Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
er sie!
Doch dann traf ihn ein furchtbarer Schlag auf den Kopf, dann auf die Schultern und den Rücken. Man schrie ihn auf Vietnamesisch an und prügelte weiter auf ihn ein. Er sah, wie eines der Schweine seiner Frau mit der Faust ins Gesicht schlug. Aus keinem ersichtlichen Grund.
»Aufhören! Tut ihr nicht weh, um Himmels willen.«
»Mày sẽ nhìn cô ấy chết«, brüllte Starkey auf Vietnamesisch.
Jetzt kannst du zusehen, wie sie stirbt.
»Trong lúc tao hỏi mày.«
Während ich dich verhöre, du Schwein.
»Mày thấy cảnh này có quen không, Robert?«
Klingt das vertraut, Robert?
Dann steckte Starkey seine Pistole in Colonel Bennetts Mund. »Erinnern Sie sich, Colonel? Erinnern Sie sich, was als Nächstes kommt?«
63
Sampson und ich kamen am Donnerstagnachmittag kurz nach fünf nach West Point. Dort war die Hölle los.
Ich hatte einen dringenden Anruf von Ron Burns beim FBI erhalten. In West Point hatte es einen Mord mit anschließendem Selbstmord gegeben, der auf Anhieb verdächtig klang, als er in Washington gemeldet worden war. Ein hochdekorierter Colonel hatte angeblich seine Frau umgebracht, dann sich selbst.
Sampson und ich flogen zum Stewart-Flughafen in Newburgh, dann fuhr ich die achtzehn Meilen nach West Point. Wir mussten unseren Mietwagen parken und die letzten Blocks zu den Offiziersquartieren zu Fuß gehen.
Die Straßen waren abgesperrt und für den Durchgangsverkehr geschlossen. Die Presse war vor Ort, aber die Militärpolizei drängte sie zurück. Selbst die Kadetten schauten neugierig und besorgt drein.
»Du und Burns und das FBI, ihr werdet ja bald dicke Freunde«, meinte Sampson, als wir zum Tatort Bartlett Loop gingen.
»Er gibt dir viel Hilfestellung.«
»Er hat es sich in den Kopf gesetzt, dass ich fürs FBI arbeiten will«, erklärte ich Sampson.
»Und? Willst du?«
Ich lächelte Sampson an, bestätigte es nicht, leugnete es aber auch nicht.
»Ich dachte, du wolltest den Polizeidienst quittieren, Süßer.
War das nicht der große Meisterplan?«
»Im Augenblick weiß ich überhaupt nichts sicher. Ich bin hier, mit dir, auf dem Weg zu einem neuen, total beschissenen Mordfall. Die gleiche Scheiße, nur ein anderer Tag.«
»Du bist immer noch besessen, Alex. So schlimm wie eh und je, richtig?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nicht besessen von diesem Fall, John. Ich helfe dir nur. Erinnerst du dich, wie alles angefangen hat? Rache für Ellis Cooper.«
»Ja, wir sind beide besessen. Du kannst dieses Puzzle nicht lösen. Das macht dich wütend und verflucht neugierig. So bist du nun einmal, Alex. Du bist und bleibst ein Jäger.«
»Ich bin, was ich bin, sagte Popeye der Matrose.« Ich schüttelte den Kopf, musste aber lächeln.
64
Das Haus der Bennetts war abgesperrt. Sampson und ich wiesen uns bei einem nervös wirkenden Militärpolizisten am Rande des Tatorts aus. Mir war klar, dass der junge Mann noch nie etwas so Schreckliches gesehen hatte. Ich leider schon.
Nachdem wir die Wegwerfstiefel aus Papier angezogen hatten, durften wir die drei Steinstufen hinaufgehen, die ins Haus führten. Dann suchten wir nach einen CID-Offizier, der Pat Conte hieß. Die Armee »kooperierte« wegen der anderen Fälle.
Sie ließen auch ein Spurensicherungsteam vom FBI arbeiten, um ihren guten Willen zu zeigen.
Ich fand Captain Conte in dem schmalen Gang vor dem Wohnzimmer. Offenbar hatten sich die Morde in der Küche abgespielt. Die Beamten der Spurensicherung staubten überall nach Fingerabdrücken und fotografierten den Tatort aus jedem Winkel.
Wir schüttelten Conte die Hand, dann berichtete er uns alles, was er wusste oder zu diesem Zeitpunkt zu wissen glaubte.
»Bis jetzt kann ich Ihnen nur das Offensichtliche bieten. Wie es aussieht, hatten Colonel Bennett und seine Frau Streit, der anscheinend in Gewalttätigkeit ausartete. Eine Zeit lang muss sie ebenso gut ausgeteilt wie eingesteckt haben. Dann griff Bennett zu seinem Dienstrevolver. Er schoss sie in die Schläfe, dann erschoss er sich selbst. Freunde sagen, dass sich das Ehepaar sehr nahe stand, aber häufig stritt, manchmal kam es dabei auch zu Handgreiflichkeiten. Wie Sie sehen können, fand die Schießerei in der Küche statt. Irgendwann gestern Abend.«
»So war also Ihrer Meinung nach der Tathergang?«, fragte ich Conte.
»Zu diesem Zeitpunkt, ja, das ist meine Aussage.«
Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie Wut in mir aufstieg.
»Man hat mir gesagt, dass wir hier mit Kooperation
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