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Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens

Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens

Titel: Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Dach des Einkaufszentrums, um den schlimmsten Regen abzuwarten.
    Als der Regen nachließ, watete Starkey durch tiefe Pfützen zu seinem Suburban. Dabei sah er ein junges Paar, das ihm auf dem Parkplatz entgegenkam. Die beiden waren gerade aus einem uralten blauen Pickup gestiegen und hatten das Licht angelassen.
    »Hallo, Entschuldigung. Sie haben das Licht angelassen«, rief Starkey ihnen zu. Die Frau drehte sich um. Der Mann nicht, sondern er kam zu Starkey.
    Er begann zu sprechen, und es war klar, dass er eine Sprachbehinderung hatte. »Wi kumen vo San Cros un woln n La’ance.
    Ha mei Ged vegessn –«
    Die Frau mischte sich ein. »Es tut mir so Leid, Sie zu belästigen. Wir kommen aus Sandy Cross und wollen nach Lawrence«, sagte sie. »Es ist schrecklich peinlich, aber mein Bruder hat sein Portemonnaie in den anderen Hosen vergessen. Wir haben nicht mal genug Geld, um nach Hause zurückzufahren.«
    »Kon Se hefn?«, fragte der Mann.
    Starkey kapierte sofort. Sie hatten die Scheinwerfer angelassen, damit er den ersten Kontakt aufnahm, nicht sie. Die Sprachbehinderung des Mannes war vorgetäuscht. Und das brachte ihn wirklich auf die Palme. Sein Sohn Hank war autistisch. Und diese beiden Scheißtypen benutzten eine Behinderung, um mit einem billigen Trick den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen.
    Blitzschnell hatte Starkey seine Pistole gezückt. Er war selbst nicht sicher, was als Nächstes geschehen würde. Er wusste nur, dass er mehr als stinksauer war. Gott, er kochte vor Wut.
    »Runter! Auf die Knie, ihr beiden!«, brüllte er und stieß dem Mann die Pistole in die widerliche unrasierte Entschuldigung eines Gesichts. »Und jetzt entschuldigt ihr euch. Und zwar sofort, sonst erschieße ich euch gleich hier auf dem beschissenen Parkplatz.«
    Er schlug dem Mann den Pistolenlauf auf die Stirn.
    »O Gott, es tut uns Leid, Mister. Uns beiden. Wir wollten nur ein paar Dollar. Bitte nicht schießen. Bitte, erschießen Sie uns nicht. Wir sind gute Christen.«
    »Ihr bleibt knien«, sagte Starkey. »Und ich will euch nie wieder hier sehen. Nie, nie wieder !«
    Er steckte die Pistole zurück in die Jacke und stapfte zu seinem Wagen. Dort dankte er Gott, dass seine Tochter, noch ein Teenager, Rockmusik gehört und nicht gesehen hatte, was sich auf dem Parkplatz abgespielt hatte. Melanie war wie üblich in ihrer eigenen kleinen Welt.
    »Dann wollen wir mal wieder nach Hause«, sagte er, als er sich hinters Lenkrad setzte. »Und, Mel, dreh die verdammte Musik lauter .«
    Seine Tochter schaute auf und sah das Paar, das auf dem Parkplatz kniete. »Was ist denn mit den beiden los?«, fragte sie ihren Vater. »Die knien im Regen.«
    Starkey rang sich mühsam ein Lächeln ab. »Ich schätze, Gott hat sie gerade gerettet. Jetzt danken sie dem Herrn«, antwortete er.
30
    An einem kalten Tag Anfang Oktober fuhren Sampson und ich wieder die sechs Stunden zum Zentralgefängnis in Raleigh.
    Wir sprachen sehr wenig. Die Uhr für Ellis Cooper war abgelaufen.
    Vor zwei Tagen hatte die Abteilung für den Strafvollzug North Carolinas Cooper offiziell das Datum seiner Hinrichtung mitgeteilt. Danach hatte man ihn in die Zellen verlegt, in denen die Todeskandidaten überwacht wurden. Alles nahm seinen ordentlichen und tödlichen Lauf.
    Sampson und ich hatten von der Gefängnisleitung die Erlaubnis erhalten, Sergeant Cooper zu besuchen. Als wir am Zentralgefängnis vorfuhren, marschierten auf dem Parkplatz davor etwa ein Dutzend Demonstranten, die die Todesstrafe verurteilten. Sie trugen Plakate und sangen Folkssongs aus den sechziger Jahren oder aus noch früheren Zeiten.
    Wir eilten ins Gefängnis und konnten die traurigen Melodien selbst hinter den dicken Steinmauern hören.
    Die Todeswachstation bestand aus vier Zellen, nebeneinander aufgereiht. Sie mündeten in einen Tagesraum mit Fernseher und Dusche. Ellis Cooper war derzeit der einzige Insasse in der Todeswachstation. Zwei Aufseher standen vor seiner Zelle vierundzwanzig Stunden Posten. Sie waren ausgesprochen höflich, als wir kamen.
    Ellis Cooper schaute auf, als wir eintraten. Er schien sich zu freuen, uns zu sehen. Er lächelte und hob die Hand zum Gruß.
    »Hallo, Ellis«, sagte Sampson, als wir uns auf die Stühle vor der Zelle setzten. »Ja, da sind wir wieder. Mit leeren Händen, aber wir sind da.«
    Cooper saß auf einem Hocker auf der anderen Seite der Gitterstäbe. Die Beine des Hockers waren in den Boden geschraubt. Die Zelle war makellos sauber und mit dem Nötigsten

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