. »Nein, du hast deinen ersten großen Fehler gemacht, Kyle. Du hast nicht an alles gedacht. Ein wichtiges Detail ist dir entgangen, Superhirn. Und jetzt überlege mal, was das war? Du bist doch so schlau.«
Ich trat ein Stück zurück. Jetzt lächelte ich, vielleicht sogar ein wenig spöttisch. Ich schaute ihm in die Augen und sah, dass er keine Ahnung hatte, was ich meinte. »Pass genau auf.« Ich holte mein Handy aus der Tasche und hielt es hoch, damit Kyle sehen konnte, dass es eingeschaltet war.
»Ich habe meine Nummer gewählt, ehe wir unser Gespräch begonnen haben. Alles, was du mir gerade erzählt hast, ist jetzt gespeichert. Ich habe dein Geständnis, Kyle. Alles, jedes einzelne Wort. Du hast verloren, du kranker, armseliger Dreckskerl. Du hast verloren, Superhirn .«
Plötzlich sprang Kyle auf und stürzte sich auf mich. Ich schlug ihn wieder k.o. Es war der beste Schlag meines Lebens, jedenfalls empfand ich es so. Er verlor ein paar Schneidezähne. So sah er auf dem Foto in den Nachrichten nach seiner Festnahme aus. Das große Superhirn mit Zahnlücke.
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E ndlich konnte ich mir Ruhe gönnen, eine Zeit lang nicht Polizist sein. Kyle Craig war in einer Hochsicherheitszelle im Gefängnis Lorton. Der Staatsanwalt war zuversichtlich, dass es für eine Verurteilung mehr als genügend Beweise gab. Kyles teurer Anwalt aus New York schrie, dass sein Mandant keine Verbrechen begangen hätte, dass man ihm alles nur in die Schuhe schieben wolle. Ist das nicht verblüffend? Der Mordprozess würde einer der aufsehenerregendsten in Washington und dem Rest des Landes sein.
Aber ich wollte nicht mehr an Kyle denken, auch nicht an seinen Prozess oder irgendeinen anderen psychopathischen Killer. Seit Wochen war ich nicht mehr im Dienst gewesen und fühlte mich großartig. Meine Wunde von dem Eispickel heilte recht gut. Die Narbe würde als Souvenir zurückbleiben. Ich verbrachte so viel Zeit wie möglich zu Hause, strich das Haus neu und war zweimal hintereinander in Damons Konzerten gewesen. Alles lief bestens.
Ich übte mit Jannie springen, las Klein-Alex Märchen vor, nahm Kochunterricht bei der besten Köchin in Washington, jedenfalls behauptete Nana das von sich. Ich hatte endlich auch für mich Zeit. Ich führte etliche nette Gespräche mit Christine Johnson und versprach ihr, hübsche Fotos von Klein-Alex zu schicken. Jamilla Hughes kam zu einem Seminar an die Ostküste und würde uns nächste Woche besuchen. Alles ging gut in ihrem Leben, und ich wollte es nicht zerstören.
Ich saß im Wintergarten und spielte Klavier. Es war kurz vor Mitternacht. Das Haus an der Fifth Street war still, alle außer mir schliefen.
Das Telefon klingelte nicht. Was für eine Freude.
Niemand kam und brachte schlechte Nachrichten, die ich nicht hören wollte, nicht jetzt und nie wieder.
Ich konzentrierte mich auf Lieder von D'Angelo, und es gelang mir recht gut. »The Line«, »Send It On«, »Devil's Pie«. Morgen? Ja, morgen war ein großer Tag.
Ich würde morgen meinen Dienst bei der Polizei quittieren.
Und noch etwas, zur Abwechslung mal etwas Gutes: Ich glaube, ich habe mich verliebt.
Aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht zu einer anderen Zeit erzählen werde.
BLANVALET
Die Originalausgabe erschien 2001
unter dem Titel »Violets Are Blue«
bei Little, Brown and Company, New York.
Blanvalet Taschenbücher erscheinen im
Goldmann Verlag, einem Unternehmen der
Verlagsgruppe Random House.
Deutsche Erstveröffentlichung Mai 2003
Copyright © der Originalausgabe 2001 by James Patterson
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2003
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Design Team München
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck: Elsnerdruck, Berlin
Verlagsnummer: 35892
Lektorat: Maria Dürig
Redaktion: Ilse Wagner
Herstellung: Heidrun Nawrot
Made in Germany
ISBN 3-442-35892-2
www.blanvalet-verlag.de
13579 10 8642
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